Hochschulseminar – Wer hat Angst vor dem Zufall?
 
Paris: Haussmann versus Clichy-Batignolles
Jördis Petersen, Christina Schädlich, 14.02.2018
To this day Paris is dominated by the architect Georges-Eugéne Baron Haussmann (1809 - 1891). His "rules" still define the modern Parisian cityscape today. The book "Paris Haussmann" contains numerous visualizations - plans, drawings, floor plans, axonometries and sections - and diagram views describing and explaining the cityscape at the time of Haussmann. The main topics are the urban networks, public spaces, the blocks and the floor plans, or the buildings. At the end there is a detailed efficiency analysis of the individual components.
Hausmnann wanted to create a sustainable city. It was important to him to save resources and to use local building materials. In addition, the city should be able to absorb changes without losing its structure. This flexibility should be given in the blocks, as well as in the individual floor plans. A recurring theme is also the good ventilation and the abundant sunshine in the buildings - these things should always be given in the Haussmann buildings. An important point for Haussmann was that he separated the public and the private space, the facade should always serve as a "threshold" of the two components.
This "old" structure has now been compared to a more recent project, the Clichy-Batignolles in the northwest of Paris. This is where a new quarter with a large number of apartments, offices, but also schools and shopping facilities was built. The centerpiece is the park, which is located in the middle of the neighborhood. The idea was to create an environmentally friendly project that focuses on renewable resources and leaves a neutral carbon footprint.
This comparison shows us that Georges-Eugène Baron Haussmann left nothing to chance while the project Clichy-Batignolles has a certain look of randomness to it, due to the different building styles.



Georges- Eugéne Baron Haussmann war von 1853 bis 1870 Präfekt des französischen Départements
der Seine. Er war DER Stadtplaner von Paris und verkörpert heute mehr als jeder andere die städtische Identität der Stadt Paris. Das Ziel von Haussmann war es Paris zu einer beispielhaften industriellen Gesellschaft zu transformieren. Er beabsichtigt soziale Ansprüche, menschliche Bedürfnisse und technologische Entwicklungen zu erfüllen.

URBANE NETZWERKE
Um sie klar zu verstehen, können wir die Pariser Straßennetze nach ihrer Größe z. B. den Straßenbreiten und nach ihrer Verbindung (die zu verknüfenden Punkte) indexieren. Schließlich können wir sie in drei Kategorien einteilen. Primäre, sekundäre und tertiäre Netzwerke:

Die primären Netzwerke entsprechen den Hauptachsen, die alte Viertel durchbrochen haben, um die „permanenten“ Gebäude und Strukturen der Stadt zu verbinden. Der Ausgangspunkt für das primäre Netzwerk ist der geometrische Rahmen in der Abbildung:




Die beiden Hauptachsen, Nord-Süd und Ost-West, werden durch eine Reihe von Ringen ergänzt, die die Befestigungen der Stadt widerspiegeln und die beiden Hälften der Stadt zu beiden Seiten der Seine verbinden. Schließlich sind die Ringe miteinander verbunden, um eine konzentrische Struktur zu erzeugen. Zwischen den wichtigen Gebäude oder öffentliche Plätzen der Stadt befinden sich die Hauptverkehrsaxen die die wichtigen Punkte der Stadt verbinden. Dies bedeutet, dass man von jedem Punkt aus jeden anderen erreichen kann.

Dieses primäre Netzwerk schuf eine Transportinfrastruktur für Straßenbahnen und Züge über und unter der Erde sowie für den allgemeinen Verkehr. Das städtische Netz besteht aus Alleen und Boulevards, zwischen 21 Metern und 70 Metern Breite. Das sekundäre Netzwerk besteht aus den Straßen, die einen lokalen Zugang zu den Wohnblöcken bietet. Es ist am weitesten verbreitet und variiert in der Breite zwischen 8 und 20 Metern.
Die Varianz ist deswegen so gering, da es im Zusammenhang mit dem Bau des Trink- und Abwassernetzes zu einer Standardisierung der Straßengröße kam. Durch die Ähnlichkeit der Straßen des sekundären Netzwerkes kam es zu einer Harmonisierung der Fassadengrößen, was widerum dabei half alle neuen Bebauungen in ihrer Größe zu standardisieren. Das dritte und letzte Netzwerk, das tertiäre Netzwerk, befindet sich innerhalb der Blöcke. Die Wege sind gepflastert, ohne Bürgersteige und variieren zwischen 0,8 und 7 Meter in der Breite. Die kleineren sind die Überbleibsel einer älteren städtischen Struktur. Durch die Schaffung dieser
internen Wege, gelingt es die Mitte des Blocks mit dem neuen System von Straßen (sekundär) und Boulevards (primär) zu verbinden.



