Hochschulseminar – Wer hat Angst vor dem Zufall?
 
Randomness 
Hanan Ben-Chaabane, Asma Asli, 15.02.18
Quelle für die textlichen Komponenten ist die Architekturzeitschrift "archithese".

FSAI Verband freierwerbender Schweizer Architekten: archithese 6.10 – Zufall/Randomness. Niggli Verlag, 2010

What is randomness and how do we define it? Does randomness exist in architecture?
In this time of computers and electronic devices randomness becomes more and more rare.
Most of us agree, that randomness can be defined as an event that happens unexpectedly and is/was unpredictable.
Do such event exist in architecture or in an architectual process?
There are many architects, who take their inspiration out of random phenomenom, such as natural happenings like the shape of clouds and rivers or mountains.
But to take inspiration out of random things doesn't make architecture random, does it? At the end there's a specific decision to make and that's what contradicts the randomness.
An other example for randomness has to do with time and decay of architecture. If we leave architecture untouched for a certain time it changes, even if it's just a little destroyed, maybe because of an environmental disaster, it is uncertain and unpredictalbe how it will look after 100 years. Is this whats randomness in architecture?
Or is it more solid, that there are buildings or monuments or stautes that were build out of random things found on the ground of its property.
Architecture could also be random or unpredictable because of unpredictable preconditions and circumstances the building was build on.
Slums build over night without a plan and adapting to the places their are at.
When we are forced to design in a certain way, or need to adapt to a random shape of a hill or a protected tree we need to build around is it randomness in architecture?
Then there is architecture that may look like it was built by coincidence but behind the look you can find precise planning and calculation.
And randomness in architecture in form of material. Like the random pattern we get when we choose a certain type of wood. You see, we choose the wood but it has a random pattern that we can't control. There are little things that takes part in the randomness of architecture, mostly in the planning stage or progress of designing. Even the thoughts we get by thinking about the design are random and lead to the final outcome.

Was ist Zufall, wie wird er definiert?
Existiert der Zufall in der Architektur?
In der heutigen Zeit mit all den elektronischen Geräten und Möglichkeiten wird der Zufall immer seltener. Fast alles kann genau berechnet und vorhergesehen werden.
Die meisten würden zustimmen, dass der Zufall ein Ereignis ist, welches unvorhersehbar geschieht und nicht beabsichtigt war.
Gibt es solche Ereignisse in der Architektur oder im Planungsprozesses eines Architekten?
Es gibt viele Architekten, die sich von zufälligen Phänomenen, wie Naturereignissen, zum Beispiel die Form einer Wolke oder eines Flusses, inspirieren lassen. Macht dies aber die Architektur, die daraus entsteht zufällig? Am Ende trifft man jedoch spezifische Entscheidungen, welches dem Zufall widersprechen.
Ein anderes Beispiel für den Zufall in der Architektur, ist der Zerfall der Architektur, beziehungsweise die Veränderung mit der Zeit, welche man nicht vorhersehen kann, wenn man das Gebäude unbearbeitet für mehrere Jahre stehen lässt.
Auch wenn es nur kleinere Schäden sind oder aber völlige Zerstörung nach einer Naturkatastrophe, man weiß nicht, wie bestimmte Architektur nach 100 Jahren aussehen wird oder ob sie überhaupt bestehen bleibt.
Ein handfesteres Beispiel ist das Bauen mit gefunden Gegenständen, die die Architektur, möge es auch nur eine Skulptur oder ein Monument sein, zufällig seine Form und Beschaffenheit gibt.
Architektur kann außerdem durch zufällige Gegebenheiten oder Umstände entstehen. Slums werden oft über Nacht und ohne Plan auf dem bestehenden Grund unter jeglicher Beschaffenheit gebaut und passen sich den herrschenden Gegebenheiten an. Wenn man gezwungen ist sich an die Umstände anzupassen, sei es nur ein Baum oder ein Hügel an dem man baut, könnte man davon sprechen, dass es aus einem zufälligem Umstand heraus entsteht.
Dann gibt es Architektur, die absichtlich den Anschein hat als sei sie zu zufällig entstanden, die jedoch einen präzisem Plan zugrunde liegt.
Als letztes Beispiel wie der Zufall eine Rolle in der Architektur spielt kann man das Material nehmen. Die zufälligen Muster und Maserungen auf Holz und Stein, die man meist nicht bestimmen kann, geben selbst einem durchgeplanten Gebäude eine zufällige Ader.
Es gibt viele kleine Dinge die den Zufall in Bezug zur Architektur bringen.
Selbst die zufälligen Gedanken die man am Beginn der Planung hat, die einen bis hin zum fertigen Entwurf begleiten und immer neue Wendungen verschaffen geben dem Zufall eine Existenz in der Architektur.






Zufall in der Kunst

Die „Fallenbilder“ von Daniel Spoerris zeigen die zufällige Anordnung der Gegenstände, wie sie nach dem Essen vorzufinden waren. Spoerris klebte diese für seine Kunst auf den Tisch.

