Hochschulseminar - Mythos grüne Stadt
 
EXPERIMENT - Eindruck und Empfinden von städtischem- und ländlichem Raum
Félix Chiron, Adrien Chauvin, Manuel Kämmerer, Kristian Dihle, Paloma Lopez, 23.02.2015

Im Rahmen unseres Experimentes war es für uns wichtig heraus zu finden, in wie weit städtischer- und ländlicher Raum von uns in Bezug auf Grünflächen und gesellschaftliche Ballungsgebiete wahrgenommen wird um Rückschlüsse auf den Mythos "Grüne Stadt" ziehen zu können. Hierzu suchten wir uns jeweils alleine eine Grünfläche sowie einen gesellschaftlich genutzten Ort in der Stadt und auf dem Land, um ihn für 15min von einem Stuhl aus zu analysieren und wahrzunehmen. Das Ganze wiederholten wir ebenfalls innerhalb einer Gruppe, um eine soziale Komponente hinzu zu fügen.

 

For our experiment it was necessary to find out how we perceive urban and country places referring to greenspaces and social places to draw inferences from the myth "green City". On this basis every single one of us went to a greenspace/social place in the city and at the countryside to stay there on a chair for 15min to analyse and perceive the area. To get a social component we repeated the situations in a group.

 


 

 

Félix Chiron

 

By experience different situations in the public space, I could realize how disturbing it is when so many people are starring at me. In the other hand it becomes quieter when there’s nobody. The fact of spending time by purpose in a space makes you realize the space itself around you without other preoccupation: the dimensions of course, but also all the elements which make a space (sounds, smells, weather, people…). The public space is more a sum of many factors!

 








 

 

Adrien Chauvin

 

Having to sit still in a public place is something we rarely do and in this way was a great occasion to stop and appreciate the quality of a given space. They are of course numerous but I think the most important are:

 

The sheer beauty of a place: in the forest or the marketplace, it is good enough a reason to enjoy these places.

 

The quantity of activity: it can be really interesting to watch people go around their business in the city or in the parks. By moderating this last quality we can create more or less private/quiet spaces that have both different interests.

 

As a conclusion I would say that according to these criteria, the suburban part of the experiment was the least enjoyable, being not noticeably beautiful, neither particularly animated.

 








 

 

Manuel Kämmerer

 

Meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke des Experiments sind teils unerwartet aber dennoch interessant. So ist es z.B. extrem störend in den Wallanlagen vom lärmenden Verkehr umgeben zu sein, wodurch man dort die „Natur“ in der Stadt nicht wirklich genießen kann. Sitzt man hingegen weit außerhalb der Stadt in einem Wald, so ist man von „Natur“ pur umgeben und kann sie auch genießen. Doch selbst dort ist der Lärm einer Autobahn in weiter Ferne wahrnehmbar.

 

Im Vergleich von Stadt und Vorort sind mir besonders die Menschen aufgefallen. In der Stadt scheint die Präsenz einer Person auf dem Stuhl bzw. einer Gruppe nicht sonderlich zu stören, da es die Menschen gar nicht interessiert. Auf dem Land wird hingegen alles genau beäugt, sodass man immer das Gefühl hat beobachtet zu werden, was recht schnell unangenehm wird. Aber auch in der Stadt können die Menschen unangenehm wahrgenommen werden, besonders wenn man vor dem Bahnhof sitzt und von Obdachlosen und großen Menschenmengen umgeben ist. Hier fühlt man sich schnell eingeengt und verspürt den Drang den Ort wieder zu verlassen.

 

Was die Situationen mit und ohne Gruppe betrifft, so fühlte man sich alleine oftmals etwas hilflos, besonders an extremen Orten wie dem Bahnhof. Auch im Wald ist es alleine etwas mulmig. In der Gruppe fühlt man sich hingegen sicher und geborgen, wodurch die Situationen angenehmer wahrgenommen werden.

 

Für mich persönlich ist letztlich klar geworden, dass die Qualität von Grünflächen und gesellschaftlichen Ballungsgebieten stark durch das Umfeld beeinträchtigt wird. Ein besonders negativer Aspekt ist dabei meist der Verkehr, welchen ich persönlich immer als störend empfinde. Aber auch die Mitmenschen können negativ wahrgenommen werden. Dies ist mir besonders im ländlichen Raum aufgefallen, da die Menschen eigenwillig und misstrauisch wirken, was anscheinend mit der Lebensweise und somit mit dem "Städtebau" zusammen hängt.

 








 

 

Christian Dihle

 

Als ich alleine bzw. in der Gruppe unterwegs war, um die bestimmten Orte genau anzuschauen, die wir gewählt hatten, wurde mir schnell klar, dass es doch um mehr geht als nur dort zu sein und den öffentlichen Raum zu nutzen.

Es ging zu Beginn erst einmal dabei um ganz einfache Dinge wie riechen, schmecken und hören.

Was macht den Ort aus, wie steht die Architektur im Vordergrund, welches Zusammenspiel ergibt sich aus dem öffentlichen Raum und den umgebenden Faktoren. Orte haben für mich persönlich immer eine Geschichte, immer eine ganz eigene Atmosphäre, die man erst einmal verstehen und auf sich wirken lassen muss.

Das war mit dieser Aufgabe gut möglich und hat mich zum Nachdenken angeregt, unter welchen Kriterien man sich mit einem Ort/ Raum auseinandersetzen sollte.

