Hochschulseminar – Distanz und Dichte
 
Glossar: Konvivialität, Interstitiell & Social distancing/Physical distancing
Marc Dessau, 03.02.2021

Summary
In the following a definition of the three words, conviviality, interstitial, and social distancing, respectively physical distancing is given.

Conviviality is the quality or attitude that clearly shows communal, sociable behavior. It is the quality of friendly, cheerful togetherness that arises when people come together over a shared meal, conversation, or storytelling session.
Interstitial means 'lying in the interstices' and is also often used in medicine. In the architectural context, peripheral areas of cities and the transitions between densified areas are called interstitial spaces because cities could not expand further outward. On the other hand, in-between spaces in the city are free spaces between buildings. 
Social Distancing or Physical Distancing is intended to prevent or slow the spread of infectious diseases. Under the precautions of social distancing or physical distancing, people keep their distance from each other, touch as few objects and living beings as possible, and avoid visiting public and semi-public facilities such as schools, libraries, and restaurants.
In the German- and English-language media, the term social distancing is often used. This use of the term raises a misunderstanding because it implies that people should keep a social distance from each other.
Physical Distancing is a spatial separation. In everyday life, this is implemented in particular by keeping a physical distance and avoiding physical contact, such as maintaining a minimum distance, not shaking hands and speaking little to each other.
The effects of the Corona crisis on urban space can currently be observed worldwide. The coronavirus hits cities much harder than the countryside, because the lack of space in cities promotes the spread of epidemics. This raises the question of whether this will lead to a move away from the compact city and whether the single-family house with a large garden in the countryside will once again become more desirable. 
Physical distancing represents enormous cuts not only for each individual, but also for urban planners.

Konvivialität
Konvivialität ist die Eigenschaft bzw. die Haltung, die in deutlichem Maße gemeinschaftliches, geselliges Verhalten zeigt. Es handelt es sich um die Qualität eines freundlichen, heiteren Miteinanders die aufkommt, wenn Menschen bei einem gemeinsamen Essen, bei einem Gespräch oder einer Erzählrunde zusammenkommen.
Konvivialität wird von dem Begriff konvivial abgeleitet und stammt vom lateinischen Wort "convivalis" ab, was "zum Gastmal gehörend" bedeutet.

https://www.bethesdahealth.org/blog/2017/08/04/bethesda-terrace-residents-celebrate-national-friendship-day/

Der Autor, Philosoph und Theologe, Ivan Illich, prägte den Begriff, wobei es ihm um einen lebensgerechten Einsatz des technischen Fortschritts ging. 
In seinem Werk „Selbstbegrenzung – Tools for Conviviality“ schreibt Illich: „Unter Konvivialität verstehe ich das Gegenteil der industriellen Produktivität … Von der Produktivität zur Konvivialität übergehen heißt, einen ethischen Wert an die Stelle eines technischen Wertes, einen realisierten Wert an die Stelle eines materialisierten Wertes setzen.“. Des Weiteren sieht er in der Konvivialität die „individuelle Freiheit, die sich in einem Produktionsverhältnis realisiert, das in eine mit wirksamen Werkzeugen ausgestattete Gesellschaft eingebettet ist“. So will Illich ausdrücken, dass ein freundliches Miteinanderleben über der Produktivität eines Landes und ihrer Wirtschaftlichkeit steht.

https://www.hastingsindependentpress.co.uk/literature/bookbuster-book-review-20/

Interstitiell
Interstitiell bedeutet "in den Zwischenräumen liegend" und wird häufig auch in der Medizin verwendet. 
Das Wort stammt vom lateinischen Wort "intertitium" ab, welches "Zwischenraum gebildet" bedeutet. Als Synonym kann man den Begriff "dazwischenliegend" verwenden.
Im architektonischen Kontext werden Randbereiche der Städte und die Übergänge zwischen den Verdichtungsgebieten als Zwischenräume bezeichnet, weil sich die Städte nicht weiter nach Außen ausbreiten könne.
Die Ausweitung einer Stadt wird z.B. aufgrund erforderlicher Agrarflächennutzungen oder Umweltschutz verhindert. Zum anderen handelt es sich bei Zwischenräumen in der Stadt um freie Plätze oder Räume zwischen Gebäuden, die teilweise wieder aufgefüllt werden, wodurch die Zwischenräume wieder verschwinden.

https://zwischenraum-hannover.de/index.php/zwischenraum


https://www.swiss-architects.com/de/architecture-news/meldungen/ausgezeichnet-in-deutschland-wurde-der-architekturpreis-beton-vergeben


