Hochschulseminar – Zu Fuß
 
Lucius Burckhardt - Warum ist die Landschaft schön?
Gruppenarbeit, 11.2.2008

 

Warum ist die Landschaft schön? - Die Spaziergangswissenschaft

> Landschaft
> Warum ist die Landschaft schön?
> Landschaft und Ästhetik
> Gärten und Gartenkunst
> Niemandsland
> Tendenz der Gartenkunst
> Ur-Sparziergang
> Ziel und Weg
> Was entdecken Entdecker?
> Fazit

Lucius Burckhardt begründete 1980 die Promenadologie oder auch die Spaziergangswissenschaft.
Dieses Nebenfach entwickelte er zu einer komplexen und weit blickender Planungs- und Gestaltungswissenschaft für den Bereich Landschaftsplanung, Architektur und Stadtplanung.
Die Spaziergangswissenschaft ist die Haltung zur Wahrnehmung und Wirklichkeit, für ein anderes Verständnis von Landschaft und urbanem Raum, sowie für eine neue Architektur und Planung.
Die Sparziergangswissenschaft untersucht das Verhältnis von Stadt und Landschaft.

Landschaft:
In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis von Stadt und Landschaft verändert. Die Menschen, die aus der Stadt wandern, finden eine ästhetisch verarmte Gegend vor, in denen eine intensivierte Landwirtschaft, spuren der Verödung hinterlassen.

Heut zutage steht den Stadtbewohnern so viel Grünfläche zu Verfügung, wie keiner Generation zuvor. Dennoch beklagen sich die Stadtbewohner über mangelndes Grün in der Stadt. Stadt und Land sind heutzutage nicht mehr so einfach zutrennen, dieses liegt an der Zersiedelung der Umgebung.

Die Landschaft erkennt man erst dann, wenn man nicht in ihr arbeitet. Die Landschaft ist in unseren Köpfen zu suchen – sie ist ein Konstrukt unseren Köpfen.

Im Laufe unseres Lebens lernen wir die unterschiedlichsten Landschaftsbilder kennen. Die Landschaft ist immer durch Medien vermittelt worden.

Warum ist die Landschaft schön?
Die Grundregel einer schönen Landschaft lautet: “Die Landschaft ist ein Konstrukt.“ Damit will gesagt sein das die Landschaft kein Erscheinungsbild der Umwelt ist, sondern die Landschaft spielt sich in den Köpfen des Betrachters ab.
Wenn sich in unseren Köpfen eine Landschaft aufbaut, so bedient sich diese an einer Palette von Farben, Strukturen und erkennbare natürliche Zusammenhänge.
Die Landschaft baut sich aus mehren Schichten auf, einmal aus der Schicht der Farben, der Schicht der natürlichen Zusammenhänge und aus der dritten Schicht, die soziale Schicht, was zum Beispiel ein leer stehendes Bauernhaus sein kann.

Landschaft und Ästhetik:
Was wir in der Ferne sehen, nennen wir Landschaft. Der Begriff Landschaft ist eine Abstraktion, es erlaubt uns gewisse Dinge einfach zu ignorieren und andererseits heterogene Dinge unter ein Bild zu erfassen. Die Landschaft ist ein Trick unserer Wahrnehmung, dieser Trick ermöglicht uns heterogene Dinge zu einem Bild zu erfassen.

Gärten und Gartenkunst:
„Gärten sind eine Kunst, und um niemanden zu entmutigen, müssen wir gleich beifügen: Gärten sind eine Kunst für jedermann!“
Gärten sind Bilder, beim Lesen der Gärten lassen sich wunderbare Funde machen.
Beim botanischen Garten geht es um die ursprüngliche Rekonstruktion des Garten Eden. Ein Stück Philosophie in mitten praktischer Reflexion.

Niemandsland:
„Niemandsland, das ist das Land, wo der Schorsch seine Selbst gebastelte Rakete zündete und wo die Anne ihren ersten Kuss bekam.“
Das Niemandsland gibt es nicht in der geplanten Stadt. Das Niemandsland ist ein Produkt der Planung, denn es gilt ohne Planung kein Niemandsland.
„Niemandsland entsteht da, wo nach Ausschneiden einer Baumzone, die landwirtschaftliche Nutzung obsolet, die städtische Nutzung aber noch nicht genügend rentabel ist.“
Das Niemandsland ist der Leerraum zwischen der Stadt und dem Planungsgebiet.