 

Im ländlichen Teil von Bremen, war der Bezug zur Umgebung ein völlig anderer, als im städtischen. Als ich im Wald bzw. der reinen Natur war, wurde mir dort auch erst bewusst, dass das Grün nicht aus der Stadt verdrängt werden darf, da die Natur immer als Oase des eigenen Wohlbefindens genutzt werden kann.

Dies gilt sowohl für private aber auch öffentliche Grünflächen, welche ein unbedingtes Muss für jede Stadt sind, sofern sie richtig integriert werden.

 








 

 

Paloma Lopez

 

Bei unserem Stadtexperiment wurde mir der Unterschied zwischen absoluter Natur und Stadt besonders deutlich. Zwar ist es schwer beide Räume durch Vor- und Nachteile nach persönlichem Empfinden zu bewerten, doch stellte sich schnell heraus, dass sobald ich mich in der Umgebung unwohl fühlte, ich schnellst möglich wieder den Ort verlassen wollte. Denn beispielsweise im Wald hörte ich ständig ein Rascheln und dachte jemand würde hinter mir stehen. Diese vollkommene Isolation, so schön sie auch war, verunsicherte mich und machte mir in gewisser Form auch Angst. Auch wenn die Stadt laut und schnell ist, leben in ihr viele Menschen, die wiederrum auch mehr Sicherheit bedeuten. Betrachtet man nun eine Mischung dieser Komponenten, STADT und NATUR, ist das Empfinden zwischen Wohlsein und Stress ständig am Schwanken. Beispielsweise der Park am Wall: Autos und die Feuerwehr, die in kaum acht Meter Entfernung an uns vorbeirasen, stören die idyllische Atmosphäre am Ufer, wo Enten gefüttert werden und sich den Spaziergängern eine tolle Kulisse bietet. Im Dorf hingegen wird man nicht mit einem so hohen Verkehrsaufkommen konfrontiert, jedoch werde ich von den Bewohnern genau beobachtet und fühle mich dadurch auf öffentlicher Straße wie ein Eindringling.

 

Mir wird klar, dass EXTREME RÄUME klar definiert sind, sobald man sich dorthin begibt, weiß man was einen erwartet. Räume ohne klare Definition von Natur und Stadt lassen hingegen das Empfinden stark schwanken, was unterbewusst eine Stresssituation im Körper erzeugt.

 








 

 

Fazit der Gruppe

 

Rückblickend auf unsere Eindrücke und Wahrnehmungen an verschiedenen Orten innerhalb und außerhalb der Stadt, ist uns Urbanität in Verbindung mit Natur nun wesentlich klarer geworden, wodurch der Mythos „Grüne Stadt“ für uns eine neue Bedeutung gewonnen hat. Trotzdem wir alle aus unterschiedlichen Regionen (Nationen) mit unterschiedlichen Lebensweisen kommen, sind unsere Wahrnehmungen dabei entgegen unserer Erwartungen oftmals relativ eindeutig gewesen, was mit unserer Sinneswahrnehmung, sowie unseren sozialen Grundbedürfnissen zusammen zu hängen scheint.

 

Besonders angenehm und urban waren für uns Orte, an denen Leben herrschte und man als Individuum nicht negativ beäugt, sondern als Teil des Ganzen gesehen wurde, was besonders im städtischen Raum auffiel. Waren hier die Menschenmengen allerdings zu groß, fühlte man sich ebenfalls unwohl, sofern man nicht als Gruppe unterwegs war, welche einem Halt bot.
Auch eine klare Definition des Raumes durch architektonische Begrenzung wie am Bremer Marktplatz, wurde von uns als urban empfunden. Zwar gab es am Weyher Marktplatz ebenfalls umliegende Gebäude in Form von Solitären, aber sie bildeten dabei keinen klaren Raum und die Fläche wirkte zudem viel zu groß und ungenutzt.

 

Was die Grünanlagen bzw. Grünflächen in der Stadt betrifft, so konnten wir sie leider nicht immer voll und ganz genießen, was in erster Linie mit dem lauten Verkehr zusammen hing (Wallanlagen). Trotz dieses Umstandes war es dennoch schön Natur um sich herum zu haben.
Befanden wir uns weit außerhalb im Wald, so konnte jeder von uns innerhalb der Gruppe Natur pur erleben und sie auch genießen. Alleine fühlte man sich allerdings etwas beobachtet und unwohl. Selbst hier war in weiter Ferne eine Autobahn zu vernehmen.

 

Hinsichtlich dieser Ergebnisse sind wir zu dem Resultat gekommen, dass Urbanität anscheinend durch aktive Nutzung (Leben) und eine gewisse Bebauungsdichte erzeugt wird, wodurch die dort lebenden Menschen  wesentlich offener und aufgeschlossener sind.
Was Grünflächen in der Stadt betrifft (Mythos „Grüne Stadt“), so sind wir klar für Grünflächen, sofern sie als „Oasen“ genutzt werden können. Das Grün verliert schnell an Wirkung, wenn es von außen zu negativ beeinflusst wird. Dies ist innerhalb einer Stadt zwar oftmals schwer zu realisieren, aber nicht unmöglich. Daher lautet auch unser Appell „mehr Qualität als Quantität“ sowie „weniger Verkehr ist mehr“.