Hochschulseminar – Private Eye on the Public
 
Einführung
Prof. Klaus Schäfer und Betty Kolodzy, Hochschule Bremen, Wintersemester 2024/2025

Filmstill: Lebe schon lange hier, Dokumentarfilm (2015) von Sobo Swobodnik

Das Wesen des öffentlichen Raumes, als ein Sinnbild des Urbanen, wird selbstverständlicher Weise zunächst in seiner Gestalt gesehen: Seiner Form, der architektonischen Ausprägung nach, einer wie auch immer enthaltenen Qualität; verkürzt kann man auch vom Raum zwischen den Dingen – in der Stadt – sprechen.

Diese Perspektive möchten wir in unserem Seminar dieses Mal umdrehen: Wir schauen bewusst aus dem Privaten in den öffentlichen Raum. Wir wissen mit H.P. Bahrdt* um den Wert einer Trennschärfe zwischen diesen Beiden „Sphären“. – Aber was geschieht, kehren wir den Fokus um, wenn wir über den intimen Raum das Anonyme in der Stadt erblicken?

Architektur schafft die Trennung und damit die soziologische Unterscheidung zwischen Anonymität und Intimität in der Stadt. Gleich einer Membrane zwischen zwei Welten wird an diesem Punkt die städtische Gesellschaft, die Civitas räumlich konstituiert. Öffnungen, Materialität, Übergänge und Brücken sind an dieser Stelle die Konstruktionsmittel einer Schwelle. Transparenz und Diskretion werden somit baulich hergestellt und ergeben gleichsam Wehrhaftigkeit oder Vulnerabilität.

 * Hans Paul Bahrd (1961): Die moderne Großstadt. Soziologische Überlegungen zum Städtebau.

In architekturtheoretischen, literarischen, filmischen, weiteren künstlerischen und experimentellen Methoden werden wir uns diesem spezifischen Blickwinkel auf den Stadtraum seminaristisch annähern.