Hochschulseminar – Die inklusive Stadt
 
EXPERIMENT - Twelve Chairs
Carina Klusmann, Tom Krenz, Cornelius Loerchner, Wajih Sabra, Katharina Senzel, Efim Shonov und Irmantas Venys, März 2014

Einführung | Introduction

 

Seit vielen Jahrtausenden gilt Kunst als Vermittler. Sie ist der Gegenstand mit dem ein Künstler seine Botschaft in die Welt trägt. Die Kunst bietet dem Schaffer die Möglichkeit seine Gedanken und Träume zu äußern, ohne jemals etwas aussprechen zu müssen. Dabei ist es egal was ein Künstler mit seinem Werk ausdrücken möchte, die Kunst bietet ihm einen großen Spielraum dazu.

 

For decades, art counts as a mediator. It can be used as a medium, which communicates the artist’s message to the outside world. The artist is able to express thoughts and dreams through his work, without saying a word. It doesn't matter what an artist wants to express with his work, art offers him a wide scope to do so.

 

Theorie | Theory

 

Wenn man sich dem Thema einer inklusiven Stadt nähert, stößt man im Verlauf der Recherchen auf eine theoretische und eine praktische Herangehensweise. Die praktische Herangehensweise beschäftigt sich eher damit Lösungen zu finden, wie z.B Menschen mit einer körperlicher Beeinträchtigung ein öffentliches Gebäude barrierefrei nutzen können oder welche Hilfsmittel ein blinder Mensch benötigt um sich besser durch den Stadtverkehr bewegen zu können. Eine Herangehensweise die als Hilfsmittel dient, das Leben für alle Menschen einfacher und praktischer zu gestalten.

Bei der theoretischen Herangehensweise handelt es sich eher darum herauszufinden was wir selber für uns und unsere Mitmenschen wollen. In wieweit sind wir persönlich vorbereitet mit andere Menschen in unserer Gesellschaft zu leben. Menschen die eine körperliche Beeinträchtigung haben oder Menschen die Zuflucht in einem anderen Land suchen, weil ihre Familien in ihrer Heimat nicht länger sicher sind. Bei dieser Herangehensweise geht es in erster Linie darum, sich selber zu fragen: Wie bereit wir sind vielleicht Fremden Menschen, fremden Kulturen oder einfach Menschen die durch eine Krankheit ein anderes Erscheinungsbild haben, nicht mehr als Fremde oder einfach als anders zu sehen. Sondern es geht darum mit diesen Menschen zu leben und uns endlich als Teil eines Ganzen zu sehen. In unserem Experiment haben wir unsere Seminargruppe überrascht, indem wir sie morgens in unserem Arbeitsraum mit einer Skulptur konfrontierten. Es ging nicht darum eine Reaktion auf das Getane zu bekommen, sondern viel mehr endlich ein Zeichen zu setzen. Wir wollen mit einer Veränderung in unseren Köpfen anfangen. Doch die Frage ist wollt ihr es auch? 

 

If one approaches the subject of an inclusive city, one will encounter a theoretical and a practical approach. The practical approach is concerned with solutions for people with physical disabilities, for example problems similar to accessing public buildings or necessary tools to use the public transportations and move better through city traffic. It is an approach that serves as a tool to make life easier and practical for all people.

The theoretical approach is concerned with finding out what we want for our fellow human beings and ourselves. In which extent are we personally prepared to live together with socially challenged people, like people with physical disabilities or people seeking refuge in other countries because they and their families are no longer safe in their homeland? In this approach, you primarily have to ask yourself: How tolerant are we to not see strangers, foreign cultures, or simply people with a different appearance caused by a disease, as different. It is about living together and seeing society with all his different facets and inhabitants as a whole. In our experiment we surprised our seminar group. We confronted them in our seminar room with a sculpture. We were not aiming on getting a response to the sculpture, we wanted to set an example. We want to change our minds. But the question is: Do you want it, too?

 

 

 

 

 

 

Erläuterung | Annotation

 

In dieser Skulptur wird die Gesellschaft als Stuhlkreis dargestellt. Im allgemeinen ist ein Stuhlkreis eine Form der mündlichen Auseinandersetzung bei der jede Person als gleichwertig angesehen wird (z.B.: Die Ritter der Tafelrunde).

In der Regel sitzen sich mehrere Menschen in einem Kreis gegenüber. In diesem Kreis werden Regeln festgelegt die während der Zeit des Stuhlkreises nicht gebrochen werden dürfen. Vorwiegend wird auf Stühlen gesessen oder es wird ein Kreis auf dem Boden gebildet. In unserem Fall sind es Stühle. Jeder von ihnen steht für einen Platz in unserer Gesellschaft. Dieser Platz kann z.B stellvertretend für ein Land sein, was noch mehr Menschen aufnehmen könnte als es bisher vielleicht tut oder sie stehen für eine Stadt mit einem hohen Wohnungsleerstand. Ein Platz der theoretisch frei ist, den wir aber nicht nutzen. Die Anzahl der Zwölf Stühle in unserer Skulptur ist auf die Europaflagge zurückzuführen. Hier stehen die zwölf Sterne für Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Wichtige Aspekte im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Die Stühle stehen zur Mitte hin eng zusammen und sind angewinkelt. Sie sind mit Kabelbinder aneinander gekettet. Man kommt nicht in die Mitte des Stuhlkreises hinein, aber auch wenn man es schafft, könnte man trotzdem nicht auf ihnen sitzen. Dies ist nur möglich wenn man die Kabelbinder löst. Sie stehen für die Fesseln in unseren Köpfen die wir erst lösen müssen, bevor wir unserer Meinung nach anfangen können die praktischen Lösungen für eine inklusive Stadt umzusetzen. 

 

In this sculpture, the society is represented as a circle of chairs. In general, a circle of chairs is a form of a dispute in which each person is considered to be equivalent. For example: Knights of the Round Table.

People sit on chairs in a circle, rules, which cannot be broken during the session, are defined. Each person represents a place in our society. This place can be, for example representative of a country, which could accommodate more people than it perhaps does. Or it represents a city with high vacancy rate: A place that is theoretically free, but it’s not used.The definite number of twelve chairs in our sculpture is due to the European flag. The twelve stars represent perfection, completeness and unity, important aspects for living together in a society.

The chairs are tilted towards the center. They are tied together with cable ties. It is not possible to get to the center or sit on the chairs. The only possibility to access the center or the chairs is by loosening the cable ties. The cables represent our restricted and stubborn minds, that we have to loosen first before we can approach a practical solution for an inclusive city.