Hochschulseminar – Distanz und Dichte
 
Die Künstlerin Valie Export
von Bonnie Shari, 12.02.2021

* 17. Mai 1940 in Linz

Ihre künstlerische Arbeit umfasst Spielfilme, Avantgarde Filme, experimentelle Filme, Video Tapes, Expanded Cinema, Video Installationen, Computerarbeiten, Persona Performances, Körper-Material-Interaktionen, Fotografie, Installationen, Skulpturen, Objekte, Gobelins, Zeichnungen und Publikationen zur Zeitgenössichen Kunstgeschichte. Wie also kann VALIE EXPORT als Künstlerin verortet werden? 


Sie ist keine Malerin (trotz Zeichnung), sie ist keine reine Filmemacherin - sie macht Film und Foto und Performance und und und. Dieses nicht Greifbare ist was uns heute so attraktiv erscheint und auch zeigt, wie wichtig sie ist durch Ihre Tätigkeit in den vielen verschiedenen Disziplinen. Dabei war und ist (hoffentlich aber nicht wird) sie als gelesene Frau eine Ausnahme (sein) in einer - nach wie vor - von gelesenen Männern dominierte Kunstwelt. Was wiederum von Nachteil in ihrer aktuellen Rezeption gewesen ist. In einem Interview von 12/2020 sagt sie selbst, dass sie erst seit wenigen Jahren von ihrer Kunst leben könne. In einer alten Tabakfabrik aus den 30ern von Peter Behrens im Stil der neuen Sachlichkeit in Linz wurde im Oktober 2017 das VALIE EXPORT Center Archiv eröffnet - eine internationale Forschungsstätte für Medien- und Performancekunst. Wenn ich persönlich Sie denn nun verorten würde, dann wohl als eine Vorreiterin der Feministischen Kunst, denn was viele ihrer Arbeiten verbindet ist die selbstbestimmte und weibliche Sichtweise - auch auf Lust und Sexualität. In Bezug auf Mensch und Medien hat EXPORT sehr früh ihre Zeit erfasst und wusste diese Zeit als zentrale Theoretikerin einzuschätzen. Ihr  Branding, ihr Markenzeichen legt sie sich 1967 zu. Aus Waltraud Lehner aus Linz wird VALIE EXPORT aus Wien, die von hier aus Ihre Ideen in die Welt exportiert. Die Stadt ist dabei der Nährboden für ihren Widerstand und ihre Kreativität.

To pinpoint VALIE EXPORT as an artist in brief is difficult, as she has been working in so many different discipines of the arts. This intangible manner is what seems to attract us today and constitutes at the same time a pioneering position. Personally, I would assign her primarily as a feminist artist, as the majority of her works have in common that they are self-determined and have strong feminine point of view. In an interview from 12/2020, she says herself that she has only been able to 
make a living from her work for a few years now. Work, that ban be viewed particularly well in the VALIE EXPORT Archive Center, which opened in 2017 in Linz. Her native city. She acquired her branding, her trademark in 1967. Waltraud Lehner from Linz becomes VALIE EXPORT from Vienna, who exports her ideas into the world. The city is the breeding ground for her resistance and her creativity. The following shows a curated excerpt of her work, concerning this seminars topic of distance and density.


TAPP und TASTKINO (Persona Performance), 1968 in Wien.
Eines Ihrer bekanntesten Werke, was zudem auch zu der Arbeit zählt mit der sie „bekannt“ geworden ist, ist das Tapp und Tastkino. Durch Ihre Zuwendung zum Expandend Cinema, holt sie den Film aus dem Kino heraus und auf die Straßen.

                      
                      LINIE DURCH EINEN GEMEINDEBAU (Fotografie), 1971/ 72.

Einer gedachten Linie durch einen Gemeindebau wurde fotografisch nachgegangen.
Es wurde von der Außenwand des Gemeindebaues beginnend ein Foto genommen und so fortlaufend jede Wand fotografiert, bis man wieder im Freien war. VALIE EXPORTs Werke bestehen oft darin, dass das Innere nach Außen fällt. Man könnte sagen, mit der Tür ins Haus. Und umgekehrt, dass das Ganze aus dem Fragmentierten entsteht das stets Gefahr läuft sich in die Umgebung hinein vollkommen aufzulösen. Oder umgekehrt aus der Auflösung ins Konkrete hinein sich zu materialisieren.



                  
      Auszug aus ZEITGEDICHT (Studien), 1970.
In 24 Stunden wurden 24 Aufnahmen aus dem Fenster aufgenommen. Häufiger hat EXPORT von und in ihrem Wohnraum heraus künstlerisch agiert.

                         
                         KUMETRIE und KUMETRIE (4) (Körperkonfigurationen), 1982.

Körperkonfigurationen nennt Valie Export diese Arbeiten, in denen ein Körper sich der Umgebung anpasst und zur lebenden Skulptur wird. Zeit, Sprache und Raum sind Themen, die sie immer wieder neu untersucht. Die Körperkonfigurationen (1972 - 82) finden ihren Anfang zur selben Zeit als Land Art in Amerika aufkam.


UNSICHTBARE GEGNER, 1972.
In diesem Kontext geht es ebenso um die konkreten Orte aus den Arbeiten. Die Körperkunst, die das weibliche Subjekt in das Objekt der männlichen Machtstrukturen fotografisch inszeniert. Es wird sichtbar, wie sie die patriarchalische Beziehung zwischen der Straße und ihrem Körper in Frage stellt.


JUSTIZPALAST (2), 1982 in Köln.
Dabei entstehen Doppelbilder (basierend auf Leonardo Da Vincis Figur) von dem in Ruhe stehenden/ liegenden/ sitzenden Körper (menschlich) in der durch die Geometrie bewegten Umgebung (geometrisch).


THESEUSTEMPEL (STUFEN), 1982.
In dieser Arbeit ist also zentraler Punkt (und durch das Doppelbild geschaffene) der menschlicher Körper als Maßstab - oder anders das „menschliche Maß“.


ZUSTÜTZUNG, 1976.

Während gleichzeitig Kultur zum Ausdruck gebracht wird, wobei diese wiederum von EXPORT als etwas wandelbares begriffen wird. „Der Mensch als leibliches Ornament in der modernen Welt gibt doppelte Muster preis: Musterkörper und Verhaltensmuster. Die Innenwelt des Körpers und der Kultur werden in dieser doppelten Brechung - in dem Dazwischen - sichtbar.“ 


Quellen von Bild und Text:     
www.valieexport.at (zuletzt aufgerufen am 12.02.2021)
www.whenwherewh.at (zuletzt aufgerufen am 09.12.2020)
Kataloge des Oö. Landesmuseum. Valie Export, Linz OÖ Landesgalerie 1992, 
Linz 1992
Heiduschka, V./ Katz, M. (ProduzentInnen) & Müller, C. (Regie). (2015).
Valie Eport - Ikone und Rebellin [Film]. Österreich: Wega Film.