STADTPLANUNG B.A.
Entwurf 4. Semester: Bremen Vegesack, Grohn – Gelände Norddeutsche Steingut
Projektidee
Bauamt Bremen Nord, Sommersemester 2020
Historische Aufnahme, Quelle: Bauamt Bremen Nord

Nachnutzung der Norddeutschen Steingut AG, Grohn

Aufgabenbeschreibung
(auszugsweise aus der Ausschreibung zur Beauftragung einer städtebaulichen Studie)


Anlass

Das Unternehmen Norddeutsche Steingut steht vor der Entscheidung einer Betriebsverlagerung / Aufgabe des Standortes Grohn. Entscheidungserheblich sind dabei die Nachnutzungsmöglichkeiten des Standortes und seine Vermarktbarkeit.


Das Umfeld

Das Areal befindet sich im Stadtteil Vegesack, Ortsteil Grohn, unmittelbar an der Regio-S-Bahnstrecke Bremen Hauptbahnhof – Bremen Vegesack/Farge. Der Ortsteil Grohn wird im Wesentlichen durch kleinteilige Wohnnutzungen und den Standort der Jacobs University Bremen (JUB) geprägt. Dazwischen befinden sich im Ergebnis einer historisch entwickelten Gemengelage solitäre Gewerbestandorte (neben der Norddeutschen Steingut u.a. das Entsorgungsunternehmen Nehlsen) und das Unternehmen “Kleine Wolke“, ehemals Tauwerke, welches bereits in großen Teilen den im Süden des Ortsteils Grohn gelegenen Firmenstandort bis auf Verwaltungs- und Distributionseinheiten für eine wohnbauliche Entwicklung aufgegeben hat.  

Eine weitere wohnbauliche Entwicklung fand in den vergangenen Jahren durch die Umnutzung eines ehemaligen Sportplatzes an der Schönebecker Straße, in direkter Nachbarschaft zum Areal der Norddeutschen Steingut, statt.  

Mit der Errichtung der JUB konnte ein Nukleus für die potentielle Ansiedlung von innovativen Unternehmen und Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen geschaffen werden. Der Standort der JUB steht für Erneuerung, Aufbruch und Exzellenz und ist für das Image Bremen-Nords von erheblicher Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wurden durch Bremen im direkten Umfeld der JUB Flächen zur Entwicklung eines “Science Parks“ bereitgestellt. Diese sollen insbesondere technologieorientierten Unternehmen Raum für Entwicklungen geben sowie einen direkten Technologietransfer durch die enge Verzahnung von Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis ermöglichen. Die Flächen erstrecken sich vom Norden der JUB über die Steingutstraße hinaus bis zum P+R-Parkplatz der S-Bahn-Haltestation “Schönebeck“. Nördlich der Steingutstraße werden die Flächen des “Science Parks“ nach aktuellem Sachstand bis Ende 2019 durch ein Übergangswohnheim für Flüchtlinge in Form von Stahl-modulbauten zwischengenutzt.


Plangebiet und Umgebungsstruktur

Das Plangebiet besteht aus fünf Flurstücken mit einer Gesamtfläche von ca. 10,2 ha.

Das Areal ist in weiten Teilen versiegelt und noch überwiegend mit Industriehallen überbaut. Die Produktion wurde bereits vor längerer Zeit auf andere Unternehmensstandorte verlagert. Verblieben sind die Nutzungen Distribution, Lagerung, Verwaltung und Marketing. Im Eingangsbereich gibt es vereinzelt Bürogebäude.

Insbesondere am südlichen Rande des Plangebietes und im Eingangsbereich stehen einige Großbäume.  

Das Areal ist aktuell nur bedingt an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Die Hauptzuwegung verläuft über den Grohner Mühlenweg und einen P+R-Parkplatz. Im südwestlichen Bereich gibt es noch eine untergeordnete Zuwegung über die Straße
“Kücksberg“, die sich im Wesentlichen als Anliegerwohnstraße darstellt. Durch die direkte Lage an der Bahnstrecke und den im südlichen Abschluss des Areals befindlichen Höhenversprung, sind die Erschließung des Areals und damit die Adressbildung im Rahmen einer Neustrukturierung besonders zu beachten.

Im Wesentlichen ist das Firmengelände von einer kleinteiligen, durch freistehende Einfamilienhäuser geprägten Wohnnutzung umgeben.  


Planungsziele und Aufgabenstellung

Planungsrechtlicher Status
Das Gelände der Norddeutschen Steingut AG beurteilt sich planungsrechtlich derzeit nach § 34 BauGB. Der im Jahr 2015 gesamtfortgeschriebene Flächennutzungsplan (FNP) spart das Areal als Weißfläche bislang aus. Im davor gültigen FNP war die Fläche als gewerbliche Baufläche dargestellt.  

