STADTPLANUNG B.A.
Entwurf 4. Semester: Bremen Walle – Almatastraße
Aufgabenstellung – Topic – Définition des tâches
Prof. Klaus Schäfer, Dipl.-Ing. Linda Velte, Hochschule Bremen, Sommersemester 2023
Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit
Dipl.-Ing. Linda Velte, Stadtplanerin Bauamt Bremen-Nord
Tutorin: Marie Joelle Hübner, B.A.

Schwarzplan Bremen mit Projektgebiet (rote Markierung)

Bremen Walle weist aus der Innenstadtperspektive – außerhalb der Überseestadt – zwei markante Hochpunkte auf: den Fernmeldeturm im vorderen Bereich Westend und das sogenannte 18-geschossige ‚Almata-Hochhaus‘ der Vonovia (Immobilienkonzern). Ging es im ersteren Fall darum, die technische Infrastruktur einer Großstadt 1982-86 auszubauen, dürften bei dem damals noch singulären Hochhaus von 1976 städtebauliche Beweggründe für den Turmbau von etwa 60 m Höhe eine große Rolle gespielt haben. Tatsächlich weist die Achse der Waller Heerstraße auf das Hochhaus und umgekehrt auf den St. Petri Dom.

Perspektive aus Waller Heerstraße


Almata-Hochhaus zu seiner Nachbarschaft

Vor Ort lässt sich die Lage des Monuments schwer nachvollziehen. Oder umgekehrt, das Gebäude geht scheinbar in keiner Weise auf seine unmittelbare Umgebung ein. – Welche städtebaulichen und stadtplanerischen Mittel lassen sich entwickeln, um ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen der übergeordneten und der lokalen Bedeutung des Almata-Hochhauses zu finden? Dies bezogen auf seine Randlage, aber auch wegen einer Eindimensionalität der vorherrschenden Nutzung im Quartier als Wohnstandort.

Entwurfsgebiet: Projekt-Rahmen (rot) und unmittelbarer Betrachtungsraum (gelb)

Erweitertes Untersuchungsgebiet
Nach der Zäsur durch den autobahnähnlichen Abschluss der Innenstadt mit Resten der Wallanlage, Stefani-Brücke und Nord-West-Knoten, setzt sich das Bremer Stadtgefüge in ‚Absätzen‘ parallel zu Weser und Hafen mit jeweils eigenen typologischen und stadträumlichen Charakteristika fort. Bevor nach dem Friedhof Walle der Stadtteil Gröpelingen folgt, löst sich in unserem Untersuchungsgebiet das Stadtbild von Walle entlang der Bahntrasse auf. Diesen Endpunkt markiert das Hochhaus und eine Brücke über die Bahntrasse. – Welche räumliche und vor Ort strukturelle Bedeutung kommt dieser Brückensituation zu, wie könnte man sie ausbauen? Wie sollte sich der Ort abgrenzen, gegenüber einem Naturraum und zum Gleisfeld? Wäre eine räumliche Einbeziehung von Osterfeuerberg sinnvoll?

Erweiterte Nachbarschaft

Oben: Grünzug über die Waller Str. Richtung Westen, Blick in den 'Mäusetunnel' auf der Kleingartenseite (Kaisen-Häuser),
unten: Fußweg zwischen grüner Brache am Bahndamm und Wohnzeilen, Almatastraße.

Straßenräume der Nachbarschaft

Oben: Straßenzug Richtung Norden Waller Straße (links), Alte Waller Straße (rechts),
unten: Am Waller See von Osten (links), Baltrumer Straße von Süden (rechts).

Die Aufgabe
Von außen: Die Verknüpfung eines Ortes ‚in der 2. Reihe‘ sollte einhergehen mit einer Verdichtung und funktionalen Anreicherung. Schon lange wird die ‚Unternutzung‘ der Kaisen-Häuser, also des Gebiets jenseits der Bahnanlagen kritisiert und auch über eine begrenzte Transformation zu einer urbaneren Nutzung diskutiert.
Von innen: Die spannende Höhenentwicklung des Geländes entlang der Waller Straße, der Brücke über die Bahn, seiner Dammlage und einer Senke neben dem Hochhaus beträgt fast 10 m. Die Stellung vieler Gebäude bezieht sich nicht auf den öffentlichen Raum, sondern sucht – in gewissermaßen kompositorischer Ordnung – nach einer Nord-Süd-Ausrichtung. Dabei kollidiert eine historische Bockrandorientierung bestimmter Bauten mit einer Freiraumorientierung anderer auf engstem Raum.
Von der Funktion: Die Ruderalfläche zwischen Bebauung und Bahntrasse besteht aus einem Patchwork von Abstandsflächen, privatem und öffentlichen Grün, Kleingärten und Brachen. Im Norden des Untersuchungsgebiets hat sich eine urbane Mischung aus Gewerbe und Wohnen entwickelt. Im Übrigen beschränkt sich der Bereich und seine Nachbarschaft weitestgehend auf eine Wohnnutzung.
Welche Potenziale lassen sich aus den Defiziten des Quartiers entfalten? Wie lässt sich auch ein ‚Randbereich‘ urbanisieren? Das Verhältnis Stadt und Freiraum sollte hinsichtlich einer öffentlichen Wahrnehmung qualifiziert werden. Eine mangelnde Differenzierung zwischen öffentlich und privat sollte mit einer Arrondierung des Gebiets ermöglicht werden, die zu einer Stärkung städtischer Qualitäten beiträgt.