Hochschulseminar – Mythos Hochhaus
 
Bigness – oder das Problem der Größe
Erik Ulbig, Leon Gehse, 06.02.2017
Bigness, or the Problem of Large
The size of a building stands symbolically for an ideological programm and is a expression of power, know how and development of a city. Quantity beats quality.
Bigness is a evolution based on the invention of the escalator, air conditioner, steel and electricity. All together this conceptual breakthroughs led to a structure which is higher and wider „bigger“.
It is an development which made the utopia of a city within the city possible. Bigness led to a rearrangement of the social life and to far more complex buildings than we knew.

This presentation discusses the manifest „Bigness, or Problem of the Large“ published in the book S, M, L, XL by Rem Koohlhaas in the year 1995.
It points out the five theorems based on OMAs proposal for the CCTV headquarters in Bejing and reviews two historic, european examples for Bigness.

„The containers of Bigness will be landmarks in a postarchitectural landscape - a world scraped of architecture in the way Richter’s paintings are scraped of paint: inflexible, immutable, definitive,
forever there, generated through superhuman effort.“
R. Koolhaas – Bigness or the problem of large






Wie ist es zu dem Phänomen Bigness gekommen?
Warum besteigt man den Mount Everest? „Weil es ihn gibt!“
Warum gibt es Bigness in der Architektur? Weil man es kann!
„Bigness ist der Gipfel der Architektur“
Die Größe eines Gebäudes steht sinnbildlich für ein ideologisches Programm. Ausdruck von Macht, Know How, dem Entwicklungsstand einer Stadt.
Quantität statt Qualität oder auch Masse statt Klasse.
Bigness beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit der Frage: Welches Maximum kann Architektur leisten?



Seine Anfänge fand Bigness erstmals durch den technologischen Fortschritt. (Fahrstuhl, Klimatisierung, Stahl, Elektrizität (Belichtung der Innenräume), natürliche Belüftung, verkürzte Bauzeiten)
Zusammen führten diese konzeptuellen Durchbrüche zu Strukturen die immer höher und tiefer, also „bigger“ waren.
Eine Entwicklung die die Utopie von der „Stadt in der Stadt“ realisierbar machte.
Dies führt zur Neuordnungen des gesellschaftlichen Lebens und zu weitaus komplexeren Gebäuden als man sie bis dahin kannte.



Einen ersten Versuch dieses Neue Problem der "bigness" zu behandeln unternahm Rem Koolhaas bereits 1978 im sogenannten 'Delirious New York'.
Am Beispiel der Stadt New York, als Schauplatz der finalen Phase der westlichen Zivilisation, formulierte er fünf Kriterien um das Problem zu ordnen.



1. Ab einer kritischen Größe wird ein Gebäude zu einem 'Big Gebäude'. Es ist nicht mehr möglich dieser Struktur eine eigene Handschrift zu geben. 


2. Die Integration des Fahrstuhls führte dazu, dass nunmehr eine mechanische als architektonische Verbindung hergestellt wurde. Wichtige Gestaltungsmerkmale, wie Treppenhäuser fielen weg.
Begegnungsflächen wurden genommen. Fragen der Dimensionierung, der Proportionierung und des Details entfallen.
 


3. Ab einer gewissen Größe fehlt der Bezug zwischen Innen- und Außenraum. Die Fassade fungiert nur noch als Hülle. Der Kern des Gebäudes separiert sich.
Innere und äußere Architektur entwickeln sich zu separaten Projekten. "Was man sieht ist nicht mehr das was man bekommt." Die Ehrlichkeit der Architektur geht verloren.
Der öffentliche Raum wirft Rätsel auf. Dies führt zu einer Überforderung.



5. Bigness ist nicht mehr Teil des Ganzen. Radikale Brüche in Größe, architektonischer Komposition, Tradition, Transparenz und Ethik führen zu einer Koexistenz der Gebäude.
Frei nach dem Motto "Scheiß auf den Kontext!"





Beispiel 1

Unite d'habitation
Architekt: Le Corbusier
Erbaut in: Marseille (1946-1952)
Weitere Realisierungen in: Nantes, Berlin, Briey, Firminy


Lage im Stadtraum


Galt für die damalige Zeit als idealer Gebäudeentwurf für eine massenhafte Wiederholung an vielen Orten.
Vorreiter der standardisierte Serienproduktion mit hohem Maß an Wirtschaftlichkeit.
Diese Effizienz und die weite Verbreitung sollten einer breiten Masse einen erhöhten Wohnkomfort ermöglichen. Damit sind die Unités d’Habitation zudem Vorläufer der Plattenbauten.



Der Skelettbau aus Stahlbeton besitzt 18 Geschosse, wobei sich anstelle des Erdgeschosses ein Freigeschoss mit Stützen befindet, die das Gebäude tragen.
Dies erlaubt eine ungestörte Durchwegung unter dem Gebäude.



Die 337 Appartements sind als Maisonettewohnung jeweils zweigeschossig ausgebildet: In einem Geschoss die ganze Stockwerksbreite einnehmend, im anderen knapp die Hälfte,
mit Anschluss an den Erschließungsgang.
Ein solcher war somit nur in jedem dritten Stockwerk notwendig.




Le Corbusier bemühte sich, den menschlichen Anforderungen zu entsprechen, und integrierte verschiedenste Einrichtungen des täglichen Bedarfs.
Wohnen und andere Funktionen der herkömmlichen Stadt werden in dem Gebäude vereint.
In der siebten und achten Etage befinden sich verschiedene Geschäfte, ein kleines Hotel und eine Wäscherei.
Dies entsprach Le Corbusiers Leitbild der „vertikalen Stadt“ als Reaktion auf den Wohnungsmangel.



Auf der begehbaren Dachlandschaft befinden sich neben einem Kindergarten, ein Freilufttheater, eine Sporthalle, eine Laufbahn und ein Pool.
Dies alles führt dazu, dass das Gebäude als eine Art "Stadt in der Stadt" angesehen werden kann.