Räumlich-thematische Verflechtung
Auf einer stadträumlich zentral gelegenen, bisher gewerblich-industriell genutzten Fläche in Bremen-Grohn könnten neue Nutzungen entstehen. Es bietet sich die Chance, ein bisher unzugängliches Areal von beträchtlichem Umfang trotz der topographischen und infrastrukturell bedingten „Insellage“ besser in die umgebende Stadtstruktur zu integrieren und dem Ortsteil damit einen wichtigen Entwicklungsimpuls zu geben. Das Plangebiet steht darüber hinaus im inhaltlichen Kontext zu weiteren Planungsthemen und Entwicklungspotentialen in der Umgebung, wie z.B. der Erweiterung der JUB ab 2018 und der Nachbarfläche des Entsorgungsunternehmens Nehlsen, die ebenfalls vor der Aufgabe ihres Betriebsstandortes stehen.

Mögliche Nutzungen
Das Areal ist aufgrund seiner Lage und der Charakteristik seines Umfeldes potentiell sowohl für gewerbliche und wohnbauliche Nutzungen als auch soziale und kulturelle Einrichtungen zugänglich, soweit die noch zu klärende Kontamination dies zulässt bzw. wirtschaftlich erscheinen lässt. Die Fläche wird als kontaminationsverdächtiger Standort in der Altlasten-stelle geführt.  
Aufgrund seiner Größe und Lage hat das Areal der Norddeutschen Steingut potentiell überörtliche Bedeutung für eine nachhaltige Sicherung und Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Bremen Nord.  Es erscheint insbesondere die Entwicklung von kleinteiligem, nicht wesentlich störendem Gewerbe mit Flächenbedarfen zwischen 1.000 - 3.000 qm, z. B. in Form eines Handwerkerhofs, realistisch. Gleichzeitig bietet der direkt angrenzende S-Bahnhaltepunkt Schönebeck auch eine hohe Lagegunst für eine wohnbauliche Entwicklung dar. Die Bahnstrecke ist dabei aber auch als Lärmquelle zu berücksichtigen.

Bebauung
Anhaltspunkte einer zukünftigen Baustruktur ergeben sich nicht unmittelbar/zwangsläufig aus der vorhandenen Umgebungsbebauung, bedingt durch die städtebauliche „Insellage“ des Gebietes infolge des deutlichen topografischen Höhenversprungs im Süden und der Bahntrasse im Norden.  

Erschließung
Die Klärung der potentiellen Erschließung des Areals stellt eine wesentliche Aufgabenstellung dar.
Unter Berücksichtigung der bestehenden Höhenverhältnisse (Brückenrampe der Schönebecker Str.) besteht eine vorteilhafte Anschlussmöglichkeit an die Schönebecker Straße zwischen südlichem Brückenkopf (S-Bahn-Überführung) und Übergang in die Bruno-Bürgel-Straße. Südlich des Kreuzungspunkts mit der Bruno-Bürgel-Straße wurde die Schönebecker Straße zur Verkehrsberuhigung zurückgebaut, und kann folglich nur bedingt als Erschließungsstraße für das Plangebiet dienen. Des Weiteren kritisch zu prüfen ist die Einmündung und weitergehende Leistungsfähigkeit der Straße „Kücksberg“ für eine untergeordnete, rückwärtige Erschließung.  

Stadtbild und Stadtraum
Die Gewerbe- und Industriebauten der Norddeutschen Steingut prägen derzeit als Industriekulisse bislang das Plangebiet und die Umgebung. Der mit Bäumen stark bewachsene Höhenversprung zum südlich angrenzenden Siedlungsbereich schirmt die Nachbarareale optisch voneinander ab. Vor diesem Hintergrund ist zu prüfen, welche baulichen Situationen dennoch prägend sind und in den Planungen aufgegriffen und weiterentwickelt werden sollten. Neben hochwertigen gebietsinternen neuen Räumen, ist auch ein besonderer Augenmerk auf die Außenwahrnehmung des Gebietes zu legen. Zudem ist zu prüfen, ob einzelne Bauabschnitte Erhaltungswert besitzen und sich ggf. identitätsstiftend in eine Neukonzeption integrieren lassen.

Grünstruktur
Die höhergelegene Dreiecksfläche an der Schönebecker Straße ist durch dichten Baumbestand gekennzeichnet. Generell ist als Teil der Planungsaufgabe eine adäquate Durchgrünung des Areals und seiner Ränder, die Konzeption der Regenwasserbewirtschaftung und Fragen des energetischen Umweltschutzes zu bearbeiten.

Lärmthematik
Nördlich des Plangebietes befindet sich die Bahntrasse, die den Planbereich mit Lärm belastet. Die weiter nördlich vorhandene Autobahntrasse der BAB 270 liegt im Planungsbereich mehrheitlich in Troglage und belastet den Planbereich nicht zusätzlich. Für die Neukonzeption muss, insbesondere für eine Wohnnutzung, daher im Grundsatz eine leistungsfähige städtebauliche Antwort gefunden werden.