Masterthesis – Hochschule Bremen
 
Im Verlauf – Quartier Galopprennbahn, Bremen
Nina Braun, August 2016
Die Galopprennbahn in der Bremer Vahr, ca. 6 km vom Stadtzentrum entfernt, hat seit 130 Jahren Bestand und zählt zu einer der ältesten Deutschlands. Aufgrund mangelnder Finanzierungsmöglichkeiten steht die Pferderennbahn, die bis zu 12.000 Besuchern Platz bietet, kurz vor dem Aus. Ende 2017 könnte die letzte Veranstaltung stattfinden. Die Fläche des Areals, auf dem pro Jahr sechs Rennen geplant sind, beträgt 20 ha. Die Gesamtfläche des Grundstücks beläuft sich jedoch auf 30 ha. Über die weitere Bespielung wird schon für Ende 2018 spekuliert. Geplant ist beispielsweise, bis zu 1000 neue Wohnungen entstehen zu lassen.
Im Zentrum der Rennbahn befindet sich ein Golfplatz, der von der „GolfRange GmbH“ aus Süddeutschland betrieben wird und mit 700 Mitgliedern sowie 3000 Besuchern jährlich wirbt. Im nördlichen Teil des Grundstücks erstreckt sich ein zu einem Park ausgebauter Grünstreifen, der versucht, die Rennbahn in die angrenzenden Siedlungen zu integrieren.
Die Galopprennbahn liegt an der vierspurigen Ludwig-Roselius-Allee und ist mit der Buslinie 25 gut zu erreichen. Direkt auf dem Gelände befindet sich das zur Rennbahn gehörige Hotel Atlantic. Südlich der Rennbahn befindet sich ein großflächiges Gewerbegebiet, das viele Möglichkeiten zum Einkaufen bietet. Direkt dahinter ist ein eng parzelliertes Kleingärtnergebiet angesiedelt. Östlich des Areals bestimmen freistehende Einfamilienhäuser mit großzügigen Gärten das Stadtbild. Nördlich sowie Westlich entstand in den frühen 50er Jahren eine typische Reihenhaus- und Geschosswohnungsbautypologie, die seither ohne große Veränderung bestand hat. Ein weiteres Charakteristikum für das Gebiet ist die große Gewerbefläche von Mercedes Benz, die viel Verkehr mit sich bringt.
Allgemein ist die Umgebung der Galopprennbahn städtisch nicht dicht bebaut, sondern bietet eher das Flair eines Vorstadtbezirkes.



Konzept









Rahmenplan | M 1:1000



Ein weiteres besonderes Merkmal des Quartiers ist die Spur der ehemalige Galopprennbahn, die im nördlichen Teil erhalten wird, um das Flair dieses historischen Ortes zu erhalten. Umgeben wird die Bahn vom Park und von einer Baumreihe. Durch kleine Wege wird die Bahn mit dem Park verbunden. An der städtischen Seite grenzt eine Straße, die ebenfalls zur Bahn hin mit einer Baumreihe gesäumt ist.
Die Rennbahn bietet Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten.

Schnitt | M 1:500

Als vertiefender Bereich wird die Umgebung des Marktplatzes und Fleetverlaufs untersucht.
Ein wichtiges städtebauliches Element sind die Arkadengänge der Blöcke und eines Solitärs, die zum Marktplatz ausgerichtet sind. Durch sie erhält der Platz mehr Aufmerksamkeit und wird zu einem Erkennungsmerkmal. Zudem lockern sie den Straßenraum auf.
Der Platz selbst ist großzügig und wird seitlich von begrünten Sitzinseln begrenzt. Eine ebene Fläche in der Mitte bietet Raum für Cafés, Märkte, Veranstaltungen und Projekte. Der Platz ist ein Freiraum, der von den Bewohnern des gesamten Quartiers belebt werden soll.