ÖFFENTLICHE RÄUME/ PLÄTZE
Die primären öffentlichen Räume entsprechen den Hauptkreuzungen der primären Straßennetze. Diese Kreuzungen sind mehr als nur eine Kreuzung wichtiger Straßen; Sie erzeugen auch ein Netzwerk großräumiger öffentlicher Räume. Tatsächlich ist in den meisten der untersuchten Fälle die Fläche des öffentlichen Raums gleich dem Fußabdruck der Denkmäler, die in ihnen liegen. Zum Beispiel ist der Place de l‘Opéra 8.641 m2 groß, derselbe wie der des Opernhauses selbst. Primäre öffentliche Räume profitieren so von der Anwesenheit eines Denkmals, das ihren eigenen majestätischen Charakter verstärkt. Auf diese Weise, an der Stelle von Charles de Gaulle und Place de la Madeleine, wurde das bestehende Denkmal im Herzen der Kreuzung als eine Möglichkeit erhalten, den umgebenden öffentlichen Raum zu organisieren. Die sekundären öffentlichen Räume sind wie die sekundären Netzwerke kleiner. Diese Plätze, Parks und Gärten, die durch das sekundäre Netzwerk reguliert werden, werden auf ihre Umgebung skaliert/ angepasst. In den meisten Fällen wurden sekundäre öffentliche Räume durch das Aushöhlen eines einzelnen Wohnblocks erzeugt. Der tertiäre öffentliche Raum ist derjenige, der am häufigsten im städtischen Gefüge auftritt. Sie sind manchmal das Ergebnis von Gebäuden von der Straße zurückspringen, bei anderen besetzen sie die Spitze eines dreieckigen Grundstücks, das nicht vollständig ausgebaut war. Diese Räume beherbergen manchmal den Eingang von U-Bahnstationionen, wie der für Cadet an der Ecke von Rue Cadet und Rue La Fayette.





DIE BLÖCKE
Haussmann hat den Block als Hauptwerkzeug für sein Stadtdesign benutzt. Er hat die Stadt durch die Nutzung von leeren Flächen wie Straßen, Sehenswürdigkeiten und öffentliche Plätze geplant. Er hat Stücke “herausgeschnitten“ und in unterschiedlichen Größen und Blöcke hineingesetzt. Der Block ist das wahre Werkzeug, um Dichte zu schaffen, diese unglaubliche Kompaktheit, die Paris zu einer der dichtesten Städte der Welt und so einzigartig macht. Haussmann hat durchaus Gebäude abgerissen, bis auf wichtige Gebäude, die auf dem Straßennetz basieren.

Die Blöcke sind heterogen in Form und Größe, was widerum dem Straßennetz geschuldet ist sowie
der Koexistenz der alten neuen Gebäude. Die Form variiert zwischen 3 bis 6 Seitigen Blöcken, es gibt aber auch Ausnahmen mit Sonderformen. Die Blöcke sind durch verschiedene Charakteristika geprägt:

Einheit / Vielfalt:

Die Blöcke können als eine Zusammenstellung von Einheiten betrachtet werden: Ein Block kann ein einzelnes Gebäude werden oder aus unabhängigen Einheiten bestehen. Es ist möglich, einige Einheiten zu renovieren oder umzubauen, während die Logik des Ganzen erhalten bleibt.

Kontinuierliche Fassade:

Der Block wird komplett von einer Außenfassade umspannt, die widerum unabhängig vom Innenleben ist. Nach außen soll alles gleich aussehen. Ihr Umfang des äußeren Rahmens/Blocks variiert zwischen 140 und 1.289 Metern.

Anpassungsfähigkeit der Geometrie:
Die Blöcke variieren in Größe und Form von Dreiecken und Quadraten zu komplexeren Polygonen. Eine begründete Verteilung des leeren Raums/ Sinnvolle Verteilung freier Flächen: Die Verteilung und Größe sind abhängig von der Nutzung der freien Flächen. Die größeren leeren Räume bilden Wohnhöfe und Servicebereiche sowie Schornsteine, die auch zur natürlichen Belüftung der Wohnungen beitragen.

