Bachelorthesis - Hochschule Bremen
 
BA 2011, Stephaniviertel, Bremen
Songül Angili, November 2011

Ecken-, Gassen-, Reihenhaus

Der Entwurf entstand im Rahmen des Alvar Alto Preises Bremen 2011 als Bachlorabschluß-Arbeit

 

 

Corner, lane, terraced houses

Till the early 20th century the “Stephaniviertel“ were almost only occupied by fishermen, dockers and craftsmen. This is the reason why the “Stephaniviertel” was also called “poor people area” (Arme-Leute-Viertel). Living and working at that time was tighty interwoven. The buildings in the “Stephaniviertel” with its many corners, lanes and little terraced houses are similar to the buildings in the “Schnoor” that are still standing today. It was also called “Krummes Viertel” because it had a fine citylike structure. This was a special characteristic in comparison with other areas.
During the II. World War the “Stephaniviertel” was almost completely destroyed. All former marks stopped to exist. Gone were the lanes and the terraced houses. Gone were the fine citylike structures of the old town. During the postwar period a reconstruction of the historical buildings and the historical structure of this area was not considered. Retail trade prospered, but not everywhere and not at the same time. So gaps were developing between the little, cute houses in the corners, in the lanes and the terraced houses were missing. There was no connection anymore. The grace of these little but fine tuned buildings were gone. The typical characteristic of this area was not anymore.
My goal is to establish a link between the historical and the present buildings. My desire is to create a “harmony”. In my blue print I have used the historical structure of the old terraced houses, corner houses and lane houses. My draft consists of six similar terraced houses. The structure is closed and detailed. The “Stephaniviertel” has a very high and special quality for living because it is close to the city and close to the water. Also the traffic transportation possibilities are very attractive. Why not connect living and working by creating a house that is at the same time a living and working place? Would it not be nice to open the opportunity for a family to spend as much time as possible together without wasting precious time and money on the way to work? Would it be not lovely to create a convenient atmosphere for working at home through suitable rooms? Additionally to the six prescribed buildings, that are fulfilling these qualifications, I have also created a lane, which I have given the name “Krummegasse”. The component “Corner” is used throughout the blue print.

 

 

Grundlagen

Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein war das Stephaniviertel überwiegend von Fischern, Hafenarbeitern und Handwerkern bewohnt und galt daher als „Arme-Leute-Viertel“. Da die Bewohner im nahen Hafen oder in den Packhäusern unmittelbar an der Weser arbeiteten, war das Leben dort durch ein enges Miteinander von Wohnen und Arbeiten gekennzeichnet. In den Seitengassen befanden sich in Reihenhäusern die Wohnungen der Arbeiter und ihrer Familien, in die sie sich nach einem langen Arbeitstag zurückziehen konnten.
Die Bebauung im Stephaniviertel ähnelte damals, mit seinen zahlreichen Ecken, engen Gassen und seinen winzigen Häusern, derjenigen, wie sie im Schnoor noch heute vorzufinden ist. Die feinkörnige städtebauliche Struktur stellte ein besonderes Merkmal des Stadtteils dar, weshalb es auch als „Krummes Viertel“ bekannt war.
Im zweiten Weltkrieg wurde das Stephaniviertel fast vollständig zerstört. Alle vorherigen Identifikationspunkte, wie zum Beispiel das Kornhaus, das Amtsfischerhaus oder aber die Packhäuser, die als Arbeitsgrundlage vieler dienten, existierten nicht mehr. Genauso verschwanden die Gassen und die Reihenhäuser, was dazu führte, dass die feinkörnige städtebauliche Struktur der alten Stadt aufgelöst wurde. Einige wenige Überbleibsel stellen noch die Architektenkammer, die Stephanikirche und das Haus der Drogerie Zinke dar.
In der Nachkriegszeit entschied man sich gegen einen Wiederaufbau der historischen Struktur des Viertels. In den 1950ern plante man stattdessen einen neuen modernen Stadtgrundriss, der darauf ausgerichtet war, Wohnen und Arbeiten voneinander zu trennen. Dies führte dazu, dass ein Drittel des Gebiets ausschließlich als Wohnquartier genutzt wurde, zwei Drittel hingegen als Mischgebiet. Zwar bemühte man sich darum, das ökonomische Rückrat des Stephaniviertels aufrecht zu erhalten, indem man den Einzelhandel, der schon in der Vorkriegszeit merkmalsstiftend war, in die neue Baustruktur hinein integrierte, aber die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend. Durch die großflächige Ausbreitung des Einzelhandels einerseits, aber bestehende, nichtintegrierte Baulücken andererseits entstand ein Bruch und man merkte bald, dass der ursprüngliche Charakter des Arbeiterviertels verloren gegangen war. Es fehlten die verbindenden Häuserecken und engen Gassen, die zuvor die angenehm anmutende Kleinteiligkeit ausmachten.
Es gilt nun, die Uneinheitlichkeit auszugleichen und die noch vorhandenen Baulücken so zu füllen, dass man entweder den ursprünglichen Charme des Stephaniviertels wieder aufgreift oder aber versucht, dem Viertel einen neuen Charme zu geben.