Vertiefung Erdgeschoss | M 1:500

In einer vertiefenden Betrachtung werden Grundrisse für das Erd- sowie für ein Regelgeschoss entwickelt. Für die meisten Gebäude sind im Erdgeschoss Gewerbeflächen geplant, die ebenfalls Zugang zum Innenhof haben. An einigen Stellen jedoch wird barrierefreies Wohnen im Erdgeschoss ermöglicht, indem die Gebäude durch einen Vorgarten von drei Metern von dem Gehweg entfernt sind. Somit wird die Privatsphäre und Distanz zum öffentlichen Leben gewährleistet.
Bei genauer Betrachtung der Regelgeschosse wird deutlich, dass es zwei Erschließungstypen in der Blockrandbebauung gibt. Zum einem gibt es Zwei- und Dreispänner mit einem von hinten belichteten Treppenhaus, die einen Zugang in den Innenhof ermöglichen. Der andere Erschließungstyp stellt sich durch Laubengänge dar, die Erschließungskosten sparen, in dem mehrere Wohnungen angesiedelt werden. Zudem bietet man den Bewohnern einen zusätzlichen Außenraum. Die Laubengänge ermöglichen eine Querlüftung und eine beidseitige Belichtung der Wohnungen.
Die Eingänge sind durch Rücksprünge in der Fassade erkenntlich und bieten so Wetterschutz. Sie sind großzügig geplant und bieten Platz für alltägliche Gegenstände wie Fahrräder oder Kinderwägen. Alle Wohnungen sind durch einen Aufzug barrierefrei zu erreichen.
In jeden Block sind die Wohnungsgrößen gut durchmischt und liegen zwischen 50 und 120 qm.
Durch die hohe Vielfalt an Wohnungen wird jeder Bewohnertyp angesprochen.
Die Reihenhäuser besitzen alle einen Rücksprung, der als Vorgarten genutzt wird. So kann das Erdgeschoss immer barrierefrei erschlossen werden und dient dem Wohnen. Die Reihenhäuser können entweder von einer Familie oder als Mehrparteienhaus genutzt werden. Im Falle des Mehrparteienhauses ist auch die unterste Wohnung immer barrierefrei.

Vertiefung Regelgeschoss | M 1:500

Die Besonderheit des Platzes stellt sich durch die Zugänglichkeit des Fleets dar. Über skulpturale Treppenanlagen, die auch ins Wasser führen, kann das wesentliche Element des Entwurfs, das Wasser, an dieser Stelle erfahren und erlebt werden. Die Treppe bietet gleichzeitig Sitzmöglichkeiten, die mit einer gegenüberliegenden Plattform für Konzerte oder Theater genutzt werden kann.
Die Treppen führen auf ein 1,5 m niedrigeres Niveau. Das komplette Fleet ist künstlich angelegt und durchfließt ungehindert das gesamte Gebiet. Um den Niveauunterschied zu überwinden, werden kleine und größere Brücken benötigt. An mehreren Stellen gibt es die Möglichkeit, direkt am Wasser zu flanieren. Das Fleet soll ein allgegenwärtiger Begleiter des Quartierslebens sein.

Das Fleet fließt durch das ganze Quartier ununterbrochen durch. Durch kleine Brücken wird man über das Fleet geführt.
Mehrere Stellen im Quartier lassen eine Begegnung mit dem Wasser zu.
Der Verlauf wurde etwas geändert, führt aber wieder in seine ursprüngliche Bahn.

Das über 50 ha große Bearbeitungsgebiet bietet eine ausgewogene Mischung aus Arbeit, Gewerbe und Wohnen sowie Freiräumen, von denen auch die weitere Umgebung profitiert. Durch seine besonderen Merkmale – wie der Fleetverlauf oder die ehemalige Rennbahn – ist das Quartier für alle Bremer interessant. Durch die Auflösung des Gewerbegebiets entstehen keine Verluste, da durch die geplante Mischnutzung die Gewerbeflächen auf das gesamte Gebiet verteilt werden können. Der Entwurf versucht sich in die Umgebung zu integrieren und die unterschiedlichen Ortsteile zu verbinden. Gleichzeitig funktioniert er wie ein eigenständiges Quartier. Er bietet Platz für ca. 3000 Wohnungen, sowie Schulen, Kitas, Ärztehäuser, Büroflächen, Gastronomie, Freizeitanlagen und Naherholungsmöglichkeiten. Der Entwurf hat das Potenzial, den Bremer Osten aufzuwerten.

Der momentan vorherrschende Vorstadtcharakter wird durch die städtische Atmosphäre des Quartiers verändert und angemessen einem Gebiet der Hansestadt nähergebracht.


Morphologie | M 1:2000
Blickrichtung Neue Vahr mit Aalto-Hochhaus in der Mitte


Modell | M 1:1000


Modell | M 1:500


Modell | M 1:500 Auschnitt