Lukas Höft, 06.03.2021
Summary
Florentin is a neighborhood in Tel Aviv. Located in the south of the city, the residential district marks the transition from cosmopolitan Tel Aviv to the historic port city of Jaffa. Up until the 1990s, Florentin had to contend with major social and structural problems. As a working-class neighborhood, it gradually degenerated into a gloomy, slum-like neighborhood. After investing in the 1990s, Florentin is preparing to become an attractive residential area for young people and families. Dense and relatively low development, paired with countless graffiti and shops on the ground floor of the residential buildings, Florentin is advancing to an authentic and alternative quarter, which reflects the social development of Israel like in a melting pot. Here the different ethnic groups contradict themselves to a normal life with each other and political conflicts are left out.
https://www.travelklima.de/sehenswuerdigkeiten-tel-aviv/
Tel Aviv ist mit knapp 500.000 Einwohnern nach Jerusalem, die zweitgrößte Stadt Israels. Vor etwas mehr als 100 Jahren wurde Tel Aviv als Vorort der arabischen Hafenstadt Jaffa gegründet. Jaffa ist über 5000 Jahre alt und war in der Antike ein wichtiger Handelshafen. Der Name der Stadt bedeutet im Übertragenen Sinne Alt (für Tel) und Neu (Aviv). Dieser Name ist mehr als sinnbildlich für eine der bedeutendsten Metropolen im Nahen Osten.
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Tel Aviv ist die formale Hauptstadt Israels. Die meisten großen Firmen haben hier ihren Sitz und alle internationalen Botschaften befinden sich hier. Um die Konflikte in der Region und speziell im Gazastreifen und Westjordanland nicht weiter zu befeuern, sieht die Internationale Gemeinschaft davon ab, Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Daher hält sich die internationale Wirtschaft und Diplomatie aus Jerusalem fern. Zu einen Eklat kam es, als der ehemalige US-Präsident Donald Trump einen teil der amerikanischen Botschaft nach Jerusalem verlegte und so defacto Jerusalem als Hauptstadt, aus Sicht der USA, als Hauptstadt anerkannte.
https://www.welt.de/reise/staedtereisen/article109280787/Jaffa-ist-ein-kleines-Stueck-Orient-in-Tel-Aviv.html
Tel Aviv steht für ein modernes Miteinander der unterschiedlichen fernöstlichen Kulturen. Hier leben israelische Araber, Christen und Juden friedlich miteinander. Die tiefen Gräben der Geschichte zwischen den Glaubensrichtungen scheinen in Tel Aviv dem normalen Leben untergeordnet zu sein und man kontriert sich hier eher auf die weltlichen Dinge, wie Wirtschaft, Konsum, Tourismus und das Leben in der Stadt. Die Spannung der verschiedenen Völker findet in Jerusalem statt. In Tel Aviv gibt es Märkte auf den Araber und Juden nebeneinander ihre Stände betreiben und nebeneinander und miteinander Handel treiben.In Bezug auf Tel Aviv muss man beachten, wie einzigartig die Stadt in der israelischen Landschaft ist und wie unterschiedlich sich die Stadt vom Rest des Landes anfühlt. In diesem Sinne der Spitzname, den die Stadt trägt – „Die Blase“ - spiegelt die Distanz wider, die Tel Aviv von seinem schwierigen Kontext zu halten scheint. Tel Aviv wird im In- und Ausland häufig als Ort der Freizeitgestaltung und der Lebensqualität wahrgenommen. Antipolitisch und irgendwie unbestritten steht das globale Tel Aviv mehr denn je als das völlige Gegenteil von Jerusalem.
https://www.colourbox.de/bild/altstadt-jaffa-tel-aviv-bild-9714171
Um das Bild von Tel Aviv heute zu vervollständigen, muss man wissen, dass die UNESCO die Stadt 2003 zum Weltkulturerbe ernannt hat. Diese Nominierung trug sicherlich zur Aura und zum Ansehen der Stadt bei, mit einem neuen Schwerpunkt auf der Bauhausarchitektur der Stadt und der europäischen Stadtplanung. Ab 2003 wurden viele Investitionen in das Zentrum der Stadt gebracht, aber die meisten von ihnen haben die Grenze zwischen dem Zentrum und dem Süden der Stadt nicht wirklich überschritten.