 

Konzept „Ecken-, Gassen-, Reihenhaus“

In meiner Baulücke möchte ich eine Verbindung zwischen dem Historischen und dem Gegenwärtigen schaffen. Aus dem Historischen greife ich die geschlossene Bebauung mit ihrer kleinteiligen Struktur auf sowie Ecken und Gassen. Außerdem liegt mir viel daran, der Trennung von Arbeiten und Wohnen entgegenzuwirken, indem ich sie wieder mit einander verbinde.

Die Gasse ist ein Ort der Begegnung und der Verbindung. Im Alltag bietet sie ständig Möglichkeiten des sozialen Austausches unter Menschen und begünstigt das Aufeinandertreffen, was einen wichtigen Aspekt der Urbanität ausmacht. Je weiter der Raum, der die Menschen voneinander trennt, desto öffentlicher und unpersönlicher wirkt er auch. Der gewünschte Austausch findet nur bedingt statt. Im Gegenteil dazu beugt ein schmaler Raum einer Entfremdung vor und bewirkt eine Verbindung von Menschen. Die Besonderheiten einer Gasse liegen desweiteren in den interessanten Blickperspektiven, die sich einem eröffnen, wenn man aus dem verengten Straßenraum heraus in die Weite tritt und sich einem beispielsweise ein Blick auf die Weser ermöglicht. Auch umgekehrt kann eine Blickperspektive, die aus der Weite in eine enge Umgebung führt, spannend sein, weil ein abwechslungsreicher Straßenraum die Lebensqualität des Menschen allgemein hebt.
Zunächst habe ich die Baulücke parzelliert, um die gewollte kleinteilige Struktur festzulegen. Mir war es dabei wichtig, mit den Formen zu spielen und sie ineinander aufzugreifen. Die bereits bestehenden Gebäude sollten möglichst nicht ausgegrenzt, sondern mit eingebunden werden. Dadurch ist nicht nur die Gasse entstanden, der ich den Namen die „Krummegasse“ gegeben habe, sondern auch sechs verwandte Baukörper, die dem Typus der geschlossenen Bebauung entsprechen. Ich beziehe mich bei der Namensgebung für die Gasse auf den historischen Hintergrund des Stephaniviertels, das, wie oben erwähnt, damals als das „Krumme Viertel“ bekannt war. Die Art der geschlossenen Bebauung ermöglicht es dem Individuum sich aus dem Stadtleben in die Privatsphäre zurückzuziehen, ähnlich wie sich früher die Arbeiter aus dem Hafengebiet in ihre nahegelegenen Wohnungen zurückziehen konnten, um sich für den nächsten Arbeitstag auszuruhen. Als weitere Anlehnung an das historische Stephaniviertel habe ich mich, was die Auswahl der Bautypologie betrifft, für Reihenhäuser entschieden. Die Qualität des Ortes spricht ebenfalls für diese Entscheidung. Das Stephaniviertel ist stadtnah, wassernah und bietet optimale Verkehrsanbindungen, wodurch es einer Familie erleichtert wird, Beruf, Schule und das Zusammensein unter geringem Zeit- und Kostenaufwand mit einander zu verbinden. Ein Reihenhaus entspricht dieser Vorstellung von Wohnen. Die vier zusammenhängenden Reihenhäuser bilden zusammen mit dem anliegenden Bestandsgebäude und durch ihre „L-Form“-Struktur im Zentrum ein Atrium. Das Atrium erzeugt einen Kern der Ruhe und somit eine weitere Rückzugsmöglichkeit für die Familie. Weil das innere Areal nur für die Hausbewohner zugänglich ist und sich an den Seiten durch die „L-Form“ schließt, bietet es Geborgenheit.
Im Folgenden werde ich mich den Baufeldern zuwenden.

