Ruby Zakrzewska, 01.02.2025
This article deals with Leon Battista Alberti (1404–1472), who was an Italian writer, architect, and art theorist of the Renaissance. In his treatise De pictura (1435/36), he developed the theory of central perspective and compared the painting to an "open window" (aperta fenestra). The work is divided into three books: Rudimenta covers geometric and optical principles, Pictura focuses on sketches, composition, and light, while Pictor describes the role and working methods of the painter. Alberti's work revolutionized art by putting the rediscovered ways of painting into words.
Leon Battista Alberti war Schriftsteller, im frühen 15. Jahrhundert und schrieb neben dem Traktat “La Statua” und “De Re Aedificatoria” das Traktat “De pictura”. In “De pictura" kommt auch das berühmte Zitat lat. “aperta fenestra”, also “offenstehendes Fenster” vor.
Alberti fungierte in den 1440er Jahren in der Architektur als Planer, Theoretiker und Berater. Er war, wie er sich selbst nannte, ein malender Dilletant und ließ sich in den Künsten und Handwerken unterrichten. Des Weiteren bewegte er sich in den Kreisen der Künstler und Architekten, da ihn die Kunst und das Handwerk sehr interessierten.

G. Bossi G. Benaglia Porträt von Alberti
Leon Battista Alberti wurde am 14. Februar 1404 in Genua in eine weitverzweigte Kaufmannsfamilie geboren. Die Albertifamilie war seit 1401 aus politischen Gründen aus Florenz verbannt worden. Nach seiner schulischen Ausbildung 1418 in Padua nahm er das Studium der Rechte an der Universität Bologna auf.
Durch den Tod des Vaters am 28. Mai 1421 sah sich Alberti, aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, gezwungen das Studium der Rechte in Bologna aufzugeben.
In Padua studierte er daraufhin Physik und Mathematik und schloss 1428 nachträglich das Studium des Kirchenrechts in Bologna ab.
Im gleichen Jahr erwirkte Papst Martin V. die Aufhebung der Verbannung aus Florenz.
In den Jahren 1431/1432 wurde Alberti mit Hilfe von Molin, dem Patriarchen von Grado und Vorsteher der päpstlichen Kanzlei, ein apostolischer Sekretär in Rom.
Alberti freundete sich mit florentinischen Künstlern an, wie z.B. mit Leonardo Bruni, Giannozzo Manetti oder Vespasiano da Bisticci.
Es wird spekuliert, dass Alberti De Statua vor 1435 schrieb und 1435/1436 vollendete Alberti in Florenz die lateinische und italienische Version von De Pictura.
In der Rolle eines Architekten machte Alberti 1457/58 Entwürfe für Giovanni Rucellai für das Gebäude Palazzo Rucellai (1460) und für die Fassade von Santa Maria Novella (1470) in Florenz. Leon Battista Alberti starb zwischen dem 19. und 25. April 1472 in Rom und 13 Jahre später erschien in Florenz “De Re Aedificatoria”, Albertis Traktat über die Baukunst.

Santa Maria Novella
Das Traktat “De pictura” ist in 3 Bücher aufgeteilt. In dem ersten Buch “Rudimenta” auf deutsch “Lehrstücke” geht Alberti auf die Oberthemen Geometrie, Optik und Perspektive ein. Die Geometrie umfasst Grundlagen wie Punkt, Linie, Flächen und Kreise sowie verschiedene Formen von Flächen und zu guter letzt Winkel und rechte Winkel. In dem zweiten Kapitel, das sich mit der Optik befasst, erklärt Alberti konvexe und konkave Flächen und den Einfluss von Licht und Ort auf Flächen. Das dritte Kapitel, das über das Thema der Perspektive handelt, befasst sich unter anderem mit den Konstruktionslinien einer Zentralperspektive, die Alberti “Sehstrahlen” nennt. Das Sehen erfolgt nach Albertis Erklärung über eine sogenannte “Strahlenpyramide”. Das Gemälde bildet hier die Schnittfläche der Strahlenpyramide. In seiner weiteren Ausführung lehrt Alberti über den Einfluss von Licht und Schatten auf Farben sowie die Wichtigkeit der Proportionalität.

