Hochschulseminar – Distanz und Dichte
 
Die kleinteilige Stadt - Nahversorgung, Nachbarschaftsinitiativen, Portale
Janina Rausch, 08.03.2021
In the following text different reactions to corona crisis regarding to local care, neighborhood initiatives and portals are shown. Medium-sized companies, restaurants and service providers developed new business models, strengthened their digital presence and emerged delivery services. Internet sites and portals inform about new offers and support local retailer, e.g. through sales of vouchers. The importance of digitalization increases. Moreover the offer for help in the nighbourhood grows and initiatives were established. Internet sites also provide support here. Art and culture get influenced and leads to new forms.

Nahversorgung
Die Corona-Krise hat erhebliche Auswirkungen auf soziale und wirtschaftliche Faktoren in unserer Gesellschaft. Wegen der Maßnahmen zur Wahrung der körperlichen Distanz, wurden während des Lockdowns Einzelhändler, Restaurants, Bars, Kneipen und Dienstleister wie Frisöre, Massage- oder Tattoo-Studios mehrere Monate geschlossen. Lediglich Behörden, Supermärkte und Apotheken durften zur Grundversorgung geöffnet bleiben. Zur Unterstützung dieser Bevölkerungsgruppe werden staatliche Leistungen und Hilfen fällig. Die Hilfe für bedürftige und wohnungslose Menschen ist in dieser Zeit ebenfalls sehr wichtig. Verschiedene Organisationen bieten weiterhin Nahrung an. Zudem gibt es Gabenzäune, an denen Spenden für diese Menschen gehängt werden können. Es ist wichtig, die Grundversorgung der Menschen aufrecht zu erhalten. Einige Beispiele der Reaktionen von mittelständischen Unternehmen, Gastronomen und Dienstleistern auf die Corona-Krise werden im Folgenden näher betrachtet.



Mittelständische Unternehmen

Viele mittelständische Unternehmen müssen kreativ auf die Situation reagieren, um auf sich aufmerksam zu machen und weiterhin genügend Erträge zu erwirtschaften. Diese werden durch eine zunehmendere Social-Media-Präsenz, Videos und Aktionen erreicht. Circa drei Millionen der deutschen Unternehmen beschäftigen unter 10 Mitarbeiter. Vor allem diese sollen laut Handelsblatt unter der Krise leiden.
Eine Buchhändlerin fing an, ihre Bücher zu verschicken oder zu den Kunden nach Hause zu bringen. Teilweise wurden Bücher auch im gegenüberliegenden Supermarkt, der weiterhin geöffnet bleiben durfte, hinterlegt.
Eine Autowerkstatt macht über Instagram auf sich aufmerksam und holt reparaturbedürftige Autos während der Krise bei den Kunden ab und bringt diese auch wieder zurück.
Ein Kleidungsgeschäft ohne eigenen Onlineshop nutzte Instagram, um Kleidung zu präsentieren, sodass die Kunden diese anschließend bestellen konnten.
Viele kleinere Unternehmen sind wesentlich flexibler hinsichtlich dieser Umstellung und den Angeboten. Größere Unternehmen oder Handelsketten können in den vielen Fällen erst zeitverzögert auf die neue Situation reagieren.


Gastronomie und Dienstleistungen

Viele Gastronomien durften ihren normalen Betrieb trotz Hygienemaßnahmen nicht aufrechterhalten. Aus der Not heraus boten einige Gastronomien Lieferdienste an. Außerdem war es teilweise möglich, das Essen vor Ort abzuholen. Um die Gastronomen und auch Dienstleister zu unterstützen, konnten Gutscheine gekauft werden, die später bei Eröffnung eingelöst werden. Nach diesem Prinzip funktioniert auch die Plattform „pay now-eat later“. Hier können von vielen verschiedenen Restaurants und Bars Gutscheine erworben werden können.



Internetportale

Es gibt einige Internetseiten und –portale, die die Einzelhändler lokal unterstützen. Es wird eine Übersicht der Einzelhändler und Geschäfte der Branchen Gastronomie, Geschäfte, Buchhandel und Dienstleistungen sowie ihre alternativen Angebote während der Corona-Krise aufgezeigt. Zum Beispiel die Erweiterung ihrer Dienste durch Lieferungen, oder telefonische sowie Onlinebestellungen. Dadurch werden potenzielle Kunden aus der Umgebung informiert und angeregt, die lokalen Unternehmen zu unterstützen.
Weiterhin gibt es Internetseiten, die auf einzelne Stadtteile in Bremen begrenzt sind und zusätzlich über Neuigkeiten und Events informieren. Andere Portale und Initiativen sind verbreiteter. Zum Beispiel FAIRzichten ist eine Initiative, die kleine und mittelständige Unternehmen unterstützt, indem Gutscheine erworben werden können oder auf ein Erstattungsanspruch z.B. bei Konzerten verzichtet wird.