 

Baufeld Eins

Das Baufeld Eins wird von den Straßen „Hinter der Mauer“, die „Kalkstraße“ und die „Große Fischerstraße“ eingegrenzt. In diesem Baufeld befinden sich die vier Reihenhäuser, die so angeordnet sind, dass sich in ihrer Mitte ein Atrium bildet. Jedes Reihenhaus hat innerhalb des Atriums einen eigenen Garten zur Verfügung.
Jeder Eingang besitzt eine eigene Nische, wodurch eine Überleitung vom öffentlichen in den privaten Bereich erfolgt. Die Ecken, die durch die Rücksprünge erzeugt werden, greifen nicht nur das Gesamtkonzept der „Ecke“ auf, sondern vermitteln dem jeweiligen Bewohner auch ein Gefühl von Rückzug und Beschütztseins.
Eine weitere Gemeinsamkeit aller Gebäude besteht darin, dass jedes über eine eigene Garage sowie über ein eigenes Kellergeschoss verfügt. Bei den beiden Reihenhäusern, deren Ecken verbunden sind (die „L-Form“), befindet sich die Garage außerhalb vom Wohnraum. Dadurch gewinnt das Eckhaus einen Arbeitsraum mehr im Vergleich zu den zwei Gebäuden, bei denen sich die Garage im Wohnbereich befindet. Doch es ist den Familien, die in den Häusern „ohne Ecke“ wohnen, frei überlassen, ob sie die Garage als solche nutzen möchten oder ob sie daraus einen anderen Raum gestalten wollen (z.B. einen Arbeitsraum, einen gewerblichen Raum etc.).
Das Atrium wird durch vier Parzellen gebildet, von denen jeweils eine Parzelle einem Reihenhaus gehört. Diese Module bilden in ihrer Mitte ein Zentrum, eine Grünfläche mit vier Bäumen, das die Wirkung des Atriums nochmal verstärkt. Trennt man das Atrium in seine vier, den Reihenhäusern zugeordneten Bausteine, auf, lässt sich auch hier das Konzept der „Ecke“ wiedererkennen.
Betritt man im Erdgeschoss jeweils das Haus, das keine „L-Form“ hat, liegt gleich gegenüber vom Eingangsbereich ein WC. Über eine Stufe wird man in die Wohnebene eingeleitet, wodurch eine Trennung von Außen- und Innenbereich erreicht werden soll. Man gelangt direkt in die Küche, die auch den Essbereich beherbergt. Von der Küche aus kann die Familie nicht nur hinaus in den Garten sehen, sondern diesen auch betreten. Beispielsweise kann ein Elternteil unbesorgt das Essen zubereiten, während die Kinder draußen spielen. Ein weiterer Vorteil der Verbindung von Garten und Essbereich liegt darin, dass die Familie ohne großen Aufwand auch draußen im Garten essen kann. Desweiteren befindet sich ein Abstellraum direkt zwischen Gartenbereich und Garage. In diesem kann man Werkzeuge, Gartenmöbel oder Ähnliches aufbewahren. Im ersten Obergeschoss befinden sich ein Schlafzimmer, ein Badezimmer und das Wohnzimmer. Da sich das Badezimmer an einer Stelle befindet, wo es direkt von der Sonne belichtet wird, ergibt sich daraus eine gemütliche Atmosphäre. Dies ist besonders wichtig, wenn auch das Badezimmer zu einem Ort der Entspannung werden soll. Das Wohnzimmer geht in die Loggia über, wodurch einerseits eine Verbindung nach draußen hergestellt wird, aber andererseits der Eindruck entsteht, dass der Wohnraum verlängert ist und man sich noch drinnen befindet. Dadurch wird die Privatsphäre des Individuums betont (im Kontrast zu einem Balkon zum Beispiel, der vom Privaten weg ins Öffentliche führt).
