Hochschulseminar – Wer hat Angst vor dem Zufall?
 
Athen – Eine Stadt baut sich selbst
Christina Kuzniak, Pauline Lang, 25.01.2018


Athen became the capital city of Greece in 1834 by King Otto from Bavaria, Germany. The new capital city was far away from important trade routes an market places. But Athen was nevertheless the city with the most inhabitants. 1,3 million inhabitants in 1951. This number increases in thirty years to 3,5 million. What are the opportunities to handle such a strong growth of cities? The authors Choutris, S., Heidenreich, E. u. Ibsen, D. tried to answer this question in the book (1992) 'Eine Stadt baut sich selber. Formen der Selbstregulation der Stadtentwicklung; Abschnitt Athen. In: Petz, U. und Schmale, K.-M.: Metropole, Weltstadt, Global City: Neue Formen der Urbanisierung.' (Dortmunder Beitrage zur Raumplanung Nr. 60. Dortmund).At the beginnig Athen was only a heap of little villages around a hill – the later Akropolis. King Otto from Bavaria, King of Greece tried to regulate the uncontrolled growth of Athen. This undertaking was not very successful. The citizen had their own idea of a perfect city planing. Most of the buildings in Athen in neoclassic style were built in the end of the 19th century. This appearance is similar to the old antique architecture. As a matter of priority the buildings of the government were designed in neoclassic style because of its representative function. Characteristics of this style are compact pillars, a huge base and a straight and simple structure. The opposite of the neoclassic style is the old architecture of Athen in cycladic style. It is formed by small white cubes with measurements of 3 x 4 metres. The informal settlements located on the slope of the Akropolis hill are built in cycladic style and the structure of the planing is very individual. A typical type of houses in Athen is the Polykatoikia. The example for this type is the 'Dom-Ino' house of Le Corbusier. It is a simple reinforced concrete construction which only solid elements are the stairs or the elevator shaft. This construction seems to be endless stackable and expandable. Translation of Polykatoikia is multi-storey building. It is a building type of the 20th century. Athen was bothered of serious housing shortage in 1960 to 1970, so the government began with city planing. The modern appearance of Athen was ruled by straight grids and small plots, because of this a lot of people were able to buy building areas in the city centre. The administration was not interested in how the owner built on these plots and they gave no regulations. Due to this fact the owner built their houses for their private using. In the following years the modern city grew very fast. Building without state regulation had devastating effects for the public space. Public space was treated like waste of private space – reason of many problems. The common building law was published in 1929 and gave new structures for building of house. An important fact why the owner are able to built that fast was the system of Antiparochi. It is a cooperation of building companies and owner.



Athen wuchs schnell. Von Anfangs (ca. um 1800) 12.000 Einwohnern hat sich die Stadt in den darauffolgenden knapp 100 Jahren (ca. um 1890) auf 100.000 Einwohner vergrößert.
Athen war bei der Gründung nur eine Ansammlung von kleinen Dörfern um einen Hügel herum - die spätere Akropolis. Die Dörfer vergrößerten sich und wurden schließlich zu einer Stadt(ca. 400 v. Chr.), deren politisches und religiöses Zentrum, die Akropolis (griech.: Oberstadt), auf eben diesem Hügel erbaut wurde. 
Auf Stadtplänen, die die Anfänge Athens zeigen, wirkt die Stadtentwicklung kaum geplant und eher zufällig. Als Otto von Bayer zum König von Griechenland gekrönt wurde, versuchte er in dieses zufällige Wachstum einzugreifen und de Stadt zu regulieren. Dieses Unterfangen stellte sich als sehr schwierig heraus und war nicht unbedingt von Erfolgen geprägt. Ein jüngerer Stadtplan (von ca. 1890) zeigt diesen Eingriff sehr gut.
Es wurden Hauptstraßen ausgebildet und die Gebäude in einem Raster angeordnet.



