Hochschulseminar – Distanz und Dichte
 
Die Genderfrage im öffentlichen Raum
Marcel Müller, 23.03.2021

The following article takes a closer look on Gender in public spaces. First it will describe what the Gender question is and then go on to look at a way to criticize Cities and public Spaces. Furthermore, it analyses todays Problems in different aspects of everyday living. In the end it will reveal some examples for improvements from around the world to make the life and public spaces safer and more attractive for all Gender.



Was ist die Genderfrage?

Zum Großteil bezieht sich die Genderfrage auf die Bedeutung der Geschlechter in der Gesellschaft. Dadurch werden wichtige Aspekte, wie die Gleichberechtigung, Mitsprache und Teilhabe an gesellschaftlichen Entscheidungen hinterfragt um Gerechtigkeit, Sicherheit und Lebensqualität zu sichern.

Die Genderfrage kann in allen Bereichen des Alltäglichen Lebens gestellt werden.

 

Die Genderfrage im öffentlichen Raum

Feministische Stadtkritik

Ein wichtiger Punkt, wenn man die Genderfrage im öffentlichen Raum stellt, ist die Feministische Stadtkritik. Sie zielt darauf ab, dass die Stadt das eigene „Ich“ sehr stark beeinflusst und prägt. Beispiele dafür sind soziale Kontakte, die man knüpft oder auch die subjektive Position in der Stadt, wie der Wohnort oder Arbeitsplatz, die auch die eigene Bewegung in der Stadt beeinflussen. Dieses Wissen fließt in die 3 Anliegen der Feministischen Stadtkritik mit ein.

  1. 1.       Kritik an den theoretischen Grundlagen der soziologischen Stadtforschung
    1. Die meisten Begriffe, Fragen und Themen, die behandelt werden, beruhen auf männlichen Sichtweisen und Erfahrungen.
    2. 2.       Wissen über die Stadt soll empirisch ermittelt werden
      1. Persönliche Erfahrungen und Kenntnisse differenzieren sich von Studien und objektiven Sichten. Wie schon angemerkt prägt die Stadt das „Ich“.
      2. 3.       Durchsetzung von alternativen Stadtkonzepten und Gestaltungen
        1. Distanzierung von veralteten Systemen.

 

Auch wenn der Name sehr einseitig klingt, soll die Stadtkritik allen Geschlechtern, jedes Alters und allen Kulturen nutzen.


Bestandsaufahme

Historische Strukturen

Da bis in die 1960er Jahre die Lebensräume von Mann und Frau klar aufgeteilt waren, wurden diese dementsprechend gestaltet. Frauen waren dem privaten Bereich zugeordnet und weiße, arbeitende Männer dem öffentlichen Bereich. So entwickelten sich über Jahrzehnte die Umgebungen. Allerdings ist es leichter den privaten Raum für alle Geschlechter umzugestalten als den öffentlichen Raum. Dies führt dazu, dass es heute noch große Defizite für weibliche Bedürfnisse, Interessen und Lebensqualität im öffentlichen Raum gibt.

 
Verkehr / Wege

Der Öffentliche Personen Nahverkehr ist zentriert ausgerichtet. Das heißt, dass diese Wege von den Vororten ins Zentrum führen (Wohnen -> Arbeit). Statistisch gesehen benutzen Frauen öfter den ÖPNV, das Fahrrad oder gehen zu Fuß. Dies hat sich in den letzten Jahren jedoch langsam verändert. Ein Grund dafür ist, dass Frauen sich eher dezentriert bewegen. Auf dem Weg zur Arbeit bringen sie die Kinder in die Schule, kaufen auf dem Nachhause Weg ein etc. Auch allgemein bewegen sich Mann und Frau unterschiedlich im öffentlichen Raum.

Dem zufolge sind auch die Kriterien zur Wohn- und Arbeitsplatzwahl verschieden:

Mann: allgemeine Qualitätskriterien

Frau: vor allem Erreichbarkeitskriterien

 

Freizeitangebote

Männer üben Sportarten aus die draußen stattfinden und mehr Platz benötigen (z.B. Fußball,  ..) Frauen hingegen eher das Gegenteil (Fitnessstudio, Volleyball, Handball, etc.). Daher bekommen sie weniger Aufmerksamkeit im öffentlichen Raum und werden von der Öffentlichkeit eher vernachlässigt.

Zudem gibt es einen Unterschied in öffentlichen Grünflächen. Frauen sind auf großen, einsamen Grünflächen unterrepräsentiert und auf sicheren, kontrollierten Parks überrepräsentiert. Dies zeigt eines der größten Probleme im öffentlichen Raum. Die Sicherheit der Frauen.

 

Sicherheit

Frauen empfinden häufiges Unwohlsein im Öffentlichen Raum, vor allem nachts. Oftmals sind dafür sexuelle und gewaltsame Übergriffe verantwortlich, wie auch Belästigungen wie Catcalling oder Verletzung der Privatsphäre.

Zudem tragen einsame, schlecht beleuchtete, schlecht einsehbare Straßen, Unterführungen Parkhäuser und Plätze dazu bei. Als wäre das nicht schon Problem genug führt dies dazu, dass Frauen bestimmte Bereiche und Wege in der Stadt bewusst oder unbewusst meiden. Dadurch verringert sich das Angebot der Stadt für bestimmte Gender und somit auch die Lebensqualität.