Im zweiten Obergeschoss befinden sich ein weiterer Schlafraum sowie ein besonderer Raum, der zusätzlich als Ruhezone genutzt werden kann. Dieses Zimmer ermöglicht einen individuellen Spielraum für die kreative Entfaltung der Familie, kann beispielsweise als Atelier, als kleine Bibliothek oder auch als Spielzimmer für die Kinder dienen. Im darauffolgenden Stockwerk ist eine Dachterrasse geplant. Wenn man an eine Dachterrasse denkt, hat man meist Assoziationen zum Wasser, zum Urlaub, zu einem entspannten Miteinander mit guten Freunden etc. Da sich das Stephanieviertel nah am Wasser befindet, wird nicht nur die Qualität des Ortes hervorgehoben, sondern es wird gleichzeitig auch ein Bezug zu demselben hergestellt. Eine Dachterrasse bietet zusätzlichen Raum für Familien- oder Geschäftsfeiern sowie andere Veranstaltungen.
Bei den „L-förmigen“ Eckhäusern hat man ebenfalls gegenüber vom Eingang ein WC und man gelangt wieder über eine Stufe in den Wohnbereich. Eine Besonderheit stellt das Arbeitszimmer zur Straße hin dar. Wie bei den anderen Gebäuden kann man von der Küche aus direkt in den Gartenbereich übergehen. Im Unterschied zu dem vorher besprochenen Grundriss, hat die Familie auch von der Garage aus einen direkten Zugang zum Garten. Dies kann praktisch sein, wenn die Familie ihren Einkauf möglichst komfortabel nach Hause oder besser noch, sofort in die Küche, transportieren möchte. Im ersten Obergeschoss findet sich dasselbe Prinzip wie im ersten Grundriss, es weist ebenfalls ein Badezimmer, einen Schlafraum sowie das Wohnzimmer auf. Die Besonderheit dieses Wohnzimmers liegt jedoch darin, dass die Loggia einen Übergang von einem eher inneren Bereich nach außen schafft. Dadurch, dass sich die Grundrisse spiegeln, hat man auf den Balkonen der „L-förmigen“ Gebäude die Möglichkeit, mit den Nachbaren direkten Kontakt aufzunehmen. Die Balkone ermöglichen zudem den Lichteinfall in das Atrium. Im zweiten Obergeschoss befindet sich ein Schlafzimmer, das zu einem Arbeitszimmer führt. Gegenüber vom Arbeitszimmer befindet sich wiederum der Entspannungsraum, der wie im anderen Grundriss auch als Atelier, Bibliothek etc. genutzt werden kann. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass eine Person im selben Stockwerk arbeiten und sich gleichzeitig von ihrer Arbeit ausruhen kann. Ganz oben befindet sich wieder die Dachterrasse, wofür die gleichen Prinzipien gelten, wie bei den bereits erläuterten Entwürfen.