Im Zuge der Biennale in Venedig 2010 montierte Olufar Eliasson eine Installation an der Decke, die einen Wasserstrahl von der Decke fallen und gleichzeitig Lichtblitze in bestimmen Abständen aufleuchten ließ wodurch mit einer bestimmten Rotation zufällige Bilder entstanden, die durch die Lichtblitze aussahen als wären sie versteinert.





Die Natur spielt als spontane Inspiration für Architekten oft eine große Rolle, die Form einer Wolke, eines Blitzes, Felsens oder eines Flusses geben Ideen für Entwürfe.

Bauwerke, die nach einem Zufall aussehen, sind oft raffiniert geplant und unterliegen strengen Mustern und Regeln.



Coop Himmelb(l)au entwerfen Bauten, die nach dem totalen Chaos und unplanmäßiger Arbeit aussehen, hinter dem sich jedoch ein ausgeklügelter Plan und genaueste Präzisionsarbeit hinter steckt.


Die Supermarktkette S.I.T.E von James Wines und Alison Sky spielt dem Betrachter den Zufall vor. Die Fassade mit scheinbar unbeabsichtigt herausgebrochenen Ziegeln wurde von den Architekten geplant als eine Auflehnung gegen den Perfektionismus.



Der Zufall spielt auch in Form von Bauschäden eine Rolle in der Architektur.
Durch den Prozess des Alterns verändern Bauwerke unumgänglich nach und nach ihr Erscheinungsbild. Ob durch Witterung, Naturkatastrophen oder Kriege, keiner weiß wie ein Bauwerk nach 100 Jahren aussehen wird.
Der Triumphbogen in Syrien, die Tempelanlagen in Guatemala und Kambodscha sind Beispiele für Bauten, die sich über die Jahre durch die Launen der Natur und ohne menschliches Zutun veränderten und letztendlich angepasst haben.








Gegenüber den Ansätzen die den Zufall zulassen, mit ihm spielen und ihn einbinden in den Entwurf steht der klassische Ansatz, der mit einer formalen Strenge und einem konsequenten Plan Zufälle ausschließt.



Das Material als Zufallsphänomen gilt vor allem bei natürlichen Baumaterialien wie Holz und Stein, die mit ihrer natürlichen Maserung und den zufälligen Mustern nicht beeinflusst werden können. Dies steht im Gegensatz zur gestalteten Architektur, weil man auch bei gewähltem Material keinen Einfluss auf sein Aussehen hat.

Die „as found“ Architektur beschreibt Architektur, die durch zufällig gefundenen Materialien entsteht, meist sogar auf dem jeweiligen Baugrundstück.

Der „Palais Ideal“ von Ferdinand Cheval und die „Watts Towers“ von Simone Rodilla zeigen dieses Phänomen.





Im Städtebau zeigt sich der Zufall meist in informellen Siedlungen, in Städten, die der öffentlichen Kontrolle entzogen wurden und bei der der Städtebau unkontrolliert und oft über Nacht entstanden ist.


Je nach den Gegebenheiten die vorgefunden werden und nach den Bedürfnissen der Bewohner entstanden zum Beispiel Hütten mit Wellblech in Casablancas sogenannten Bidonvilles, die meist mit Gegenständen und Materialien gebaut wurden, die vor Ort gefunden wurden.




Das Mangueira Slum in Rio de Janeiro passt sich an die vorherrschenden Gegebenheiten an, genau wie die Stelzenhäuser in Kambodscha, die sich mit langen Pfählen vor dem Fluss schützen.


Der Zufall zeigt sich im Entwurf schon sehr früh, die Ideen die man hat, die Gedanken und Einfälle die man bekommt wenn man sich von verschiedenen Dingen Inspirieren lässt. Vieles hängt mit der persönlichen Wahrnehmung zusammen.




Zufällige Entscheidungen und die persönliche Intuition beim auswählen des finalen Entwurfes. Am Anfang des Prozesses weiß meist noch nicht einmal der Architekt wie das Bauwerk am Ende aussehen wird. Es ist ein stetiger Prozess der viele zufällige Dinge vereint.

Diese zufällige Architektur ohne präzisen Plan kann man unter anderem bei dem „Mikado-Stapel“ von Herzog & de Meuron erkennen, die von sich selber sagen, dass die Architektur geplant aussehen jedoch sehr viel dem Zufall überlassen wurde.


Auch die Welchlbauer & ORTis Architekten spielen buchstäblich und sichtbar mit dem Zufall in dem willkürlich Fassadenelemente wie Fenster und Türen platziert werden.



Das Kinderzentrum von Fujimoto hat mit der losen Anordnung der Baukörper kein übergeordnetes System und setzt somit ein Zeichen gegen das starre Ordnungssystem.







Das Thema Zufall ist in sich ein sehr weites Thema und muss einzeln betrachtet werden, da es sehr viele Interpretationsmöglichkeiten gibt. Ob der Zufall in der Architektur eine Rolle spielt bleibt offen. Dennoch kann man sagen, dass es in der Architektur viele zufällige Einflüsse gibt, die den Entwurf ausmachen.

Bildquellen:

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