Hochschulseminar – Dichte und Nähe
 
Estudio Teddy Cruz
Malin Rischkopf, Lars Petershagen, 23.3.2009

Teddy Cruz founded his San Diego-based practice, Estudio Teddy Cruz, in 1993. Learning from emerging immigrant neighborhoods across the country, Cruz looks for neighborhood models where informality and resourcefulness lead to sustainable, affordable communities. Cruz argues that these models can strengthen all American neighborhoods.
The practice of Estudio Teddy Cruz is inspired by the location at the border between San Diego, California and Tijuana, Mexico, where two radically different cultures, societies and economies approximate each other and occupy the same geography. By focusing on the particularities of this bicultural territory, the office is able to re-contextualize global process in their search to produce more hybrid and flexible landscapes.

The work of Estudio Teddy Cruz ranges urban analysis and design proposals to built architecture, interiors, installations, public art and landscape interventions. The designs emerge out of ongoing speculations about relationships between architecture and different aspects of contemporary life and the socio-cultural and political implications of constructing space. Community engagement originates and shapes projects and their co-existence with the landscape. Ideas and forms come from existing physical and urban conditions and from patterns of use of space and social interaction that can redefine the limits imposed by zoning and planning laws.

 

Inspiriert von der Lage seines Büros an der Grenze zwischen San Diego, Kalifornien und Tijuana, Mexiko erforscht Teddy Cruz in Zusammenarbeit mit Mike Davis die Einzigartigkeit dieses bikulturellen Gebietes. In den ersten Betrachtungen erfasst Teddy Cruz die Konflikte von Grenzgebieten in der ganzen Welt und entwickelten den „Political Equator“, der den Ursprung der Analyse darstellt. In weiteren Schritten nähert er sich dem Gebiet San Diego/Tijuana an um dieses ausführlich zu analysieren.

Das Grenzgebiet San Diego/Tijuana ist das meist befahrene der Welt, annähernd 60 Millionen Menschen überqueren die Grenze jährlich. An diesem Gebiet treffen zwei extrem unterschiedliche Kulturen mit unterschiedlicher ökonomischer Situation aufeinander. Getrennt werden diese dicht beieinander liegenden Strukturen durch eine Stahlwand, die genau das Gegenteil der heutigen Globalisierung verkörpert.

Die Urbanität der beiden Städte formuliert unterschiedliche Standpunkte und zeigen zwei Reaktionen auf das Phänomen Grenze. Während San Diego sinnbildlich für die Trennung und Inbegriffe einer Planstadt ist, entwickelt sich Tijuanas Urbanismus als eine Art zwanglose Kollektion nomadischer Niederlassungen. Die Zentren der beiden Städte, die nur zwanzig Minuten auseinander liegen repräsentieren gänzlich unterschiedliche sozial-wirtschaftliche und politische Gesamtheiten. Während San Diego sich selbst als „Amerikas feinste Stadt“ bezeichnet, wird Tijuana in Mexiko als eine zerfallene Mischform und kurzlebige Stadt gesehen, die sich vom Rest des Landes distanziert.

Die eine Stadt profitiert vom entsorgten Material der anderen. Tijuana recycelt das Übergebliebene, dass über die Grenze gebracht wird und die Einwohner kombinieren dies zu neuen Szenarien und unzähligen neuen Möglichkeiten der Behausungen. Es entstehen multi-kulturelle und generations-übergreifende Gemeinschaften, die in Häusern mit gestapelter Formgebung ihre eigenen Vorstellungen von Nutzung verwirklichen. Diese Mischnutzung und hohe Dichte innerhalb der Stadt führt paradoxerweise zu einer neuen Form des sozialen Wohnungsbaus.