 

Baufeld Zwei

Das Baufeld Zwei wird von den Straßen „Kalkstraße“, „Geeren Straße“ und der „Großen Fischerstraße“ eingegrenzt. In diesem Baufeld befinden zwei Reihenhäuser, deren Zweck darin besteht, ein unmittelbares Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen zu ermöglichen. Man kann eine direkte Verwandschaft zu den zuvor erläuterten Gebäuden erkennen, was ihre Form und die Gestaltung der Grundrisse betrifft. Auch hier hat jedes Reihenhaus ein Kellergeschoss, eine Nische, die als Eingang dient sowie eine Garage.
Bei dem einen Gebäude liegt links der Eingangsbereich für den Büroraum, der zwar von den Hausbewohnern genutzt werden soll, aber sich durch die Garage als abgetrennt vom Wohnbereich darstellt. Dies ist von Vorteil für die Familie, wenn man Arbeit und Wohnen miteinander verknüpfen möchte. Von der Garage aus, ergibt sich der Zugang zu einem Abstellraum (oder einer Waschküche), der wiederum in ein Atrium führt. Auf der rechten Seite befindet sich der Eingang zum Wohnbereich, der direkt in die Küche mündet. Die Küche hat einen eigenen kleinen Abstellraum, z.B. für die Müllaufbewahrung oder aber für Lebensmittel. Sie ist zur Straße hin gerichtet und birgt gleichzeitig über eine Tür den Zugang zum Atrium. Draußen führt eine Treppe zur Loggia hinauf, wodurch eine Weiterführung vom Atrium zur Loggia hergestellt wird. Der Atriumbereich, der kleiner ist, bietet optimalen Raum, um dort beispielsweise die Wäsche aufzuhängen, seine Fahrräder unterzustellen oder aber Dinge zu erledigen, die mit dem Auto oder der Garage zu tun haben. Die Funktion der Loggia liegt darin, dass die Familie dort speisen oder beisammen sitzen kann. Im ersten Obergeschoss befinden sich ein Schlafzimmer, das Wohnzimmer, das auf der Südseite liegt und ein WC. Das zweite Obergeschoss enthält zwei Schlafräume und das Badezimmer. Der Flur bietet zusätzlich Platz für eine Sitzgelegenheit oder kann als Leseecke genutzt werden etc. Durch die Dachterrasse im obersten Stockwerk, wird eine Verbindung zu Baufeld Eins hergestellt, dessen Gebäude ebenfalls allesamt Dachterrassen aufweisen. Hierdurch wird ein Gesamtbild erzeugt, das Einheitlichkeit ausstrahlt und dem Ort jenen neuen Charme verleiht.
Das andere Gebäude stellt eine Besonderheit zu allen zuvor erwähnten Gebäuden dar, indem es das Konzept der Verbindung von Arbeiten und Wohnen aufgreift, aber anders. Das Gebäude ist dafür konzipiert, dass ein Betriebsleiter bzw. eine Betriebsleiterin in einem Haus mit seiner / ihrer Familie zusammen wohnen und gleichzeitig dort seinen bzw. ihren Betrieb durchführen kann. Es sind zwei separate Eingänge vorgesehen, einmal der Eingang für die BetriebsmitarbeiterInnen in der Geeren Straße und einmal der Eingangsbereich für die Familie in der Großen Fischerstraße. Im Wohnbereich der Familie befindet sich im Erdgeschoss ein großes Arbeitszimmer für den Betriebsleiter / die Betriebsleiterin, von dem aus er / sie nach draußen in das innere Areal gelangen kann, um beispielsweise kurz frische Luft zu schnappen. Auch befindet sich dort noch ein zusätzlicher Arbeitsraum. Sowohl das Erdgeschoss als auch das erste Obergeschoss hat einen Zugang zu den Mitarbeitern des Betriebs. Auf der Mitarbeiterebene liegen im Erdgeschoss der Empfang, ein WC sowie zur Straße hin ein Abstellraum für die Betriebsangestellten (z.B. als Stellplatz für ein Fahrrad oder als Aufbewahrungsraum für Reinigungsmittel etc.). Im ersten Obergeschoss beginnt für die Familie der Wohnbereich: Dort befinden sich das Badezimmer und die offene Küche, die das Wohnzimmer und den Essbereich beinhaltet. Auch wird der Übergang von der Küche zur Loggia aufgegriffen wie bei den anderen Entwürfen auch schon. Die MitarbeiterInnen haben im ersten Obergeschoss einen Arbeitsraum. Im zweiten Obergeschoss befinden sich die Schlafräume der Familie sowie ein Arbeits- oder Spielzimmer. Vom zweiten Obergeschoss aus hat der Betriebsleiter bzw. die Betriebsleiterin keinen Zugang zum Mitarbeiterbereich, weil dort die Ruhezone der Familie berücksichtigt wird. Für die Mitarbeiter befindet sich im zweiten Obergeschoss ein Besprechungsraum. Durch diese enge Anbindung des Wohnbereichs an den Betrieb, hat der Betriebsleiter / die Betriebsleiterin die Möglichkeit, mit der Familie öfter beisammen zu sein und nach einem langen Arbeitstag oder in der Mittagspause schneller wieder am Familienleben teil zu haben. Ganz oben befindet auch eine Dachterrasse, die vorrangig für die Aktivitäten der Familie gedacht ist, aber auch für betriebliche Veranstaltungen genutzt werden kann.

