Hochschulseminar – Zu Fuß
 
EXPERIMENT - Freie Fahrt für Fußgänger
Andreas L., Jowan H., Edite B.-A., Natalia F., Anja P., Dennis G., 27.3.2008

Ampelexperiment der Hochschule Bremen


>>> Film: Zu Fuß

Traffic light with preemption of pedestrians. - During two hours in 18th of January 08 we got the installation of a traffic light where normally the red-light is shown to the cars and green to walkers. By pressing a bottom the car-drivers get their right to pass. This experiment was arranged in the centre of Bremen by the traffic authority.

Im Rahmen des Moduls Stadt- und Freiraumplanung von Prof. Schäfer wurde im 1. Semester des Masterstudiengangs das Thema „Zu Fuß gehen als Luxus“ behandelt, bei dem mehrere Projekte im Stadtraum realisiert worden sind. Unsere Gruppe hat sich mit einem Ampelexperiment beschäftigt. Bevor das Experiment jedoch realisiert werden konnte, mussten viele Hürden gemeistert werden.

Folgende Stationen haben wir in Anlauf genommen:

• ADFC
• Straßenverkehrsamt
• BVT
• Sponsoren
• Presse
• Druckerei


Als Erstes haben wir uns beim ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) erkundigt, ob sie uns bei unserem Ampelexperiment unterstützen und helfen könnten. Doch leider konnten sie uns nicht weiter helfen.

Daraufhin haben wir uns entschlossen mit dem Straßenverkehrsamt Bremen in Verbindung zu setzen. Nach Erläuterung unseres Vorhabens wurde bei der Referatsleitung Interesse geweckt und ein nächster Termin vereinbart.

Parallel wurde nach Firmen recherchiert, bei denen temporäre Ampeln ausgeliehen werden konnten. Dabei haben wir erfahren, dass die Aufstellung der Lichtsignalanlagen 250,- Euro pro Tag kostet.

Des Weiteren wurde nach Sponsoren gesucht: Sparkasse Bremen, Bremer Bank, Mahn Verkehrstechnik und Marketingabteilung beim Weser Kurier. Leider hat sich keiner bereit erklärt das Experiment zu sponsern.

Im Straßenverkehrsamt wurden wir von der Referatsleiterin Frau Osterloh und Referatsleiter Herr Lanz für Verkehrstechnik empfangen. Nach einer näheren Beschreibung des Projekts wurden von beiden Seiten mögliche Orte für die Durchführung vorgeschlagen (Neustadtswall an der Hochschule Bremen oder Parkallee/Ecke Hohenlohestraße). Nach einer Ortsbegehung haben wir uns für die Parkallee entschlossen, da in diesem Bereich das Verkehrsaufkommen der Autofahrer sowie der Fußgänger für unser Vorhaben am sinnvollsten erschien und wir haben einen Termin festgelegt. Die Ampelanlagen wurden zum vereinbarten Termin bestellt.

Zur Bekanntmachung unseres Ampel-Experiments haben wir uns an die Medien gewendet, um die Öffentlichkeit zu informieren. Unter Anderem wurden die Presse, Radio und Fernsehen benachrichtigt: Weser Kurier, TAZ, Süddeutsche Zeitung, Radio Bremen und Buten un Binnen.

Nach dem wir die Genehmigung für den 18.01.08 erhalten haben, wurden Plakate und Flyer erstellt. Das Ampel-Experiment konnte starten.


Auszug Pressemitteilung

Am Freitag, den 18. Januar 2008 wird für einen Tag an der Kreuzung Parkallee / Hohenlohestraße in der Bremer Innenstadt eine Ampel aufgebaut, bei der die Autofahrer auf den Knopf drücken müssen, um grünes Licht zur Wei-terfahrt zu erhalten, während für die Fußgänger im Regelfall die Ampel grün zeigt. Der geplante Zeitraum des Ampelexperiments ist von 10 bis 12 Uhr vorgesehen.
Sinn dieses mit der Verkehrsbehörde abgestimmten Experiments ist das Prinzip, wonach der Stärkere im Straßenverkehr bevorrechtigt ist, umzukehren. Dem Fußgänger wird nun das Hauptrecht der Bewegungsfreiheit zu gestanden, während der motorisierte Verkehr aufgrund seines Vorteils von Geschwindigkeit in die Warteposition versetzt wird.
Diese ‚temporäre Installation’ ist Teil eines Seminars zum Thema Stadt- und Umweltplanung am Lehrstuhl für Städtebau mit dem Titel – „Zu Fuß gehen als Luxus“, das eine planerische und künstlerische Auseinandersetzung mit einer Bewegungsform anstrebt. Wie sehr ist die Wahrnehmung der Urbanität hiervon bestimmt und was ist der Anteil der Architektur der Stadt daran?
Im Rahmen dieses Seminars werden mehrere Experimente im öffentlichen Raum angestrebt, die auf Konflikt-Situationen des Alltags hinweisen sollen.



Plan der Verkehrsverwaltung mit Aktennotiz

 

Flyer zur Information der Autofahrer

 

Impressionen der Umsetzung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weserkurier vom 29. Januar 2008

 

 

 

Reaktionen:

Obwohl zu der Durchführung der Ampelaufstellung mit ‚Dauerrotlicht für Autos’ die heftigen (lauten) Reaktionen den Ton angaben, hatten wir dennoch auch einen großen Teil von Zustimmung von Seiten der Fahrerinnen und Fahrer. Ebenso waren die beteiligten Personen der Polizei, wie der weiteren Verkehrsbehörde unserem Experiment gegenüber positiv aufgeschlossen und in der Durchführung sehr zustimmend. Überschwänglich war die Freude bei den Verbänden und Vereinen, die sich für die Belange ‚schwächerer Verkehrteilnehmer’ in der Stadt tagtäglich einsetzen. Das breite Echo in den Medien erbrachte hoffentlich den erwünschten Rahmen für eine weitere Diskussion des demonstrierten Grundprinzips von Verkehrslenkung, denn obwohl der Ort für die Aufstellung in der Innenstadt lag, war z.B.: das Verkehraufkommen der Fußgänger nicht besonders hoch. Die beteiligte Polizei war in unseren Diskussionen vor Ort überzeugt davon, dass es Brennpunkte gibt (z.B. vor Schulen) an denen die Aufstellung einer Ampel mit Bevorrechtigung der Passanten sinnvoll ist. Die technische Frage nach Druckknopf (ähnlich dem Automaten im Parkhaus) oder einer in die Fahrbahn eingelassene Induktionsschleife lässt sich lösen.
Entscheiden ist die gewandelte Richtung einer Denkweise, die mit unserem Experiment einhergeht. Wer hat das Vorrecht? Wem steht der unmittelbare Bewegungsraum der Stadt zu? Wer behindert wen? Und was stellt eine Behinderung dar? – Auf der gedanklichen Suche nach Orten, für einen angemessenen Gebrauch dieses Prinzips, ergeben sich mehr und mehr Situationen, die dafür adäquat erscheinen unsere „Bremer Ampel“ aufzustellen.