Hochschulseminar – Die Form des Städtischen
 
Stadtwahrnehmung als Gender-Perspektive
Maxi Elen Kochskämper, Anna-Maria Schulte, März 2013

Architecture and Gender

Architecture builds public space. Public space can influence sexes in different ways. The following topics give a short overview about important terms referring on gender in public space and their sense of architecture.

The first part of the elaboration deals with the polarization of gender, which contains an analysis of the history of bisexualism. Besides, the text gives a definition of today's understanding of the term "gender". Gender -Mainstreaming and Gender-Planning are also two important buzz phrases in this context which are defined shortly.
The second part describes spaces of fear in public and tries to define actions that give support in designing these for avoiding the development of dangers places.

 

Polarisierung der Geschlechter

Geschichte der Zweigeschlechtigkeit

 

Gender

Der Begriff „Gender" kam Mitte des 20. Jahrhunderts auf und wurde vor allem von dem US-amerikanischen Forscher John Money eingeführt:

 

„Der Begriff Geschlechtsrolle wird benutzt, um all jene Dinge zu beschreiben, die eine Person sagt oder tut, um sich selbst auszuweisen als jemand, der oder die den Status als Mann oder Junge, als Frau oder Mädchen hat."
- MONEY, 1955

 

Zum anderen bezeichnet „Gender" auch die Geschlechtsidentität. Diese Bedeutung wurde 1968 von Robert Stoller und Ralph Greenson geprägt:

 

„Geschlechtsidentität beginnt mit dem Wissen und dem Bewusstsein, ob bewusst oder unbewusst, dass man einem Geschlecht angehört und nicht dem anderen. Geschlechtsrolle ist das äußerliche Verhalten, welches man in der Gesellschaft zeigt, die Rolle, die man spielt, insbesondere mit
anderen Menschen."
- STOLLER, 1968

 

 

Definition Gender heute:

„Gender ist der englische Begriff für das soziale Geschlecht. Über das biologische Geschlecht hinaus, das eine Person von Natur aus hat, basiert das soziale Geschlecht auf der kulturellen, der gesellschaftlichen, der soziologischen Erziehung, die eine Person erfährt. Gender steht für die gesellschaftliche Rolle, die auf Grund unseres Geschlechtes durch unsere Erziehung und die uns umgebende Gesellschaftsform einnehmen."

 


Gender-Mainstreaming

„Gender Mainstreaming" (GM) ist eine Strategie, um durchgängig sicherzustellen, dass Gleichstellung von Männern und Frauen als Staatsaufgabe, vor allem auch durch die öffentlichen Verwaltungen, ausgeführt wird. Dies ist im Grundgesetzbuch und in der Geschäftsordnung der Bundesministerien verankert:

 

Art 3

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.


Geschäftsordnung der Bundesministerien

Kapitel 1 Allgemeines

§ 2 Gleichstellung von Frauen und Männern

Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist durchgängiges Leitprinzip und soll bei allen politischen, normgebenden und verwaltenden Maßnahmen der Bundesministerien in ihren Bereichen gefördert werden
(Gender-Mainstreaming).

 

GM zielt darauf ab, Stereotypisierungen zu vermeiden. Denn durch Geschlechterstereotypen wird die Wahrnehmung von Leistungen, Leistungsfähigkeit, Potenzialen und Kompetenzen verhindert oder verzerrt. Dadurch entsteht Diskriminierung. Durch „Gender Mainstreaming" sollen diese Stereotypen aufgebrochen werden, um ein Gleichgewicht im Geschlechterverhältnis zu schaffen. Auch für das Entwerfen von öffentlichem und Privatem Raum ist das Thema des „Gender Mainstreamings" wichtig.

 


Gender Planning

Unter dem Begriff „Gender Planning" sollen Städteplanerisch Konzepte gefunden werden, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Mann und Frau in ihrem Alltag, an ihr direktes Wohnumfeld und die zurückzulegenden Wege, eingehen soll. Auch hierfür gibt es eine Gesetzgebung:

 

Baugesetzbuch

§ 1 Aufgabe, Begriff und Grundsätze der Bauleitplanung

(6) Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind insbesondere zu berücksichtigen:

3. die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung, insbesondere die Bedürfnisse der Familien, der jungen, alten und behinderten Menschen, unterschiedliche Auswirkungen auf
Frauen und Männer sowie die Belange des Bildungswesens und von Sport, Freizeit und Erholung, (...)

