Hochschulseminar – Lob der Parzelle
 
Townhouses - Reizwort oder Zukunftsmodell
Adam Dybczynski, 08.02.2011

The townhouse - buzz word or future model. A newly interpreted house type offers the modern citizen an individual home in the city center and allows urbanism new developments.

 

Bei einem Townhouse handelt es sich nicht um einen neuen Bautypus. Es ist die moderne Bezeichnung für das städtische Reihenhaus, welches schon zu jeder mittelalterlichen Stadt gehörte. Doch wurde diese Wohnform immer mehr durch Mietskasernen und Städteplanern aus dem Zentrum der Stadt in die Vorstadt verbannt. Bis heute ist das Ideal eines Eigenheims das freistehende Haus im Grünen vor den Toren der Stadt. Aus diesem Ideal entwickeln sich aber verschiedene Variationen. Als Stadtbewohner möchte man die Vorzüge der Stadt nutzen und gleichzeitig seine eigenen vier Wände, eigenen Eingang und Garten haben.

Die dicht aneinander in einem städtischen Umfeld gebauten „Townhouses“ bieten diese Vorzüge. Der Bewohner erwartet ein als das eigene identifizierbare Haus mit zwei bis drei Stockwerken an einer mehr oder auch weniger belebten Straße zentral in der Stadt. Das Townhouse unterscheidet sich vom freistehenden Einfamilienhaus vor allem dadurch, dass es gut in eine städtische, fußläufige Verkehrs- und Versorgungsstruktur eingebunden ist. Vom seriell hergestellten Reihenhaus unterscheidet sich das Townhouse durch sein individuelles Erscheinungsbild und durch seinen Bezug zum städtischen Raum. Man lebt Seite an Seite in diskreter Übereinstimmung, hat aber keine Fremden über oder unter sich.

Jeder Bauherr hat so die Freiheit sein Haus nach seinen Vorstellungen zugestalten, hinter individuellen Fassaden stecken ebenso persönliche Wohnvorstellungen. Ob ein Pool auf dem Dach, das Vermieten von Geschossen, das Arbeiten und Wohnen zusammen mit der Teilnahme am öffentlichen Leben, dies sind Eigenschaften welche das Townhouse so reizvoll machen. Dem Städtebau kommt diese Bewegung sehr entgegen. Zum einem wird die Auflösung der Urbanität/Stadt an sich verlangsamt, weil es in dem Sinne verdichtete Eigenheimsiedlungen sind, zum Anderen optimiert es den Ökologischen Aspekt, weil es den Pendelverkehr verringert.

Auch ökonomisch bietet es den Vorteil, weil die Stadt auf teure Infrastrukturen für die Vorortsiedlungen verzichten kann. Da die Nachfrage nach Townhouses in größeren Städten ziemlich groß ist, nutzen die Stadtplaner den Typus in seinen Variationen um Brachflächen zu revitalisieren und Baulücken zuschließen.

Zur Zeit bleibt noch eine Frage bestehen: Townhouse – Reizwort oder Zukunftsmodell? Ist das Townhouse eine Lösung für gewisse städtebauliche Probleme oder doch nur ein temporäres Modewort, welches eine Erscheinung begleitet die neue Probleme mit sich bringt und irgendwann von einem neuen Modell, einer neuen Ideologie eingenommen wird? Zitate einer Berliner Zeitung über den Begriff “Townhouse“: "Es ist eine kulturelle Chiffre für die Vereinnahmung der struppigen, abgeblätterten Stadt durch eine glatte Oberfläche neobürgerlichen Lebensstils. Wohnen im Townhouse: Auf natürliche, selbstverständliche und im bestenSinne bürgerliche Weise wieder am öffentlichen Leben teilnehmen. Der beste Bürger wohnt also im Reihenhaus, jetzt eben in Citylage. Wie gut, dass wir alle so weltgewandt englisch können und der Begriff “Townhouse“ haben. Das klingt einfach besser..."

 

 

Quellen: Der Tagesspiegel - Berlin - 17.10.2010, Institut für Wohnbau - TUGraz, Klaus Theo Brenner: Das städtische Reihenhaus, www.townhousecenter.com, www.berlin-townhaus.de