In Athen entstanden ende des 19 Jh. viele Gebäude im neoklassischen Stil, welcher sich an Antike Bauwerke stark orientiert. Es gilt als der westliche, europäische Stil.
Die repräsentativen Gebäude des Landes, wie zum Beispiel das Gebäude des Griechischen Parlaments, wurde im Stil der neoklassischen Architektur errichtet. Es wirkt durch den hohen Sockel, der massiven Säulen und der strengen Form sehr eindrucksvoll.
Die strenge neoklassische Architektur verdrängte das alt athenische Haus, welches am Hang des Akropolishügel vorherrschend zu sehen ist.
Die Kykladische Architektur wurde durch Handwerker von den umliegenden Inseln, mit auf das Festland gebracht. Die am Hang des Akropolishügel gebauten kubischen Häuser, welche eine Grundfläche von 3 x 4 m aufweisen, bilden kleine Gassen und Hinterhöfe. Die weiße Farbe der Gebäude besticht das Gesamtbild.
Durch Flachdächer, die als Terrasse genutzt werden, ist eine individuelle Nutzung möglich. Durch die informell gewachsenen Siedlungen, lässt sich keine Struktur oder Ordnung erkennen.
Die beiden Stile der Architektur ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.



Prägend für das Athener Stadtbild ist die Polykatoikia. Vorbild dieses Vielfach-Wohnhauses ist das Dom-Ino von Le Corbusier. Das Dom-Ino ist eine einfache Stahlbetonkonstruktion ohne teilende Wände und deren einzige feste Bauteile eine Treppe und/ oder ein Aufzugsschacht ist. Diese Struktur ist scheinbar unendlich verdoppel- und in die Höhe stapelbar. Voll und ganz mit den Bedürfnissen der Athener vereinbar.



Die Polykatoikia, ist ein vorherrschender Gebäudetyp im 20. Jahrhundert und gilt als ein Modul der modernen Stadt.
In den 60-er und 70-er Jahren kam es zur Wohnungsnot in der Stadt, daraufhin wurde viel und schnell gebaut.
Die Polykatoikia, die Übersetzung dafür ist, 'vielfach Wohnhaus' oder auch Appartementhaus, wurde in unzähligen Wiederholungen und verschiedenen Variationen als Grundmodul für neue Urbane Zentren genutzt.
Es wurden die ersten Städteplanerischen Versuche unternommen, die Grundstücke wurden streng gerastert und entsprechen kleinteilig parzelliert.
Aufgrund der kleinen Parzellen, konnten sich eine Vielzahl von Besitzern die Grundtücke leisten, es führte zu einer privaten Urbanisierung.
Es wurde von Stadtplanern und Architekten aufgrund der Dringlichkeit ignoriert, sich an einen Masterplan zuhalten.
Es führte dazu, dass der öffentliche Raum vergessen und nicht beachtet wurde, es gab keine öffentliche Nutzung geschweige denn ein Konzept für den Straßenraum.
Der öffentliche Raum galt als Abfallprodukt des privaten Raumes.
Die allgemeinen Bauverordnungen entstanden in den Jahren 1929, 1955, 1973 und 1985, welche die Entwicklung der Polykatoikia stark beeinflusste.
1929 
- Legte die maximale Traufhöhe auf 120 % der Straßenbreite fest, ein Staffelgeschoss konnte aufgesetzt werden
1955
- Im Sockelgeschoss zwingende, ebenerdige 'Stoas' , eine Art Arkade , sollte den öffentlichen Raum erweitern
- Erlaubnis für die Errichtung von freistehenden Häusern in Randbezirken
- Es durften keine Erker Vorbauten, sondern nur Balkone die Fassade durchbrechen
1973
- Einführung der Pilotis, freier Eingang auf Straßenniveau, welcher nur von Stützen getragen wird und nicht mehr als Grundfläche des Gebäudes gilt. Und damit der öffentliche Straßenraum erweitert wird.
1985
- Soll sich als 'ideales Prisma' einfügen, bezogen auf die Straßenbreite bis maximale Traufhöhe
- Möglichkeit der Einbringung einer Loggia
- Nutzung der Pilotis wurde ausgeweitet, da diese oft als chaotische Stellplätze missbraucht wurden