 

 

 

 

Fassade

Alle sechs Reihenhäuser ähneln sich in ihren Fassaden. Die Verwandschaft wird hergestellt zum einen durch die Nischen, die jeweils den Eingangsbereich kennzeichnen, zum anderen durch die Fenster, durch die Pergola, durch die Loggia und durch die Aufstockung auf der Dachterrasse. Die Fenster ergeben sich natürlich durch die Nutzung der Räume, z.B. kleinere Fenster im Badezimmer und größere Fenster im Wohn- oder Küchenbereich, wodurch unterschiedliche Fensterformate in der Fassade zustande kommen. Allerdings sind diese als „Spiel“ beabsichtigt, bei denen auch die kleinsten Fenster eine Rolle innehaben. Sie verleihen dem Haus durch ihre unterschiedliche Anordnung eine besondere Atmosphäre, die zur Hebung der Wohnqualität beiträgt. In bestimmten Teilen der Fassade ist durch die Anordnung der Fenster sofort zu erkennen, welches Fenster zu welchem Raum gehört, bzw. welche beiden Fenster räumlich zusammengehören. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Fassade ist die Spiegelung. Beispielsweise spiegelt sich die Fassade des einen Gebäudes in der Südwestansicht auf die Fassade des anliegenden Gebäudes. Die Spiegelung drückt ebenfalls die Zusammengehörigkeit der einzelnen Reihenhäuser zueinander aus. Die Aufstockung ist ebenso ein Merkmal aller Reihenhäuser. Die Pergola gibt den Bewohnern zusätzlich ein Gefühl von Sicherheit und verdeutlicht die Trennung der Wohnbereiche von einander. Außerdem weist sie einen halboffenen Charakter auf, indem sie die Möglichkeit zur individuellen Gestaltung bietet, z.B. durch das Spannen eines Sonnentuchs oder das Pflanzen von Klettergewächsen etc.

 

 

 

Material und Konstruktion

Ich habe mich bei den Reihenhäusern für eine hellrote Ziegelfassade entschieden, weil sie sich einerseits gut an die Umgebung anpasst und andererseits witterungsbeständig ist. Der warme Rotton verleiht den Gebäuden eine wohnliche Stimmung. Auch hierbei war es mir wichtig, dass alle sechs Gebäude dieselbe Materialauswahl aufweisen, damit ihre Zusammengehörigkeit unterstützt wird und auch der Charme, der von ihnen ausgehen soll, optisch gewahrt bleibt. Die Außenwände sind die tragenden Wände, zwischen denen sich noch innentragende Wände befinden, die allesamt zur Spannung der Betondecke beitragen. Dort, wo sich die Loggias befinden, wird die Betondecke durch Stützen und Unterzüge getragen. Auf den Dachterrassen sowie in den Atrien sind Holzplatten vorgesehen. Diese vermitteln einen Eindruck von Natürlichkeit, erzeugen eine gemütliche Atmosphäre und tragen so wieder zur Qualität des Wohnens bei. Durch die Attika auf den Dachterrassen wird einerseits Sicherheit gewährleistet, andererseits umschließt sie die Gebäude. Die Pergola besteht aus dunklem Holz, wodurch sie zum einen zum Stahlgeländer passt, aber zum anderen einen Materialbezug zum Holzboden aufbaut.

 

 

Modell M.: 1:500

 

  

Modell M.: 1:200



Literaturverzeichnis
-  Grewe-Wacker, Marianne / Dr. Pohl, Martha / Dr. Söffler, Detlev (Bremen Juli 2009): Stephaniviertel, Entwicklungskonzept. Der Senator für Wirtschaft und Häfen. Der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa. S. 7 – 10.
- Flade, Antje (Bern 2008): Architektur – psychologisch betrachtet. 1. Auflage. S. 125