Kunst und Kultur

Die Corona-Krise führte dazu, dass auch Museen, Kinos und Theater schließen mussten. Dies hat vor allem für Freiberufler, Künstler, Kinos und Clubs Folgen und wirkt sich auf die Kunst und Kultur aus.
Die Musik kann aber trotzdem mit körperlichen Abstand stattfinden, auch wenn Konzerte oder Veranstaltungen mit größeren Menschenmengen verboten sind. Zum Beispiel Cameron Carpenter zeigte dies. Er ist ein amerikanischer Organist und Komponist und spielte im Konzerthaus Berlin. Während Corona wurde dagegen die Laderampe eines LKW`s vor Seniorenheimen seine neue Bühne. Auch eine Grundschullehrerin stimmte vor einem Seniorenheim Lieder an oder es finden Charity-Konzerte in den Innenhöfen statt. Dadurch wird Solidarität, mentale Unterstützung und Wertschätzung ausgedrückt und es kommt etwas Abwechslung in den Corona-Alltag.
Die Kinos hatten es vor der Corona-Krise schon nicht einfach und die aktuelle Situation begünstigt die Lage nicht gerade. In Deutschland können Kinos unterstützt werden, indem auf heimkino.de Werbespots anschaut werden. Manche Streamingdienste geben Gewinne an Kinos ab. In Frankreich gibt es das assoziatives Kino El Clef, das jeden Freitagabend um 21 Uhr einen Film an die gegenüberliegende Giebelwand wirft. Die Menschen reagieren mit Applaus darauf. Diese Geste soll die Menschen „träumen lassen“ und an die Bedeutung der Kultur erinnern.
Da auch die Museen schließen mussten, begann die Kunsthalle Mannheim jeden Tag ein Kunstwerk der Sammlung im Netz mit einen wenigen Sätzen zu präsentieren. Dies ist eine Möglichkeit Kunst ganz anders und auch zeitgemäß vorzustellen. Die Kunstwahrnehmung ändert sich auch durch die Medien. Es wird gesagt, dass Musik live erlebt werden muss und für die Wahrnehmung der Kunst ist die Herstellung von verbindlichen Kontexten sehr wichtig.


Nachbarschaftsinitiativen

Vor der Corona-Krise gab es schon einige Initiativen und Dienstleistungszentren, die ihre Hilfe angeboten haben und Anlaufstellen für viele Menschen sind. Durch die Corona-Krise wächst die Hilfsbereitschaft und immer mehr Initiativen und Unterstützungen werden gegründet und angeboten. Dabei sind es nicht nur Verbände und Organisationen, sondern auch Einzelne, die ihre Hilfe anbieten. Es zeigt, wie die Menschen in Krisen zusammenhalten. Nachbarn helfen sich im Corona-Alltag. Es werden Einkaufshilfen für Personen mit erhöhtem Risiko angeboten. Außerdem können Eltern durch Kinderbetreuung entlastet werden. Weiterhin werden Masken oder Nachhilfe angeboten.


Internetportale

Die Internetportale unterstützen die Nachbarschaftshilfen. Durch die Registrierung kann mit der Nachbarschaft in Kontakt treten werden. Während die Portale online Neuigkeiten verbreiten, Hilfe anbieten oder nachfragen, gibt es zum Teil auch Vorlagen für Aushangpläne. Diese können mit Hilfsangeboten im Treppenhaus ausgehängt werden, damit auch diejenigen erreicht werden, die keinen digitalen Zugriff haben. Neben den Portalen für die Nachbarschaftshilfe gibt es auch Portale wie match4healthcare, die sich an eine bestimmte Berufsgruppe im Gesundheitswesen richtet und ein Austausch von Qualifikationen und Erfahrungen ermöglicht.
Weiterhin werden in den sozialen Medien wie Facebook oder Instagram Gruppen zum Austausch oder für Hilfe gebildet.


Natürlich verlangt uns die Corona-Krise Vieles ab. Viele leben an ihren Existenzen, mussten vielleicht ihr Geschäft aufgeben, kennen keinen normalen Alltag oder fühlen sich zu Hause eingesperrt und einsam. Auch die Kontaktsperren führen zu weiterer sozialer Isolation. Durch die Initiativen- und portale wird versucht, trotz der Distanz soziale Kontakte herzustellen. Ein digitaler Austausch hilft, um über die eigene Situation sprechen zu können und sich mit anderen auszutauschen, die in der ähnlichen Lage sind. Nachbarschaften wachsen dadurch zusammen, es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Es wird sich mehr geholfen und Menschen treten mit körperlichen Abstand in Kontakt. Generell wird die nähere Umgebung wesentlich bewusster wahrgenommen.


Weiterführende Links:

https://www.nachbarschaftspreis.de/de/Projekte/Projekte/
https://www.netzwerk-nachbarschaft.net/nachbarn/initiativen/index.php?option=com_initiativen&view=initiativen&site=0
https://www.wuv.de/marketing/so_kreativ_reagiert_der_mittelstand_auf_die_krise
https://www.bremen.de/corona/nachbarschaftshilfe
https://www.bundesregierung.de/breg-de/leichte-sprache/22-maerz-2020-regeln-zum-corona-virus-1733310
https://nebenan.de/
https://www.weser-kurier.de/region/delmenhorster-kurier_artikel,-die-hilfsbereitschaft-waechst-_arid,1903709.html
https://www.adac.de/news/corona-nachbarschaftshilfe/
https://www.rsb-online.de/charity-konzerte/
http://www.filmstarts.de/nachrichten/18530172.html
https://www.swr.de/swr2/kunst-und-ausstellung/kunst-in-zeiten-von-corona-museen-und-buehnen-sind-kreativ-im-virtuellen-raum-100.html