https://www.juergen-reichmann.de/asien/il/telaviv1/1802112/
Die Stadt selbst ist heute in drei Gebiete unterteilt, von Nord nach Süd. Das Viertel Florentin liegt im südlichen Teil der Stadt, gleich hinter der Verwaltungsgrenze zwischen dem Zentrum und den südlichen Gebieten. Bis 1948 war diese Verwaltungsgrenze zwischen den Stadtteilen die historische Grenze zwischen Tel Aviv und Jaffa. Die Tatsache, eine Grenze in der Stadt zu haben, ist und war für das Funktionieren von Jaffa und Tel Aviv von großer Bedeutung. Dies gilt insbesondere für Stadtteile wie Florentin, die zwischen zwei verschiedenen und bis zu einem gewissen Grad entgegengesetzten Identitäten vermitteln.
https://helleflecken.de/24-stunden-in-tel-aviv-verliebt-in-die-weisse-stadt-die-niemals-schlaeft/
In der Nachbarschaft von Florentin, ist diese Teilung immer noch buchstäblich vor Ort markiert, da Florentin immer noch von zwei Masterplänen regiert wird, dem Plan für Jaffa im südlichen Teil und dem für Tel Aviv im Norden.
Das Viertel wurde teilweise unter der Gerichtsbarkeit von Jaffa und teilweise unter der Gerichtsbarkeit des damals neuen Tel Aviv erbaut und befindet sich buchstäblich im Grenzgebiet zwischen Tel Aviv und dem historischen Jaffa.
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Florentin ist erst vor kurzem aus der Marginalität hervorgegangen. Dieses kleine Viertel mit etwa 6000 Einwohnern ist nach Jahrzehnten des Verfalls heute stark mit der kosmopolitischen Jugend und Jugend des Landes identifiziert.
https://www.pinterest.de/pin/487796203373065172/
Der schlechte Ruf Florentins, der sich durch jahrelange Armut und mangelnde kommunale Besorgnis angesammelt hat, löst sich heutzutage in einem Gefühl der „Authentizität“ auf.Interessanterweise vermischt sich in den letzten Jahren für Menschen, die sich in Florentin niederlassen, dieses Gefühl der „Authentizität“ mit dem Wunsch nach „Exotik“, der sowohl durch die Anwesenheit asiatischer und afrikanischer Wanderarbeiter, palästinensischer Familien und Familien der Arbeiterklasse als auch durch eine ganze Reihe von Menschen gestützt wird. Von kleinen Bäckereien, Lebensmittel- und Gewürzboutiquen, Schmiede- und Wandteppichwerkstätten und Restaurants, die von „Hausmannskost“ über indische Talhis bis hin zu japanischem Sushi und der klassischen nahöstlichen Kulinarik reichen.
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Die Gemeinde selbst nimmt an der Vorstellung von Florentin teil, indem sie touristische Touren durch die Nachbarschaft vorschlägt, um einen Eindruck von der Authentizität der Stadt und des Schmelztiegels der israelischen Gesellschaft zu vermitteln. Die Wahrheit ist, dass sich Florentin jetzt verändert und sowohl die Bevölkerungszahlen als auch der Ort selbst zeigen, wie viel in die Nachbarschaft heute mit Bau- und Renovierungsarbeiten investiert wird. Immer mehr Menschen leben in Florentin, jüngere, und auf diese Weise fügen sie diesem Ort auch neue Bedeutungsebenen hinzu.
https://www.tripadvisor.de/LocationPhotoDirectLink-g293984-d6555150-i156816953-Street_Wise_Hebrew-Tel_Aviv_Tel_Aviv_District.html
Das Viertel Florentin ist ein lebendiges Arbeiterviertel im armen südlichen Teil der Stadt Tel Aviv. Es wurde in den 1920er Jahren auf beiden Seiten der Grenze zwischen Tel Aviv und Jaffa erbaut und ist eines der historischen Viertel der Stadt. Tatsächlich war der nördliche Teil des Viertels, der 1921 auf der Tel Aviv-Seite der Grenze erbaut wurde und Merkaz Mishari hieß, das erste Gewerbegebiet der Stadt. Ungefähr ein Jahrzehnt später wurde Florentin auf der anderen Seite der Grenze gebaut, um Juden aus Thessaloniki willkommen zu heißen, die im Hafen von Jaffa arbeiten sollten.
Bis Merkaz Mishari entschieden und gebaut wurde, war Tel Aviv jedoch wie ein Wohnviertel gedacht worden, modern, sauber und ohne jegliche kommerzielle Aktivität. Als solches trug der Bau von Merkaz Mishari dazu bei, Tel Aviv zu einem Wirtschaftszentrum zu machen und die Nachbarschaftsstadt als autonome Einheit im Kontext des israelischen Staatsaufbaus in Palästina zu etablieren. Man kann sogar sagen, dass die Umwandlung von Tel Aviv aus einem Wohnviertel von Jaffa in eine Stadt im vollen Sinne des Wortes und die rasche Entwicklung von Tel Aviv von einer autonomen Gemeinde (1921) zu einer Gemeinde für sich (1934) , auch in der Schaffung der Nachbarschaft von Florentin wurzelt.
https://www.timesofisrael.com/the-disappearing-street-art-of-tel-avivs-gentrifying-florentin-neighborhood/
Die Kombination solcher Faktoren und der düstere Ruf, den die Nachbarschaft im Laufe der Jahre erlangte, machten Florentin schnell zu einem Ort der als gutes Wohnviertel nicht attraktiv war. Ein Großteil der Bevölkerung war Mitte der neunziger Jahre weggezogen.