 

 

 

 

Unsicherheiten im öffentlichen Raum, Anna-Maria Schulte

Beispiele für Angsträume im öffentlichen Raum

 

Bei Angsträumen im öffentlichen Raum handelt es sich z.B. um unterirdische Verkehrsbauwege, Parkgaragen, Unterführungen, U-Bahnhöfe, einsame Wege und Parks die meistens schlecht beleuchtet sind und unbelebte Innenstädte bei Nacht.

 

Allgemeine Merkmale

Sie weisen Merkmale wie Unübersichtlichkeit, schlechte Beleuchtung, fehlende Ausweichmöglichkeiten, Unbelebtheit und mangelnde Gepflegtheit auf.

 

Maßnahmen zur Vermeidung

Maßnahmen zur Vermeidung solcher Angsträume sind z.B. der Einsatz von Frauen Nacht Taxen, die Lokalisierung und stadtplanerische Umgestaltung sogenannter Angsträume, eine verstärkte soziale Kontrolle von U- und S-Bahnhöfen und Frauenparkplätze in Parkhäusern.

 

Planungsleitfäden

Planungsleitfäden sehen vor, dass Hauptwege nicht durch Parkanlagen und Unterführungen geführt werden sollten, es sollte eine zusätzliche Beleuchtung geben und eine Veränderung bzw. Reduzierung der Bepflanzung sollte vorgenommen werden.


Maßnahmen die eine schnelle Orientierung sowie einen Überblick über die Situation ermöglichen, bieten einen hohen Stellenwert für das persönliche Sicherheitsempfinden. Ob die zuvor aufgezählten Maßnahmen jedoch wirkungsvoll sind ist unklar, da es kaum Studien zu diesen Präventionsmaßnahmen gibt. Es lässt sich jedoch feststellen, dass Tiefgaragen und Parkhäuser von beiden Geschlechtern als Fremdkörper empfunden werden und deshalb eher gemieden werden. Man könnte z.B. anhand der Einrichtung von Frauenparkplätzen meinen, dass Frauen im öffentlichen Raum eher gefährdet sind als Männer, dies ist aber umgekehrt. Frauen erfahren die meiste Gewalt oder Angst in Privaträumen, z.B. durch sexuelle Übergriffe, diese finden häufiger im engen Umfeld statt. Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung ist das Viktimierungsrisiko für Frauen am höchsten, dabei ist Vergewaltigung und sexuelle Nötigung gleichzeitig im Vergleich aller strafrechtlich relevanten Opfererfahrungen von Frauen das Delikt welches mit Abstand im höchsten Maße Angst auslösend wirkt, schwerwiegender als bspw. Raubüberfälle, Körperverletzungen mit Waffen oder Wohnungseinbrüche.

 

Filmausschnitte: Femme de la rue, von Sofie Peters aus Brüssel

 

Von der Materialität des Raumes zum gesellschaftlichen Raum

Es reicht nicht aus materiellen Maßnahmen, die am Anfang aufgezählt wurden, zu ergreifen. Wichtig ist, dass auch der gesellschaftliche Zusammenhang mit einbezogen wird.

 

 

 

Quellenverzeichnis

Internetrecherche:

http://www.uni-due.de/genderportal/geschlechtergeschichte
http://www.goethe.de/ges/mol/dos/gen/deindex.htm
http://www.uni-bielefeld.de/gendertexte/gender.html
http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did=192702.html
http://www.ravensburg.de/rv/buerger/stadtplanung/genderplanning-definition-genderplanning.php?WS

 

Bildmaterial:

http://www.uni-due.de/genderportal/geschlechtergeschichte
http://us.cdn4.123rf.com/168nwm/myvector/myvector1201/myvector120103420/12128662-vector-illustration-der-einzelnen-isolierten-familie-symbol.jpg
http://www.pm-magazin.de/sites/www.pm-magazin.de/files/imagecache/lightbox/images/2060_R_K_B_by_magicpen_pixelio.de_.jpg
http://www.fotoalbum-berlin.de/d/7826-3/U-Bahnhof_Rathaus_Steglitz_10
http://www.bahnbilder.de/bilder/u-bahn-berlin-stationen-77506.jpg
http://www.bilderbuch-koeln.de/bilder/köln_zollstock_einsamer_weg_natur_schön_0a2a49857_978x1304xin.jpeg
http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/28095787
http://andersgesehen.startbilder.de/bilder/tunnels-und-unterfuehrungen-70.jpg

Filmbeitrag Sofie Peeters „Femme de la rue":
http://www.stopstreetharassment.org/2012/07/belgiumdoc/

Literatur:
Renate Ruhne, Raum Macht Geschlecht, Leske Budrich, Opladen 2003