Anika Müller, Nik Steinweg, Roland Wiebeke, Maria Cal, Christian Wilm und Nadin Boettcher, Wintersemester 2013/14
…und DU bist RAUS!
ein soziologisches Experiment
Vielfältigkeit ist ein grundlegender Wesenszug menschlicher Gesellschaft. Dabei gibt es offensichtliche Unterschiede, die Zugehörigkeiten zu bestimmten Gruppen definieren. Weil wir so unterschiedlich sind, ordnen wir uns und unsere Mitmenschen bestimmten Klassen, Milieus oder Subkulturen zu. Dieses Schubladendenken vereinfacht das menschliche Miteinander und ist in gewissem Grad auch praktisch, aber es ist eine eindimensionale Sichtweise auf eine komplexere Realität.
Innerhalb jeder beliebigen Gruppe lassen sich Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten feststellen. Dies wird mit dem, im Folgenden erläuterten, Experiment veranschaulicht. Eine komplexe, vielschichtige Gruppendynamik wird anhand von (banalen) Beispielen offen gelegt und gleichzeitig das Thema Inklusion/ Exklusion auf emotionaler Ebene erfahrbar gemacht.
Die Spielregeln
Spiel für 6 Personen*. Es werden zwei Seiten markiert, bzw. eine Trennlinie festgelegt.
- Stellt eine Aussage auf, die eine Mehrheit formiert. Es darf kein Unentschieden geben.
- Diejenigen, auf die die Aussage zutrifft, gehen auf die andere Seite und stellen sich den/der/dem Zurückgebliebenen gegenüber.
Es ist darauf zu achten, dass sich Fronten bilden (und nicht etwa ein Halbkreis), um eine erlebbare Gegenüber-Situation zu erzeugen. Auch auf ausreichend Abstand, um sich anzugucken, muss geachtet werden.
- Die Gruppe findet sich nach einem kurzen Moment wieder zusammen und das Ganze beginnt von vorne. Es werden min. 6 Durchgänge gespielt.
Variation: Es kann eine Anzahl von Runden festgelegt werden und die Person, welche am häufigsten ausgeschlossen wurde, verliert. Es empfiehlt sich, um dem Spiel nicht die Spannung zu nehmen, keine Absprachen zu treffen, sondern auf die Gruppendynamik zu setzen.
*Überlegungen zur Personenanzahl im Spiel
Nach einigen Probeläufen in der Gruppe ergab sich, dass eine Personenanzahl von 6, die Einzige ist, bei der auch die emotionale Ebene der Inklusion/Exklusion erlebbar ist.
Bei 4 Teilnehmern ist die Mehrheit(3) noch nicht groß genug, um als solche wahrgenommen zu werden. Beim Spielen mit 5 oder 7 Personen wäre eine Teilung in nahezu gleichgroße Gruppen regelkonform, ein Gefühl für Minder- oder Mehrheit hätte so aber nicht erzeugt werden können. Ab 8 Spielern schließlich, wäre die größtmögliche Minderheit (wie bei 7 auch schon) 3 Personen groß. Ab drei Personen zusammen nimmt man jedoch im Normalfall schon als Gruppe wahr. Deswegen ist die Spieleranzahl auf 6 Personen festgelegt worden.
Nachbetrachtung
Themen oder Fragen zur Einordnung wurden bewusst nicht vorgegeben, um dynamischen Entwicklungen in der Gruppe nicht vorzugreifen. Wie sich herausstellte, hat diese Überlegung sich bewährt, wenn entweder mehrere Durchgänge gespielt wurden oder min. eine Person die Ebene der Banalitäten verlassen hat.
Bei nur einer Runde blieben die Spieler in nahezu allen Fällen bei Einordnungen aufgrund von Äußerlichkeiten (Wer hat lange Haare?) oder Offensichtlichem (Wer war heute pünktlich hier?). Bei Fragen, die ein klares Statement vor der Gruppe forderten [dessen Aussage gleichzeitig auch als Aussage über einen selbst ausgelegt werden konnte] (Wer mag das Werk des Architekten X?), stieg sowohl die Spannung in der Gruppe, als auch der Spaßfaktor.
Die Nachbesprechung mit den Gruppen brachte deutlich hervor, dass das Experiment, obwohl simpel aufgebaut, es doch schafft Gefühle bei der Minderheit zu erzeugen. Die Art der Empfindung beim Alleinstehen hängt dabei jedoch erheblich von der Frage ab. Denn obwohl der Mensch, wie Eingangs beschrieben, die Sicherheit einer Mehrheit schätzt, legt er paradoxerweise gleichzeitig erheblichen Wert auf seine Individualität.
Es ist folglich nicht überraschend, dass jemand, der aufgrund einer Überzeugung allein steht, die er auch gegen eine Mehrheit bereit ist zu vertreten (Wer trägt Fair-Trade-Kleidung?), sich alleine stehend nicht unwohl fühlt, sondern eher stolz auf seine Individualität ist.
Die andere beschriebene Empfindung ist besonders bei oberflächlichen Fragen deutlich zu Tage getreten. Wenn man aufgrund von Äußerlichkeiten oder Banalitäten (Wer hat eine Jeans an?) „ausgeschlossen“ wird, erzeugt dies ein unangenehmes Gefühl von Ungerechtigkeit. Besonders bei Gruppen, die sich nicht sehr gut untereinander kannten, wird das „Minderheiten-Gefühl“ deutlich; man fühlt sich gemustert und eingeschätzt.
Abschließend möchten wir festhalten, dass wir mit den, im Folgenden in Bild und Ton dokumentierten, Ergebnissen des Experiments sehr zufrieden sind. Unsere Erwartungen an Durchführung und Vermittlung des Themas auf spielerische Art haben sich erfüllt.
*Überlegungen zur Personenanzahl im Spiel
Nach einigen Probeläufen in der Gruppe ergab sich, dass eine Personenanzahl von 6, die Einzige ist, bei der auch die emotionale Ebene der Inklusion/Exklusion erlebbar ist.
Bei 4 Teilnehmern ist die Mehrheit(3) noch nicht groß genug, um als solche wahrgenommen zu werden. Beim Spielen mit 5 oder 7 Personen wäre eine Teilung in nahezu gleichgroße Gruppen regelkonform, ein Gefühl für Minder- oder Mehrheit hätte so aber nicht erzeugt werden können. Ab 8 Spielern schließlich, wäre die größtmögliche Minderheit (wie bei 7 auch schon) 3 Personen groß. Ab drei Personen zusammen nimmt man jedoch im Normalfall schon als Gruppe wahr. Deswegen ist die Spieleranzahl auf 6 Personen festgelegt worden.