Hochschulseminar – Private Eye on the Public
 
Rimini-Protokoll Trucks Tracks Ruhr, DO'S & DONT'S, Cargo X
Linn Hoppens, 19.02.2025

Introduction
Rimini Protokoll is a Berlin-based theatre collevtive founded by Helgard Haug, Stefan Kaegi, and Daniel Wetzel. They are pioneers of "participatory theatre," working at the intersection theatre, documentation and installation. Their productions feature "experts of everday life" instead of professional actors, providing unique insights into societal themes. 

Theirs work blurs the boundaries between realitiy and fiction, using non-traditional spaces like apartmens, public squares and verhicles. Two notable projecte, Truck Tracks Ruhr (2017) and DO'S & DONT'S, Cargo X, transform urban landscape into interative theatre experiences. 


Einleitung
Rimini Protokoll ist ein bekanntes Theaterkollektiv aus Berlin, das von den Theatermachern Helgard Haus, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel gegründet wurde. Das Kollektiv gilt als eine der führenden Gruppen des partizipativen Theaters und bewegt sich an der Schnittstelle von Theater, Dokumentation und Installation. Charakteristisch für ihre Arbeiten ist, dass sie nicht mit professionellen Schauspielern arbeiten, sondern mit sogenannten "Experten des Alltags" - Menschen, die aufgrund ihrer Lebenserfahrung oder ihres spezifischen Wissens besondere Einblicke in bestimmte gesellschaftliche Themen geben können. Dadurch erhalten ihre Inszenierungen eine große Authenzität und Nähe zur Realität. 

Ein wesentliches Merkmal ihrer Arbeit ist die experimentelle und realitätsnahe Herangehensweise an Theater und Performance-Kunst. Dabei setzen sie auf eine Verwischung der Grenzen zwischen Realität und Fiktion, um das Publikum dazu anzuregen, ihre gewohnte Wahrnehmung zu hinterfragen. Zudem inzenieren sie ihre Stücke häufig an ungewöhnlichen Orten - anstelle klassischer Theaterräume wählen sie Wohnungen, Stadtplätze. Busse oder Lastwagen als Bühnenorte. Diese künstlerische Strategie macht den öffentlichen Raum selber zur Bühne und lädt das Publikum ein, an einer neuen Form des Theaters teilzuhaben.

Bekannte Projekte
Rimini Protokoll hat in den letzen zwei Jahrzehnten eine Vielzahl an Projekten inszeniert, die international große Beachtung fanden. Zu ihren bekanntesten Arbeiten gehörten:

• "100% Stadt“: Eine Performance-Reihe, bei der sie in verschiedenen Städten (z. B. Berlin, London, Tokio) mit 100 Bürgerinnen arbeiten, die statistisch die jeweilige Stadtbevölkerung repräsentieren. Diese Bürgerinnen teilen auf der Bühne ihre Gedanken und Erfahrungen und repräsentieren so die soziale Vielfalt und Dynamik der Städte.

• "Remote X“: Eine Reihe von Audio-Walks, die das Publikum per Kopfhörer durch Städte führt und dabei die Umgebung aus neuen Perspektiven erfahrbar macht. Die Teilnehmenden erkunden ihre Stadt gemeinsam, geleitet von einer künstlichen Stimme, die sie durch ein eigens geschriebenes Skript führt.

• "Weltklimakonferenz" (2014): Eine theatralische Simulation der UN-Klimakonferenzen, bei der das Publikum in die Rollen von Delegierten schlüpft und den komplexen Verhandlungsprozess hautnah erlebt.

• "Nachlass – Pièces sans personnes" (2016): Eine Installation, die sich mit dem Thema Abschied und Vermächtnis auseinandersetzt. In mehreren Räumen erzählen Menschen, die wissen, dass sie bald sterben werden, ihre Geschichten durch Ton- und Videoaufnahmen.

• "Trucks Tracks Ruhr" und "DO'S & DONT'S, Cargo X" : Projekte mit Lastwagen als mobile Bühnen

Projekt: Trucks Tracks Ruhr
"Trucks Tracks Ruhr" ist ein Projekt, welches 2016-2017 im Ruhrgebiet stattfand. Dieses Projekt stellte ein mobiles Theatererlebnis dar, bei dem das Publikum in einem umgebauten Lastwagen durch verschiedene Stationen der Region gefahren wurden. Eine große Panoramascheibe auf einer Seite rahmt gezielt den Blick auf die Umgebung. 49 Künstlerinnen und Künstler haben 49 Orte im Ruhrgebiet akustisch inzeniert, lenken die Aufmersamkeit auf prägnante, verborgene oder oft übersehene Schauplätze und eröffnen so neue Perspektiven auf die Region. Die Zuschauer saßen im Inneren des Trucks und blickten durch eine große Glaswand nach draußen, wodurch die Stadt selbst in eine Bühne verwandelte. An jeder Haltestelle öffnete sich die Leinwand, begleitet von eigens entwickelten Audio- und Video Installationen, die den jeweiligen Ort auf besondere Weise inszenierten. Die Route führte durch unterschiedliche Orte wie Industrieruinen, Wohngebiete und scheinbar alltägliche Plätze, die durch die Inszenierung in einem neuen Licht erschienen. Die genaue Route, so wie Video-Installationen und Tonaufnahmen sind auf der Offiziellen Webseite von dem Rimini Protokoll einzusehen.