Tendenzen der Gartenkunst:
1. Der disziplinierte Professionalismus – traditionelle Mittel der Gartenkunst werden gekonnt und Ziel bewusst aufgenommen
2. Die Künstlerischen – die Gartenkunst wird als darstellende Kunst verstanden
3. Die Architektonischen - der Garten wird nicht dem gebauten gegenüber gestellt, sondern das Gebaute verwandelt sich mit zu nehmenden Abstand zum Garten
4. Die Poetischen – die private und hermetische Poetik der Windmühle wird in Hochsprache lesbar gemacht
5. Die Natürlichen – die Ökologie ist nicht sichtbar, sondern sie wird erst unter dem Mikroskop sichtbar. Die Natürlichkeit wird dargestellt durch die Verteilung der Gehölze und die Mischung der Flora
6. Die Sozialen – der Garten zum Mitmachen zum Beispiel zum Spielen für Kinder

Ur-Spaziergang:
1976 fand der Ur-Spaziergang in Riede/Emstal statt. Dieser Sparziergang war von Karl Heinrich Hülbusch organisiert. Dieser Ur-Sparziergang hatte die Form einer Schleife: Der Fußgänger verlässt das Dorf, durchquert ein landwirtschaftliche Zone bis hin zu einem Wald, passierte diesen Wald über einige Lichtungen und kommt schließlich zu einer Rodung mit Rundumsicht, wo auch ein betonierter Grillplatz vorzufinden war. Von dort aus stieg man ab in die fruchtbare Ebene, durchquerte Felder und stieß dann auf eine Reihe von Pappeln, von dort aus ging es zurück ins Dorf. Aufgabe war nach diesen Rundgang anhand einer Landkarte die lieblichen Orte einzutragen.
„Es ergab sich jeweils das Bild des Spazierganges als einer Zusammensetzung von Strecken und ausgezeichneten Orten, also einer Perlenkette.“

Der Spaziergang ist wie eine Perlenschnur, die von einem bemerkenswerten Ort – den Perlen - zum nächsten bemerkenswerten Ort führt. Unsere Landschaft ist in Zonen organisiert. Die Orte sind in einer logischen Ordnung organisiert: der Uferwald, die Dünen, der Strand, das Meer.

Ziel und Weg:
Der Spaziergang so wie auch die Reise können zwei Bedeutungen haben. Entweder handelt es sich um einen Weg mit einem Ziel, wobei das Ziel hier das wichtige Element ist.
Oder aber es wird gereist um den Willen der Information der Reise zu genießen.
So erscheint die Pilgerreise am Ziel orientiert, dennoch werden hier fromme Zwischenstationen eingerichtet.
„Im Bezug auf das Landschaftserlebnis folgt die traditionelle Reise dem Modell der Perlenschnur.“

Was entdecken Entdecker?
Die Landschaft wahrzunehmen muss gelernt sein. Dieses gilt auf einer historischen Ebene als auch auf eine individuellen Ebene. Die Landschaft ist ein kollektives Bildungsgut.
Als Neil Armstrong auf den Mond landete, beschrieb er zuerst die Landschaft. Er fand dort eine natürliche Landschaft vor. „Und zwar eine solche, wegen welcher er nicht hätte auf den Mond fliegen müssen; auf dem Steingletscher, an der Furka oder im Colorado Canon hätte er ähnlich Erlebnisse haben können.“

Fazit:
Bei den Spaziergangswissenschaften geht es nicht nur einfach um das Spazierengehen, denn hier bei geht es auch um die Wahrnehmung unserer Orte, von wo aus wir die Räume sehen, in denen wir leben.
Wir sehen unsere Umwelt immer weniger als Fußgänger und Bewohner, sondern als Autofahrer und Touristen. Spaziergangswissenschaft ist insofern der Versuch, Distanz zur automobilen Perspektive auf Stadt und Land und Landschaft zu gewinnen.
Darum sollte man immer wieder auf Details eines Ortes achten. Einfach mal das Navigationssystem ausschalten und den Ort wahrnehmen.