Den leeren Raum teilen:

In den meisten Fällen bestehen die Pariser Blöcke eher aus Gebäuden als aus Höfen. Die leeren Räume innerhalb desselben Blocks werden oft durch einfache Begrenzungswände geteilt, aber teilweise gemeinsam genutzt.



DAS GEBÄUDE
Nicht nur bei den Blöcken gibt es unterschiedliche Formen, auch bei den Gebäuden innerhalb der Blöcke gibt es verschiedene Fußabdrücke. So ergeben sich bei Haussmann z.B L-förmige oder O-förmige Gebäudekubaturen. Markant ist bei allen Formen, dass Sie immer wieder große und kleine Innenhöfe bilden. Diese Innenhöfe sind für Haussmann besonders für eine gute Durchlüftung und Belichtung der Räume notwendig. Doch nicht nur diese tragen dazu bei, auch die hohen Fenster sorgen für eine gute Durchlüftung des gesamten Hauses und machen dieses “Atmungsaktiv”.
Im Erdgeschoss gibt es öffentliche Räumlichkeiten wie Büros oder Geschäfte, diese sind zu den breiten Straße ausgerichtet. In den oberen Geschossen befinden sich die privaten Räume.

Alle Gebäude sind streng auf den Fußabdruck des Blockes beschränkt und in der Regel 5-
7 Geschosse hoch. Haussmann achtete immer drauf, dass es innerhalb der Blöcke gemeinsam genutze Wände gibt einerseits um Material zu sparen und um Energieeffizienter zu sein. Dabei sollte stets mit lokalen Baumaterialen gearbeitet werden. Die Fassade zur Straße, sollte laut Haussmann immer aus hochwertigen Steinen gefertigt werden. Im Inneren hingegen, bestand das Gebäude oft aus Holz.

„Hinter den in Stein gehauenen Fassaden entlang der

Hauptboulevards, Handels- oder Wohnadern, wird
die Öffentlichkeit dazu gebracht zu glauben, dass der
Rest derselbe ist, aber dieser Rest ist nur Holz und
Pfl aster, dessen Quantität und Qualität bis zum letzen
Penny verplant ist“





Alle Fassaden innerhalb der Blocke sind streng gerastert. Die Geschosshöhen variieren innerhalb eines Gebäudes. So hat das Erdgeschoss immer die größte Deckenhöhe, gefolgt von dem zweiten Geschoss. Außerdem ist klar vorgegeben auf welchen Geschossen es Balkone gibt. Damit es aber trotzdem eine Variation innerhalb der Gebäude gibt, entwickelte Haussmann einen Ornamente- Katalog. Aus diesem konnte man sich von Türgriffen bis hin zu Balkonbrüstungen alles aussuchen. So gibt es am Ende immer eine Variation, obwohl alles vorgeschrieben ist.









QUARTIER CLICHY-BATIGNOLLES
Nordwestlich von Paris liegt auf einem ehemaligen Bahnhofsareal das neu geplante Quartier Clichy-Batignolles. Es umfasst 6.500 Einwohner, 3400 Wohneinheiten und bietet 12.700 neue Jobs. Es entstand ein neuer Stadtteil mit allen städtischen Einrichtungen wie Büros, privaten Wohnungen, einem Kulturzentrum, Einkaufsläden, Schulen, Freizeitläden, Schulen, Freizeitangeboten und Seniorenresidenzen. Das Herzstück ist eine 10Ha große Parkanlage. Es sollte ein möglichst umweltfreundliches und nachhaltiges Projekt entstehen, bei dem erneuerbare Ressourcen und z.B. Photovoltaik-Anlagen eine wichtige Rolle spielen. Zu dem wird Oberflächenwasser gesammelt und wiederverwendet und der Müll des Quartiers wird zentral gesammelt und teilweise noch auf dem Gelände weiterverarbeitet. Insgesamt soll ein neutraler CO2-Fußabdruck hinterlassen werden. Auch wenn alle Gebäude möglichst Energieeffizient sein sollen, besteht in dem Quartier eine sehr hohe architektonische Vielfalt. Jedes Gebäude ist anders. Insgesamt ist das Quartier sehr gut erschlossen und verfügt über eine eigene U-Bahnstation und mehrere Bushaltestellen. Das Gebiet verfügt über wenige große Straßen, es gibt kleine verkehrsberuhigte Straßen, die durch bewusste Bepflanzung erschleunigt werden sollen.