Hochschulseminar – Stadt und Rock 'n' Roll
 
Ein Abend mit Jenni Zylka im Heartbreak Hotel
Rita Brenner, Lena Sahlmann, Ganes Santosa, Meike Wilkens, Jasmin Zorn, 07.03.2024
Jenni Zylka, a journalist from Berlin, exchanged ideas with a group of architecture students from HSB in Bremen on January 8, 2024. We explored the representation of urban spaces in song lyrics. Using examples from Frank Sinatra to Tocotronic, Zylka initiated discussions about how music conveys images of cities and evokes emotions. Different approaches were emphasized on how emotional and visual narratives shape listeners' perceptions of different urban environments. This evening's conversations revealed the impact of personal experiences, associations and recurring stylistic elements on different interpretations of music and architecture. 


Jenni Zylka ist eine Journalistin, Schriftstellerin und Moderatorin aus Berlin. Sie schreibt Musik- und Filmkritiken, moderiert im Radio und hat zwei eigene Romane veröffentlicht. Sie ist seit den 90ern bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin tätig und dort vor allem für die Nachwuchsfilme zuständig.
Am 08. Januar 2024 ist Jenni Zylka nach Bremen gekommen, um mit Architekturstudierenden und sonstigen Interessierten über Musik und Stadt zu sprechen. Jenni Zylka hat uns verschiedene Songtexte mitgebracht, die sich mit Punk, dem Underground der Stadt und Nischenkulturen im städtischen Raum auseinandersetzen. Ziel war es, gemeinsam zu beobachten und zu diskutieren, welche Bilder die Künstler uns durch ihre Texte vermitteln. Nach jedem Song wurde besprochen, welche Vorstellungen bestimmter Städte sich im Kopf des Hörers gebildet haben.
Es wurde schnell deutlich, wie unterschiedlich man Orte in der Musik beschreiben kann. Die ersten beiden Songs, „New York, New York“ von Frank Sinatra und „Ich steh auf Berlin“ der Gruppe Ideal, zeigten direkt zwei verschiedene Wege, ein Bild entstehen zu lassen. Während Frank Sinatra eher Emotionen beschreibt und die Bilder weniger konkret erst im eigenen Kopf entstehen, erzählt Annette Humpe bildlich und im Detail von ihrem Weg mit der U-Bahn, über die Straßen und Plätze von Berlin. 
Nachdem wir einen weiteren Song über Berlin gehört haben, stellt uns Jenni Zylka einen Text vor, der sich mit einem ganz anderen städtischen Raum befasst. In “Electric Guitar” von Tocotronic geht es um ein Reihenhaus in einer Vorstadt. Der Protagonist des Liedes hält sich im Keller seines Elternhauses auf und beschreibt sein Umfeld und seine Gefühlslage. Obwohl auf das Umfeld nicht besonders konkret eingegangen wird, entsteht durch die beschriebenen Emotionen und die Umschreibung des Hauses ein spezifisches Bild im Kopf des Zuhörers. Die Einsamkeit, die der Protagonist in der Kleinstadt zu fühlen scheint, wird beinahe greifbar und man bekommt das Gefühl, selbst vor Ort gewesen zu sein. 
Im nächsten Song besuchen wir wieder einen anderen Ort. In "Tom's Diner” von Suzanne Vega und DNA geht es um eine Frau, die am Tresen eines Diners sitzt und das Geschehen um sie herum beschreibt. Der Text des Liedes wird hier sehr konkret, von der Art wie der Kaffee eingegossen wird, bis hin zu den Menschen draußen auf dem Fußweg. An manchen Stellen wird ein sehr genaues Bild vermittelt, ohne es direkt zu beschreiben. So wurde beispielsweise nicht einfach erwähnt, dass es regnet und deswegen der Schirm einer Besucherin nass ist. Es wird erzählt, wie sie hineinkommt, begrüßt wird und ihren Regenschirm ausschüttelt, was für den Zuhörer ein noch lebendigeres Bild erzeugt. Zeile für Zeile wird ein spezifisches Bild kreiert, ohne auf viele der Details genau eingehen zu müssen. Als es später im Song auch um die Gefühle der Protagonistin geht, werden diese auf die gleiche Art vermittelt. 
Im Verlauf des Abends haben wir gemeinsam mit Jenni Zylka über die verschiedensten Songs aus vielen Genres sprechen können. So unterschiedlich die Lieder auch waren, erkannte man immer wiederkehrende Stilmittel. Um die Umgebung zu beschreiben, wurden nicht nur visuelle Eindrücke genutzt. Oft wurden auch die Gefühle der Menschen vor Ort erläutert, um die Vorstellung zu vervollständigen. Die Beschreibung von Geräuschen und Gerüchen war auch ein Stilmittel, das wir mehrfach entdecken konnten. 
Die Bilder, die dabei entstanden, waren für uns mal mehr und mal weniger konkret. Interessant war auch der Aspekt, dass wir möglicherweise alle sehr unterschiedliche Vorstellungen gehabt haben, trotz genauen Erzählungen, da jeder von uns seine eigenen Erfahrungen und Assoziationen zu Musik und Architektur mitbringt.