Die Bedeutung von Antiparochi entspricht, 'Prinzip der Gegenseitigkeit', 'Zusammenarbeit'
Gegen die Entwicklung im sonstigen Europa, entschied sich die Politik in Griechenland gegen ein Engagement im Bauwesen. Es wurde den Bauunternehmern und Eigentümern überlassen, die Grundstücke zu bebauen.
Baufirmen kauften nicht die Grundstücke sonder tauschten ihr Arbeit, mit dem Eigentümer in Gebäudeanteile ein. Die Bauunternehmer bekamen somit einen Anteil der entstehenden Wohnungen und konnten diese Vermieten oder für den eigen Bedarf nutzen. Die Eigentümer bekamen dafür ein fertig gebautes Haus mit ausreichend Wohnraum zum eigen Bedarf und / oder Vermietung.
Es stellte sich schnell heraus, das man damit ein gute Geschäft für beide Seiten abwickeln konnte, es führte dazu, das die Stadt sich aufgrund des nicht regulierten Bauens stark verdichtete und das Problem der Wohnungsnot gelöst wurde.



Auf dem Bild sieht man einen Neubau im Athener Stadtteil Pangrati von dem Architekten Panos Dragonas. Das Gebäude steht an einer Kreuzung zweier großer Straßen. Es stellt eine Antwort auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Polykatoikia dar. Wie das Vorbild wird auch diese Fassade durch eine starke horizontale Gliederung geprägt.
Auch die Grundrisse unterscheiden sich kaum bis gar nicht voneinander. Sie sind einfach aufeinander gestapelt und so scheint auch dieses Gebäude unendlich in die Höhe erweiterbar.
Neben dieser Neuinterpretation der Polykatoikia stehen noch einige andere Bauten in Athen. Zum Beispiel das Einfamilienhaus Psichico. Es ist nur dreigeschossig aber dennoch unverkennbar eine Weiterentwicklung des Polykatoikia-Typus. Der Architekt sagt, dass auch ein individuelles Wohnhaus über die Umsetzung der aktuellen Bedürfnisse der Bewohner hinausweisen muss. Aus diesem Grund könnte das lange Wohnzimmer im Erdgeschoss auch als Präsentationsraum einer Agentur oder die aneinander gereihten Schlafzimmer im Obergeschoss als Büros umgewandelt werden. Alles im Sinne der Flexibilität und Erweiterbarkeit der Polykatoikia.



Durch die Wirtschaftskrise im Jahr 2010, stehen viele Wohnhäuser leer.
Die Erhaltungs- und Nebenkosten sind oft zu hoch um diese als Eigentümer zutragen. 
Des weiteren wurden neue Verordnungen über die Steuern verhängt, so das große Beträge für den Besitz von Immobilien aufzubringen sind. 
Die Stadt hat sich sehr schnell, zufällig und ohne Regel entwickelt, somit entsteht nun die Aufgabe, wie kann die Stadt in Zukunft verändert, grüner, ökologischer und wirtschaftlich Stärker werden?
Das Projekt 'Re-Think Athen' ist ein Beispiel für einen Zusammenschluss von vielen Gruppen, unter anderem Politikern, die sich der Stadtentwicklung angenommen haben. 
2014 wurde ein Architektur Wettbewerb ausgeschrieben, gewonnen hat das Büro OKRA aus den Niederlanden. 
In ihrem Video wird das Konzept und die Gestaltung erläutert.
Wesentliche Aspekte sind, die Verkehrsdichte zu reduzieren, die Stadt Grüner werden zu lassen und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu verbessern.

Quellenverzeichnis
- Stadtbauwelt 2014 (Seite 31)
- Stadtbauwelt 13.2017 (Seite 29)
- Bauwelt 29 2004 (Seite 14)
- DOMUS 962 Oktober 2012 (Seite 74/ DOMUSWEB.it)
- COHABATHENS.com
- rethinkathens.org
- okra.nl 
- schwarzplan.eu
- Eine Stadt baut sich selber. Formen der Selbstregulation der Stadtentwicklung unter dem Abschnitt Athen.
In: Petz, U. und Schmale, K.-M.: Metropole, Weltstadt, Global City: Neue Formen der Urbanisierung (Choutris, S., Heidenreich, E. u. Ibsen, D. (1992)) - Vielen Dank an Herrn Prof. Frank Schwartze für die Empfehlung!