Social Distancing/Physical Distancing
Mit Social Distancing oder auch Physical Distancing soll die Ausbreitung von Infektionskrankheiten verhindert oder verlangsamt werden.
Unter den Vorkehrungen von Social Distancing bzw.Physical Distancing hält man untereinander Abstand, berührt möglichst wenig Gegenstände und Lebewesen und vermeidet den Besuch öffentlicher und halböffentlicher Einrichtungen wie Schulen, Bibliotheken und Restaurants. So werden die Übertragungswege durch Tröpfchen- und Schmierinfektionen blockiert.

https://www.travelbook.de/news/corona-covid-19-new-yorker-park-sorgt-fuer-abstand
 

In den deutsch- und englischsprachigen Medien wird oft der Begriff Social Distancing verwendet. Auf Deutsch bedeutet dieser Begriff "Soziale Distanzierung".Diese Verwendung des Begriffs wirft jedoch ein Missverständnis auf, weil dies impliziert, dass Personen gesellschaftlichen Abstand zueinander halten sollten. Jedoch geht es um eine räumliche Distanzierung von möglicherweise Infizierten zu nicht Infizierten.Dies lässt sich gut mit der Einzelhaft im Gefängnis vergleichen, bei der Insassen von anderen Häftlingen und sozialen Kontakten isoliert werden, im Gegensatz dazu steht das Konzept des  Physical Distancing.

https://www.focus.de/kultur/kino_tv/britische-skandal-show-in-solitary-the-anti-social-experiment-zuschauer-werfen-tv-sender-folter-vor_id_7529278.html


Bei der Physical Distancing handelt es sich um eine räumliche Trennung. Im Deutschen verwendet man für die "räumliche Distanzierung" oder auch "räumliche Trennung "oder "physische Distanzierung".
Diese wird im Alltag insbesondere durch physisches Abstandhalten und Vermeidung körperlicher Kontakte, wie z.B. die Einhaltung eines Mindestabstands, kein Händeschütteln und wenig miteinander sprechen umgesetzt.
Um das Risiko einer Interaktion mit potenziell Infizierten und dadurch die Gefahr einer Ansteckung zu minimieren, ist jedoch eine dauerhafte Isolation das effektivste Mittel. 
Der Unterschied zu Social Distancing liegt darin, dass man heutzutage viele Medien besitzt um weiterhin soziale Kontakte zu pflegen, wie z.B. Zoom, Skype oder Facetime. 
In Zeiten von Corona sind auch Spiele die man Online zusammenspielen kann, z.B. Skribbl oder Among Us beliebte Mittel um in Kontakt bleiben zu können. 
Einer der frühsten Hinweise auf räumliche Distanzierung stammt aus dem siebten Jahrhundert vor Chr. im Buch Levitikus: „Und der Aussätzige, in dem die Pest ist (..) er wird alleine wohnen; außerhalb des Lagers wird seine Wohnung sein“.
Um damals die schwer erkrankten Personen von der übrigen Bevölkerung räumlich zu trennen, errichtete man z.B. Pesthäuser weit außerhalb der Städte. 

Physical Distancing und ihre Auswirkung auf Stadtplanung und Raumentwicklung
Die Auswirkungen der Coronakrise auf den urbanen Raum sind aktuell weltweit zu beobachten. Ob in Wuhan, New York oder in den Städten Europas, die Bilder ähneln sich trotz großer Unterschiede in Architektur und Stadtplanung.
Städte trifft das Coronavirus deutlich härter als das Land, weil die Dichte und der Platzmangel in den Städten die Ausbreitung von Seuchen befördert.
Dadurch ergibt sich die Fragestellung ob hieraus eine Abkehr von der kompakten Stadt folgt und ob das Einfamilienhaus mit großem Garten auf dem Land wieder erstrebenswerter und attraktiver wird. 
Physical Distancing stellt nicht nur für jeden Einzelnen, sondern auch für Stadtplaner enorme Einschnitte dar.
Bei der Gestaltung von Plätzen und anderen öffentlichen und halb öffentlichen Räumen besteht normalerweise das Ziel vor allem darin, eine soziale Interaktion zu schaffen. Innenstädte und Stadtteilzentren werden normalerweise vom Handel, Konsum, Festen, Kunst und Kultur bestimmt. In Coronazeiten wirkt die städtische Struktur jedoch eher skelettiert. Eine positive Auswirkung durch Physical Distancing und Homeoffice Arbeit sind in den Mobilitätsstrukturen anzufinden, weil es dadurch weniger Verkehr, Stau und Unfälle gibt.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/other/menschen-aus-aller-welt-erzählen-ihre-corona-storys/ar-BB17tjIW

Quellen:
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-531-90337-8_13
https://selbstgemachtestadt.wordpress.com/2013/12/22/zwischenraume/
https://www.wortbedeutung.info/Konvivialität/
https://www.wortbedeutung.info/interstitiell/
https://de.wikipedia.org/wiki/Räumliche_Distanzierung
https://geodaesie.info/startseite/zfv-zeitschrift-fuer-geodaesie-geoinformation-und-landmanagement/148