Zentralstrahl und Sehpyramide, L. B. Alberti, Opuscoli morali
In dem zweiten Buch “Pictura” auf deutsch “Malkunst” erzählt Alberti anfangs zu der Geschichte und dem Ansehen der Kunst ein und lobt diese in höchsten Tönen. Nach der Einführung befasst sich Alberti mit den drei wichtigen Aspekten: der Skizze, der Komposition und dem Lichteinfall. Wichtig für die Komposition und Proportionalität empfand Alberti ein Raster, das er empfahl zwischen Szenerie und dem Malenden aufzustellen.

Albrecht Dürer, Der Zeichner mit Fadengitter und quadriertem Papier, Nürnberg 1538
Das dritte und letzte Buch “Pictor” auf deutsch “Maler” handelt um den Maler an sich, wie sich dieser Verhalten sollte und welche Arbeitseinstellung dieser pflegen sollte, um wirklich gut in seinem Fach zu werden.
Aperta fenestra, Finestra aperta
Im 1. Buch beschreibt Alberti im Detail, wie er eine Zentralperspektive konstruieren würde. In diesem Kapitel kommt auch sein berühmt gewordener Satz vor, der die Kunst prägte, indem er sein Gemälde metaphorisch als Fenster bezeichnete.
“Zuerst zeichne ich auf der Fläche, die das Gemälde tragen soll, ein vierwinkliges Rechteck beliebiger Größe: es dient mir gewissermaßen als offenstehendes Fenster, durch welches der ‘Vorgang’ betrachtet wird.”
Das Fenster gilt als Rahmen für das Gemalte, sodass der Maler sich mit Hilfe des Tuchs als Raster nur auf das, was in diesem Viereck zu sehen ist, konzentriert.
Das Fenster soll gleichzeitig als Schnittebene dienen, gerade erwähnter Sehpyramide. Dies war wahrscheinlich leitend für die Neudefinierung des Bildes und die Entwicklung der perspektivischen Konstruktion.
Meiner Interpretation nach kann das Fenster in diesem Zusammenhang als ein Tor in die Welt des Gemäldes interpretiert werden.
Durch die Konstruktion der Perspektive kann eine Tiefe generiert werden und ein Fokus gelegt werden, der in den Bildern ohne diese Technik nicht erlangt wird.
Des Weiteren wurden die Gesichter in den meisten Gemälden aus dem 14. Jahrhundert nicht detailliert mit beispielsweise Emotionen dargestellt, wodurch der Bezug zu den Gemälden nicht hergestellt werden konnte wie zu den Späteren.
Zusammenfassend: in Gemälden aus dem 14. Jahrhundert ist durch den Malstil klar ersichtlich, dass es sich um ein Gemälde handelt, während die Gemälde aus dem 15. Jahrhundert, durch ihren Realismus, eher einem Fenster ähneln, durch welche man ein Schaubild betrachtet.

