Hochschulseminar – Mythos grüne Stadt
 
Landlust vs. Grauer Beton - Polemik oder Sachverstand?
Angelina Eger, Bente Dahmke, 25.11.2014

Technological progress and the resulting fast pace of everyday life is constantly increasing. Many people long for deceleration and find them in the myth of the countryside. These ‚escapers‘ are thriving and journals like ‚Landlust‘ have a higher circulation than, for example, ‚Der Spiegel‘. The idea of life in nature, however, is completely transfigured, partly because of lack of the experience itself, on the other hand, because we find ourselves in a time of polti matic as well as financial luxury. Nature is seen as a modern indulgences, buying organic is the purchase of a pure conscience same. Countrylife has not only advantages but clearly disadvantages that are difficult for romanticized townspeople to recognize. Rather, the city needs the country and also other around. In current discussions, not only the turn to the countryside, but also the abandonment of gray concrete (also known as the city) shows.

 

Ausgangsposition: aus Wohnplätzen wurden Dörfer, daraus Städte – der Mensch ist auf der Suche nach Sicherheit und schafft sich Urbanität. Die künstlichen Welten müssen jedoch heute kaum noch verlassen werden, da die Trennung von Stadt/Land immer mehr zunimmt. Genau so beschleunigt sich auch das Entwicklungstempo, der technische Fortschritt bestimmt zunehmend den Alltag und der Zusammenhang zwischen Fiktion und Wirklichkeit verschwimmt zunehmend.

Die ursprüngliche Absicht einer Ordnung als ideal der Stadt wird durcheinander gebracht, der Mensch wird vor täglich neue Herausforderungen gestellt – und findet sich selbst in der Orientierungslosigkeit. Die Natur hingegen hat eine Beständigkeit, ist in sich verlässlich und wird zum Vertrautem und Zufluchtsort.

Der Jugendreport Natur stellte kürzlich in einer Umfrage die Frage: 'Was fällt Ihnen spontan zum Thema Natur ein?' - die Antworten waren durchweg positiv und unterstützt die Vorstellung des idealisierten Paradises. Genau hier greifen Zeitschriften wie zum Beispiel die 'Landlust'.

Die meisten Menschen erfahren Natur medial und als Freizeitvergnügen, Tierschlachtung und Ackerbestellung sind nicht mehr Lebensinhalt von 40% der Bevölkerung (wie vor hundert Jahren), sondern beschäftigt nur unter 2%. Man erlebt die Natur heute nicht mehr praktisch, sondern wir erfahren sie durch Bücher, Filme ('Avatar', 'eine unbequeme Wahrheit' etc.). Das führt dazu, dass es keine kollektive Auseinandersetzung mit den Schattenseiten der Natur gibt. Anders ist dies in Ländern, die durch Naturkatastrophen beeinflusst werden. Außerdem leben wir momentan in einer Zeit des absoluten Wohlstandes, worauf die Gesellschaft immer mehr mit der Abwendung von der monetären Wertschöpfung reagiert. 

Dadurch, dass man keine Komfortabstriche im Konsum machen muss, sondern durch das Kaufen der 'richtigen' Produkte sein Gewissen erleichtern kann, ist der Naturgedanke vergleichbar mit dem modernen Ablasshandel. es wird nicht minimiert- es wird in richtig und falsch sortiert.moderner Ablasshandel. Die stetige Angst der Menschheit ist auch durch ihren wohlstand bedingt und die häufig einfachste Antwort ist: Minimierung technischer Risiken, Erhöhung des grünen Wachstums.

Der eigene Lebensraum wird in den 'Landlust'- Zeitungen der zentrale Ort, dies ist gleichzusetzen mit dem Erschaffen eines Cocoons - die Leser igeln sich gegen den Zeitgeist ein, sind somit aber direkt im Zeitgeist. Durch das Cocooning wird die Verantwortung für das große ganze dezentralisiert - man geht also nicht mehr auf die Straße um zu demonstrieren, sondern man pflanzt kümmert sich um sein eigenes Heim und seine Zimmerstauden. Die weichgespülten, inszenierten Artikel über das Leben auf dem Land sind absolut friedvoll und verklärt und vermitteln dem Leser ein Gefühl der heilen Welt.

Längst überholte die 'Landlust' z.B. den Spiegel in der Auflagenstärke, dies zeigt den Trend: weg von der Politik, rein in den Garten. Nun ist das Magazin neben der 'Bild am Sonntag' führend auf dem deutschen Markt und erfüllt die Funktion des Fluchthelfers.

Die Zielgruppe der Zeitschriften sind sogenannte LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) - sie sind Feinde der Wegwerfgesellschaft, kaufen eher hochpreisigere und hochwertigere Produkte und wertschätzen die Natur. Auch deswegen kamen in der Vergangenheit Zeitschriften wie die 'Stadtlust' nicht gut bei den Käufern an.


Wo liegt unsere Zukunft? Die Stadt bietet auch Artenreichtum, ist nachhaltiger durch kürzere Wege und bessere Mobilität. Des Weiteren gibt es immer mehr share-Projekte und Nachbarschaften werden intensiver. Wir sind jedoch der Meinung: Stadt und Land bedingen einander. 

Quellen:

http://img.welt.de/img/wirtschaft/crop131589083/9686938656-ci3x2l-w900/MainSofa-zum-hessischen-Tag-der-Nachhaltigkeit-2-.jpg

http://www.fotos.sc/img2/u/lavas/h/umwelt_menschen_natur_begegnung_kultur_land_treffen_stadt_stimmung.jpg

http://www.taz.de/uploads/images/684x342/bio_05.09._dpa.jpg

cdn1.spiegel.de/images/image-144370-galleryV9-tstr.jpg

https://kioskforscher.files.wordpress.com/2013/03/coverstadtlust.jpg

http://www.ivw.eu/

https://www.liebes-land.de/bilder/titel/0914_400.jpg

http://www.burda-news.de/sites/default/files/bilder/Land1004.jpg

http://www.paninicomics.de/static/artbilder/jpg/LandKind042012_421.jpg

http://www.landidee.nl/wp-content/uploads/2012/07/cover-zomer-landidee-klein.jpg

http://www.bild.de/10um10/2014/10-um-10/hitliste-um-zehn-schoenes-landleben-36814382.bild.html

http://www.karmakonsum.de/wp-content/uploads/2010/10/landspiegel.png

http://www.natursoziologie.de/files/naturkulturkritik_1402251414.pdf

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http://www.energiezukunft.eu/uploads/pics/umwelt_wirtschaft_duerre_naturkatastrophe_pixelio.jpg

http://www.effilee.de/wp-content/uploads/images/ATP9293-518x344.jpg

http://www.biopress.de/Mambo/images/stories/Berichte/2009/Ausgabe_58_Feb_2009/Seite_026_027_Alnatura/seite_026_027_alnatura_01.jpg

 

Frankfurter Allgemeine 28.05.2012

'Das grüne Gewissen - Wenn die Natur zur Ersatzreligion wird' Andreas Möller, Carl Hanser Verlag