Hochschulseminar – Private Eye on the Public
 
EXPERIMENT - Fensterblicke: Kreative Auseinandersetzung mit dem Blick nach draußen
Lasse Frauenheim, Lena-Cosima Griepentrog, Paul Mörker, 30.01.2025
We often glance out of a window without thinking. But what happens when we do it with full attention? In our self-experiment "Window Views," three people each spent an hour looking out of their home windows—without distractions.

The goal was to explore how this simple act affects our thoughts and feelings. Do we feel calm, bored, or inspired? Where do our thoughts wander? Each person had a different view: a quiet courtyard, a busy street, and a student dormitory.

To capture our experiences, we created Zines—small handmade booklets—where we sketched our views, wrote down thoughts, and reflected on our emotions. The experiment showed how personal and unique each window view can be.


Die alltägliche Handlung, aus dem Fenster zu blicken, geschieht oft beiläufig. Doch was passiert, wenn wir uns bewusst und ohne Ablenkung mit diesem Blick nach draußen auseinandersetzen? Mit unserem Selbstexperiment „Fensterblicke“ wollen wir diese scheinbar banale Tätigkeit in den Fokus zu rücken und die Wirkung eines ungestörten Moments der Beobachtung erforschen. Dafür setzten wir uns selbst vor die Fenster unserer Wohnungen und ließen den Blick nach draußen auf uns wirken.
Im Zentrum standen dabei nicht nur die Eindrücke des Außenraums, sondern insbesondere unsere inneren Reaktionen während des Beobachtens: Wie beeinflusst der Blick nach draußen unsere Gedanken und Gefühle? Was regt der Blick in uns an? Welche Emotionen werden ausgelöst? Versinken unsere Gedanken und wohin wandern sie?
Unsere Ergebnisse verarbeiteten wir anschließend in „Zines“ (von Magazines), kleinen Heftchen, wobei die Gestaltung jedem freigestellt war.
Durch die bewusste Auswahl von drei unterschiedlichen urbanen Perspektiven und die persönliche Reflexion der Teilnehmenden soll deutlich werden, wie stark der Blick aus dem Fenster von individuellen und räumlichen Faktoren geprägt ist.



Das Experiment wurde an einem Freitagmorgen im Januar durchgeführt. Drei Personen nahmen teil, die jeweils eine Stunde lang aus ihrem privaten Fenster hinausblickten. Dabei waren die Szenarien der Fensterblicke ganz unterschiedlich: Ein Innenhof im Bremer Viertel, eine belebte Straße mit Bushaltestelle in Findorff und ein Fenster in einem Studierendenwohnheim in Horn-Lehe.
Ziel war es, durch die Vielfalt der Szenarien und der individuellen Perspektiven zu untersuchen, wie unterschiedlich der Blick nach draußen erlebt werden kann.
Das Besondere an dem Selbstexperiment war die völlige Konzentration auf das, was vor dem Fenster geschieht. Ohne jegliche Ablenkung richteten wir den Blick nach draußen und beobachteten bewusst unsere Gedanken und Gefühle. Der Fokus lag darauf wie der Fensterblick auf uns Beobachtenden wirkte: Empfanden wir Langeweile, Unbehagen oder Beruhigung? Regte der Anblick zu Imaginationen an, etwa zu Geschichten über die vorbeigehenden Menschen? Welche Veränderungen ließen sich im Außenraum oder in der eigenen Wahrnehmung feststellen?
Um unsere Erfahrungen festzuhalten, wurde zuvor ein „Zine“ (kurz für „Magazine“) entworfen. Zines sind Minibüchlein, die durch Falten und Schneiden eines meist A4-großen Blattes Papier erstellt werden. Diese frei gestaltbaren Hefte bieten die Möglichkeit, persönliche Eindrücke und Erfahrung kreativ und niedrigschwellig zu dokumentieren. Durch einen vorab entwickelten einheitlichen Fragerahmen konnte eine gewisse Vergleichbarkeit erreicht werden. Zu Beginn des Experiments hielten wir im Zines fest, wie wir uns im Hinblick auf die kommende Stunde fühlen. Zudem sollten wir unsere persönlichen Fensterblick auf der Titelseite skizzieren. Während der Beobachtung hatten wie die Möglichkeit, individuelle Gedanken und Beobachtungen festzuhalten, und am Ende reflektierten wir, wie wir uns
nach dem Selbstexperiment fühlten. Bewusst gab es keine festen Vorgaben für die Gestaltung des Zines, um uns jeweils größtmögliche Freiheit zu geben. Die persönliche Gestaltung sollte den individuellen Gefühlen und Wahrnehmungen beim Blick aus dem Fenster Raum geben und die Vielfalt der Erfahrungen sichtbar machen.


Zine 1:








Zine 2:








Zine 3:






Aus dem Experiment gingen drei völlig unterschiedliche Zines hervor, die zeigen, wie unterschiedlich der Blick aus einem Fenster erlebt werden kann. Wir konnten feststellen, wie stark die Außenwelt die Wahrnehmung der Betrachtenden beeinflusst. Schon die Stimmung zu Beginn des Experiments verdeutlichte, wie weit die Wahrnehmungen je nach Perspektive auseinandergehen. So wurde die Situation im Wohnheim als „bloßgestellt“ beschrieben, während der Fensterblick in Findorff als vertraut und gewohnt empfunden wurde.

Durch das Experiment setzten wir uns bewusst mit unserer Umgebung auseinander, nahmen sie intensiver wahr und kamen ihr näher. Die verschiedenen Zines spiegeln die unterschiedlichen Fensterblicke, Gefühlswelten und Wahrnehmungen wider.
Mit dem Experiment wollen wir die Leser*innen dazu bewegen das ganze selbst einmal auszuprobieren. Schnappt euch also Papier und Stifte und haltet euren persönlichen Fensterblick fest!