Duccio di Buoninsegna ‘Christus und die samaritanische Frau’ 1310-1311

Sandro Botticelli ‘Die Verleumdung des Apelles’ 1494
Quellenverzeichnis:
Text:
Leon Battista Alberti, Übersetzung: Oskar Bätschmann und Christoph Schäublin, “Das Standbild, Die Malkunst, Grundlagen der Malerei”, - 2000
Johannes Grave, Reframing the "Finestra Aperta". Venetian Variations on the Comparison of Picture and Window, Zeitschrift für Kunstgeschichte, - 2009 https://www.jstor.org/stable/40379390?seq=1
Bilder:
https://www.wikiart.org/de/leon-battista-alberti
https://www.kunstkopie.de/a/alberti/facade-of-santa-maria-novella.html
Leon Battista Alberti, Übersetzung: Oskar Bätschmann und Christoph Schäublin, “Das Standbild, Die Malkunst, Grundlagen der Malerei”, - 2000, S.64
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Dürer-_Frau-_Vermessung,1525.jpg
https://app.fta.art/de/artwork/ef540b2812de711c0d5e927320b49376320dd959
https://www.meisterdrucke.ch/kunstdrucke/Duccio-di-Buoninsegna/747414/Christus-und-die-Samariterin.html
Leon Battista Alberti war Schriftsteller, im frühen 15. Jahrhundert und schrieb neben dem Traktat “La Statua” und “De Re Aedificatoria” das Traktat “De pictura”. In “De pictura" kommt auch das berühmte Zitat lat. “aperta fenestra”, also “offenstehendes Fenster” vor.
Alberti fungierte in den 1440er Jahren in der Architektur als Planer, Theoretiker und Berater. Er war, wie er sich selbst nannte, ein malender Dilletant und ließ sich in den Künsten und Handwerken unterrichten. Des Weiteren bewegte er sich in den Kreisen der Künstler und Architekten, da ihn die Kunst und das Handwerk sehr interessierten.

G. Bossi G. Benaglia Porträt von Alberti
Leon Battista Alberti wurde am 14. Februar 1404 in Genua in eine weitverzweigte Kaufmannsfamilie geboren. Die Albertifamilie war seit 1401 aus politischen Gründen aus Florenz verbannt worden. Nach seiner schulischen Ausbildung 1418 in Padua nahm er das Studium der Rechte an der Universität Bologna auf.
Durch den Tod des Vaters am 28. Mai 1421 sah sich Alberti, aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, gezwungen das Studium der Rechte in Bologna aufzugeben.
In Padua studierte er daraufhin Physik und Mathematik und schloss 1428 nachträglich das Studium des Kirchenrechts in Bologna ab.
Im gleichen Jahr erwirkte Papst Martin V. die Aufhebung der Verbannung aus Florenz.
In den Jahren 1431/1432 wurde Alberti mit Hilfe von Molin, dem Patriarchen von Grado und Vorsteher der päpstlichen Kanzlei, ein apostolischer Sekretär in Rom.
Alberti freundete sich mit florentinischen Künstlern an, wie z.B. mit Leonardo Bruni, Giannozzo Manetti oder Vespasiano da Bisticci.
Es wird spekuliert, dass Alberti De Statua vor 1435 schrieb und 1435/1436 vollendete Alberti in Florenz die lateinische und italienische Version von De Pictura.
In der Rolle eines Architekten machte Alberti 1457/58 Entwürfe für Giovanni Rucellai für das Gebäude Palazzo Rucellai (1460) und für die Fassade von Santa Maria Novella (1470) in Florenz. Leon Battista Alberti starb zwischen dem 19. und 25. April 1472 in Rom und 13 Jahre später erschien in Florenz “De Re Aedificatoria”, Albertis Traktat über die Baukunst.

Santa Maria Novella
Das Traktat “De pictura” ist in 3 Bücher aufgeteilt. In dem ersten Buch “Rudimenta” auf deutsch “Lehrstücke” geht Alberti auf die Oberthemen Geometrie, Optik und Perspektive ein. Die Geometrie umfasst Grundlagen wie Punkt, Linie, Flächen und Kreise sowie verschiedene Formen von Flächen und zu guter letzt Winkel und rechte Winkel. In dem zweiten Kapitel, das sich mit der Optik befasst, erklärt Alberti konvexe und konkave Flächen und den Einfluss von Licht und Ort auf Flächen. Das dritte Kapitel, das über das Thema der Perspektive handelt, befasst sich unter anderem mit den Konstruktionslinien einer Zentralperspektive, die Alberti “Sehstrahlen” nennt. Das Sehen erfolgt nach Albertis Erklärung über eine sogenannte “Strahlenpyramide”. Das Gemälde bildet hier die Schnittfläche der Strahlenpyramide. In seiner weiteren Ausführung lehrt Alberti über den Einfluss von Licht und Schatten auf Farben sowie die Wichtigkeit der Proportionalität.