Trotzdem und nach Jahren des Verfalls kam es zu einer lokalen Mobilisierung, nachdem die Gemeinde auf die schlechte Lage der Nachbarschaft und die dringende Notwendigkeit von Änderungen aufmerksam machte. In Kombination mit dem kommunalen Verständnis des Potenzials des Stadtviertels und seiner einzigartigen Architektur - Florentin ist der einzige Ort in Tel Aviv, der mit niedrigen Gebäuden direkt an der Straße geplant ist und gewerbliche, industrielle, Freizeit- und Wohnaktivitäten kombiniert.
https://mfa.gov.il/mfa/israelexperience/lifestyle/pages/tel-aviv-florentin-neighborhood-second-most-hipster-in-world-18-oct-2015.aspx
Geld wurde eingespritzt, um den Ort bekannt zu machen und die Leute dazu anzuregen, in die Nachbarschaft zurückzukehren. Zwischen 1992 und 1995 werden mehr als vier Millionen Dollar für eine Kommunikations- und Revitalisierungskampagne ausgegeben: Werbe- und Mietsubventionen, Kindergartenrenovierung, Straßenbelag und Straßentransformation für Fußgänger, Schaffung eines Gemeindezentrums. Diese öffentlichen Investitionen initiierten und führten spontane Transformationen von Unternehmen und Wohnungen durch. Zwischen 1990 und 1995 wurden sechshundert Wohnungen, die zuvor als Lagerflächen oder Unternehmen genutzt wurden, von ihren Eigentümern wieder für Wohnzwecke umfunktioniert.
Diese Bewegung initiierte die Wiederbelebung des Viertels, die durch die Anerkennung seiner einzigartigen Atmosphäre kultureller Vitalität und gemischter Bevölkerung aus israelischen Staatsangehörigen mit unterschiedlichem Hintergrund oder Wanderarbeitern unterstützt wurde.
Sowohl in Bezug auf Aktivitäten als auch in Bezug auf die Bevölkerung ist Florentin zu dieser Zeit und bis heute ein gemischtes Viertel für Wohnungen und Unternehmen mit Geschäften und Werkstätten im Erdgeschoss und Wohnungen in den oberen. Sie finden dort Tischler und Schmiede, und das Geräusch von Nähmaschinen ist ein Merkmal der Klanglandschaft von Florentin. Die Nachbarschaft von Florentin ist der einzige Ort für eine solche Produktion in der Stadt.
https://fr.timesofisrael.com/la-triste-disparition-du-street-art-dans-le-quartier-florentin-de-tel-aviv/
Alle haben ab den 1990er Jahren dazu beigetragen, die Position und das Image von Florentin in der Metropole Tel Aviv neu zu definieren. Popsongs von bekannten Künstlern und eine Fernsehserie „Florentin“ haben auch dabei geholfen, die Idee dieses Viertels als alternativen Wohnort auf nationaler Ebene zu etablieren und zu verbreiten.
Wenn Tel Aviv im israelisch-palästinensischen Kontext als Weltstadt betrachtet wird, sind die Stadtteile im Süden der Stadt hauptsächlich von der Anerkennung von Tel Aviv als zentraler Ort und als High-Tech-Wirtschaft verschont geblieben. Aber Florentin „spricht“ wie andere Randgebiete über das Zentrum und erzählt uns viel über das, was heute in Tel Aviv vor sich geht.
Tel Aviv und mehr im Süden der Stadt ist daher eine Ein ausgezeichneter Ort, um die lokale Artikulation zu entschlüsseln und die lokalen Auswirkungen und den Ausdruck globaler Trends zu verstehen.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tel_Aviv-Jaffa
https://www.urlaubsguru.de/reisemagazin/tel-aviv-tipps/
https://en.wikipedia.org/wiki/Florentin,_Tel_Aviv
https://www.visit-tel-aviv.com/en/florentin/
https://www.touristisrael.com/florentin/367/
Caroline Rozenholc. The Neighborhood of Florentin : A Window to the Globalization of Tel-Aviv. Journal of Urban and Regional Analysis, Université de Bucarest, 2010, vol. II (n°2), p. 81 - 95.