Ziel des Projekts war es, das Ruhrgebiet aus einer ungewohnten Perspektiven erlebbar zu machen und die Vielschichtigkeit der Region zu reflektieren. Dabei wurde der Wandel und die Identität des Ruhrgebiets thematisiert, indem die Zuschauer auf eine Art "Theater des Alltags" eingestimmt wurden. Eine besondere Wirkung dieses Projekts bestand in der Gestaltung der Wahrnehmnung und der Sichtbeziehungen. Die Zuschauer nahmen eine geschützte, fast voyeuristische Perspektive ein, da sie hinter der Glaswand isoliert waren und das Geschehen draußen beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Diese schuf eine Situation, in der der öffentliche Raum plötzlich als intime Inzenierung erschien und alltägliche Szenen unbeuwsst zu performativen Momenten wurden. Gleichzeitig beeinflusste das Projekt auch das Verhältnis zwischen öffentlichen und privatem Raum. Menschen, die sich unbeabsichtigt in das Blickfeld des Publikums begaben, wurden Teil der Inszenierung, ohne es zu wissen. Diese Dynamik wirft ethische Fragen auf: Inwiefern greigt das Theater hier in das private Leben der Menschen ein? Ist es moralisch vertretbar, fremde Menschen in ihrem Alltag zu beobachten, ohne dass sie sich dessen bewusst sind?

 


Projekt: DO'S & DONT'S, Cargo X
Ein weiteres Werk von Rimini Protokoll ist "
DO'S & DONT'S, Cargo X". Dieses Projekt beschäftigt sich mit den sichtbaren und unsichtbaren Regeln, die das Verhalten der Menschen im urbanen Raum bestimmen. Ähnlich wie bei "Truck Tracks Ruhr" wird das Publikum in einen umgebauten Lastwagen durch die Stadt gefahren. Doch hier liegt der Fokus darauf, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und zu untersuchen, wie sich Menschen innerhalb dieser Regeln bewegen. Dabei übernimmt ein Kind die Rolle eines stregen Leiters des Experiments und stellt grundlegende Fragen zur Strukturierung des urbanen Zusammenlebens: Welche Regeln bestimmen unser Verhalten? Was passiert, wenn sie infrage gestellt werden? Wie viel Freiheit haben wir tatsächlich und wie sehr sind wir von gesellschaftlichen Normen abhängig?

Besonders spannend an diesem Projekt ist die Perpsektive des Kindes, das als unbefangener Beobachter fungiert. Kinder haben oft einen klareren, unverfälschten Blick auf gesellschaftliche Mechanismen und hinterfragen selbstverständliche Gegebenheiten, die Erwachsene oft nicht mehr bewusst wahrnehmen. Durch diese Herangehensweise regt das Projekt das Publikum dazu an, ihre eigenen Verhaltensweisen und die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen zu reflektieren. Die Vorstellung, ohne Regeln zu leben, wirkt auf den ersten Blick verlockend, doch das Projekt zeicht auch, dass Regeln notwendig sind, um ein funktionierendes Zusammenleben zu ermöglichen. Damit wird auch die Frage aufgeworden, welche Regeln wir in Zukunft benötigen, um eine lebenswerte Stadt zu gestalten. 

Fazit
Sowohl "Truck Tracks Ruhr" als auch "DO'S & DONT'S, Cargo X" verdeutlichen Rimini Protokolls einzigartigen Ansatz, Theater in den öffentlichen Raum zu verlagern und die Zuschauer auf ungwohnte Weise mit gesellschaftlichen Fragen zu konfrontieren. Durch ihre innovativen Inszenierungen, die alltäglichen Orte in Bühnen verwandeln, eröffnen sie neue Perpektiven auf das urbane Leben und machen uns bewusst, dass selbst der gewöhnlichste Ort voller Geschichten, Bedeutung und Inszenierung steckt.

Quellen
http://www.trucktracksruhr.de/de/album/recklinghausen.html
http://www.trucktracksruhr.de/de/album/truck-tracks-ruhr-compilation.html
http://www.trucktracksruhr.de/de.html
http://www.trucktracksruhr.de/de/fahrplan-archiv.html
https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/rimini-protokoll-dos-and-donts

https://www.hebbel-am-ufer.de/programm/pdetail/rimini-protokoll-dos-and-donts
https://taz.de/20-Jahre-Dokutheater-von-Rimini-Protokoll/!5647527/
http://www.trucktracksruhr.de/de/album/recklinghausen.html