Verbesserungsvorschläge

Bsp. Wien

Wien legt schon seit fast mehr als 100 Jahren Wert auf die Gleichheit der Geschlechter. Die Stadt achtet besonders auf Erfahrungen, Sorgen und Bedürfnisse der Bürger im öffentlichen Raum.

In einer Studie Anfang der 90`s wurde herausgefunden, dass Frauen nach dem 9. Lebensjahr kaum noch den Park nutzen, da es wenig Angebote für junge Frauen gab. Diesem Problem wurde durch neue Spielgeräte und Plätze, wie Volleyballplätze und Badmintonplätze, entgegengewirkt. Zudem würden größere, offene Flächen im Park durch Landschaftsarchitektur in kleinere Private Bereiche unterteilt.

Die Verbesserungen wurden positiv angenommen und schon nach kurzer Zeit gab es wieder eine ausgeglichene Zahl von männlichen und weiblichen Besuchern im Park. Dennoch gab es aber auch Kritik, da das Problem nur oberflächlich gelöst wurde und es auch keine Interaktionen zwischen den Gendern gibt.

Bsp. Toronto

Taking up public Spaces

Gender sind unter anderem von der Gesellschaft erwartete Verhaltensweisen. Somit haben Männer und Frauen auch bestimmte Stereotypen. Studien zeigten, dass zum Beispiel Frauen im öffentlichen Raum eher zurückhaltend sind und eine geschlossene Körperhaltung haben.

Ein Ansatz ist es, diesen Stereotypen entgegenzuwirken. Im R.V Burgess Park in Toronto hat man diese Idee umgesetzt. Der heruntergekommene Park wurde modernisiert und hat Konzepte umgesetzt, die die Frau im Raum stärken soll. Es wurde ein wöchentlicher Markt eingeführt, der von Frauen aus der diversen Community veranstaltet wird. Auch wurde ein Café, welches von Frauen und weiblichen Teenagern geleitet wird, gebaut. Zudem wurden Menschen aus allen Gendern in die Entscheidungsebene der Community und des Stadtteils integriert.

 

Making Woman Visible / Sicherheit

Eine andere Vorgehensweise ist es Frauen im öffentlichen Raum sichtbar und präsenter zu machen.

Ein Beispiel aus Baltimore zeigt ein Problem: Bei einer Kunstaustellung wurden die Gender der Besucher von Beobachtern geschätzt welche auf das Ergebnis gekommen sind:

-          60% männlich

-          40% weiblich

Die Besucher wurden aber zusätzlich noch befragt und das Ergebnis sieht deutlich anders aus:

-          45% männlich

-          53% weiblich

-          2%   divers

Es zeigt, dass die Wirklichkeit abweicht von der subjektiven Beobachtung. Daher sollte bei Planungen, Datensicherung und Studien in der Öffentlichkeit mehr auf diesen Aspekt geachtet werden.

Manche Städte versuchen die Frau durch Straßenschilder oder Ampeln mit weiblicher Abbildung sichtbarere zu machen. Hier wird jedoch die Kritik geäußert, dass dies rein oberflächlich ist und die Stereotypen einer Frau nur noch verstärkt.

           

Ein anderes Projekt von der Online Plattform „Hollaback“, wo Frauen von Übergriffen berichten und diese auch lokalisieren können, macht durch Plakate und Kreidebemalungen an Stellen wo Übergriffe passiert sind aufmerksam. Dieses Projekt was zuerst in New Orleans durchgeführt wurde schließt die Community enger zusammen und Frauen werden dadurch besser verstanden.

 

Fazit

Bürger und Bewohner (vor allem Frauen) in die Stadtplanung mit einbeziehen um empirische Daten zu sammeln.

Vermeiden von Angst

-Überwachte Orte

-Gut beleuchtete Städte

-Aufklärung

 

Symbolische Raumnahme

-Frauenzentren

-Frauen Nachttaxis        

-Frauenparkplätze

 

Was Architekten und Stadtplaner tun können:

Dezentral organisierte Stadt

-Kurze Wege, multifunktionale Quartiere

-Wohnortnahe Arbeitsplätze

-Gute Infrastruktur

-Wohnungen mit flexiblen Grundrissen



Quellen:

Space, the City and Social Theory - Fran Tonkiss
Stadtsoziologie Eine Einführung - Hartmut Häussermann/Walter Siebel

https://behavioralscientist.org/how-better-urban-planning-can-improve-gender-equality/
https://urbact.eu/gender-sensitive-public-space-placemaking-and-spatial-justice-through-perspective-gender


Bildquellen:


https://fotos.piqs.de/1/f/1/d/2/8b9fdf03799de2abb7d047a3c7768fb3.jpg
https://img.huffingtonpost.com/asset/5c93026f230000c800e8bf8e.jpeg?ops=200_150
https://www.moment.at/sites/default/files/styles/article_medium/public/2020-02/bruno-kreisky-park_wien_2019.jpg?h=68db4d90&itok=zeBiyMhb
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https://mumbaimirror.indiatimes.com/photo/77310083.cms
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https://www.thestar.com/news/gta/2010/07/14/porter_the_miracle_of_rv_burgess_park.html