Zentralstrahl und Sehpyramide, L. B. Alberti, Opuscoli morali
In dem zweiten Buch “Pictura” auf deutsch “Malkunst” erzählt Alberti anfangs zu der Geschichte und dem Ansehen der Kunst ein und lobt diese in höchsten Tönen. Nach der Einführung befasst sich Alberti mit den drei wichtigen Aspekten: der Skizze, der Komposition und dem Lichteinfall. Wichtig für die Komposition und Proportionalität empfand Alberti ein Raster, das er empfahl zwischen Szenerie und dem Malenden aufzustellen.

Albrecht Dürer, Der Zeichner mit Fadengitter und quadriertem Papier, Nürnberg 1538
Das dritte und letzte Buch “Pictor” auf deutsch “Maler” handelt um den Maler an sich, wie sich dieser Verhalten sollte und welche Arbeitseinstellung dieser pflegen sollte, um wirklich gut in seinem Fach zu werden.
Aperta fenestra, Finestra aperta
Im 1. Buch beschreibt Alberti im Detail, wie er eine Zentralperspektive konstruieren würde. In diesem Kapitel kommt auch sein berühmt gewordener Satz vor, der die Kunst prägte, indem er sein Gemälde metaphorisch als Fenster bezeichnete.
“Zuerst zeichne ich auf der Fläche, die das Gemälde tragen soll, ein vierwinkliges Rechteck beliebiger Größe: es dient mir gewissermaßen als offenstehendes Fenster, durch welches der ‘Vorgang’ betrachtet wird.”
Das Fenster gilt als Rahmen für das Gemalte, sodass der Maler sich mit Hilfe des Tuchs als Raster nur auf das, was in diesem Viereck zu sehen ist, konzentriert.
Das Fenster soll gleichzeitig als Schnittebene dienen, gerade erwähnter Sehpyramide. Dies war wahrscheinlich leitend für die Neudefinierung des Bildes und die Entwicklung der perspektivischen Konstruktion.
Meiner Interpretation nach kann das Fenster in diesem Zusammenhang als ein Tor in die Welt des Gemäldes interpretiert werden.
Durch die Konstruktion der Perspektive kann eine Tiefe generiert werden und ein Fokus gelegt werden, der in den Bildern ohne diese Technik nicht erlangt wird.
Des Weiteren wurden die Gesichter in den meisten Gemälden aus dem 14. Jahrhundert nicht detailliert mit beispielsweise Emotionen dargestellt, wodurch der Bezug zu den Gemälden nicht hergestellt werden konnte wie zu den Späteren.
Zusammenfassend: in Gemälden aus dem 14. Jahrhundert ist durch den Malstil klar ersichtlich, dass es sich um ein Gemälde handelt, während die Gemälde aus dem 15. Jahrhundert, durch ihren Realismus, eher einem Fenster ähneln, durch welche man ein Schaubild betrachtet.

Duccio di Buoninsegna ‘Christus und die samaritanische Frau’ 1310-1311

Sandro Botticelli ‘Die Verleumdung des Apelles’ 1494
Quellenverzeichnis:
Text:
Leon Battista Alberti, Übersetzung: Oskar Bätschmann und Christoph Schäublin, “Das Standbild, Die Malkunst, Grundlagen der Malerei”, - 2000
Johannes Grave, Reframing the "Finestra Aperta". Venetian Variations on the Comparison of Picture and Window, Zeitschrift für Kunstgeschichte, - 2009 https://www.jstor.org/stable/40379390?seq=1
Bilder:
https://www.wikiart.org/de/leon-battista-alberti
https://www.kunstkopie.de/a/alberti/facade-of-santa-maria-novella.html
Leon Battista Alberti, Übersetzung: Oskar Bätschmann und Christoph Schäublin, “Das Standbild, Die Malkunst, Grundlagen der Malerei”, - 2000, S.64
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Dürer-_Frau-_Vermessung,1525.jpg
https://app.fta.art/de/artwork/ef540b2812de711c0d5e927320b49376320dd959
https://www.meisterdrucke.ch/kunstdrucke/Duccio-di-Buoninsegna/747414/Christus-und-die-Samariterin.html