 

 

 

 

 

 

Casa Familiar
Das mit der gemeinnützigen Organisation Casa Familiar entwickelte Projekt in den Grenzviertels von San Ysidro, Kalifornien umfasst zwei Wohnprojekte zum einen „Living Rooms at the Border“ und „Seniorgardens“. In die Planung der Projekte fließen Ideen der Bewohner aber auch Vorgaben von Behörden ein, die zu einer sozialen Nachhaltigkeit der Stadtplanung führt. Hierbei dienen die Dichte und Vielschichtigkeit der Grenzviertel von Mexiko als Vorbild.

„Living Rooms at the Border“ soll aufzeigen, dass auch in Kalifornien mehr Dichte zu einer höheren sozial-kulturellen Vereinigung der Viertel führt. Es entstehen öffentliche Räume (Plätze und Gemeinschafträume), die für verschiedene Nutzungen zur Verfügung stehen. Innerhalb der Wohngebäude entstehen ebenfalls gemeinschaftlich genutzt Räume (z. B. Küchen), die das soziale Zusammentreffen der Bewohner fördert. Dieses Projekt vermittelt eine neue Form des sozialen Wohnungsbaus, auch im Bezug auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit durch eine umfassende Infrastruktur und nachbarschaftliche Zusammenarbeit.

„Seniorgardens“ ist ein weiteres Projekt das von der Organisation Casa Familiar unterstützt wird. Das Hauptmerkmal liegt bei der Zusammenführung unterschiedlicher Generationen, die sich im Alltag unterstützen. Das Projekt umfasst mehrere Wohneinheiten die auf unterschiedlichen Ebenen mit dem öffentlichen Raum verflochten werden. Es gibt eine Kindertagesstätte für Kinder von berufstätigen Eltern in der sich die älteren Bewohner in die Betreuung mit einbringen. Es entsteht eine Form des Mehr-Generationen-Wohnens innerhalb eines Viertels.

 

 

 

 

Hudson
In Zusammenarbeit mit dem Künstler David Deutsch entwickelte Teddy Cruz ein städtebauliches Projekt in Hudson, N.Y. Das Projekt soll die Gentrifizierung in den ärmsten Viertel der Stadt verhindern. Die Planung basiert auf der Zusammenarbeit mit Bewohnern aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten. Teddy Cruz teilte die Entstehung in sechs Entwicklungsstufen. Das Gebiet definiert sich durch zwei Hauptachsen, die State Street und die Warren Street. Die brachgefallenen Flächen zwischen den beiden Achsen stellen die informale Trennungslinie zwischen den baufälligen Arbeitervierteln und der hochwertigen Bebauung der privilegierten Bewohner dar. Teddy Cruz entwarf für diese Flächen einen Park, der durch mehrere Wohnblöcke verlaufen sollte. Entlang der östlichen Kante des Parks, entstand eine Mischnutzung aus Appartements und öffentlichen Zonen. Der der Mitte des gesamten Komplexes ist ein erhöhtes Amphitheater vorgesehen, das als Treffpunkt und Zentrum dient. Zusätzlich gibt es gemeinschaftliche Gärten, die von Wohnungen und öffentlichen Gebäuden, sowie Läden und Cafés umschlossen werden. Eine überdachte Loggia bildet einen weiteren Freiraum innerhalb des Gebietes. Diese unterschiedlichen gemeinschaftlichen Räume sollen Verbindungen zwischen den Achsen schaffen. Eine Kindertagesstätte und ein Zentrum für ältere Menschen stärken die Zusammenführung.

 

 

 

 

 

 

Biennale Venedig
Die Installation auf der Biennale in Venedig stellt den Konflikt an der Grenze von San Diego, Kalifornien und Tijuana, Mexiko dar. Sie umfasst die gesamte Recherche und Analyse von Teddy Cruz in Zusammenarbeit mit Mike Davis über dieses Gebiet.

 

 

 

>>>  Lecture by Teddy Cruz (California College of the Arts, March 4, 2013)



Quellen:
www.world-architects.com
www.politicalequator.org
www.artkrush.com
www.archleague.org
www.aia.org
www.nytimes.com