Hochschulseminar – Stadt und Rock 'n' Roll
 
Die Großstädte und das Geistesleben, Georg Simmel
Lena Sahlmann, 07.03.2024
Georg Simmel, a renowned German sociologist and philosopher, significantly influenced modern sociology through his groundbreaking work "Die Großstädte und das Geistesleben" (The Big Cities and the Intellectual Life) from 1903. In this work, he examined the challenges of the growing urban population in the 19th century, emphasizing anonymity and individualization as well as the complex effects of the monetary economy. Simmel positioned the city as an intellectual center compared to rural areas and analyzed the decline in spirituality and cultural diversity in the context of ongoing cultural change. His multidisciplinary approach and view of the city as a unique way of life continues to shape the understanding of social dynamics and urban challenges.
Georg Simmel, ein renommierter deutscher Soziologe und Philosoph, wurde 1858 in Berlin geboren und starb 1918 in Straßburg. Sein multidisziplinäres Studium in Geschichte, Völkerpsychologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Berlin prägte seine vielschichtige Herangehensweise an soziologische Fragestellungen. Sein wegweisendes Werk "Die Großstädte und das Geistesleben" aus dem Jahr 1903 gilt als Pionierarbeit in der Stadtforschung und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die moderne Soziologie.

Hintergrund des Werks war der wirtschaftliche Wandel im 19. Jahrhundert, der einen Anstieg der städtischen Bevölkerung und neue soziale Strukturen mit sich brachte. Simmel betonte die Herausforderungen, denen die Menschen in Großstädten gegenüberstanden, darunter Armut und Anonymität. In seinem Ansatz zur Stadtforschung prägte Simmel das Zitat: “Der Mensch ist ein Unterschiedswesen, d.h. sein Bewusstsein wird durch den Unterschied des augenblicklichen Eindrucks gegen den vorhergehenden angeregt.” Er unterstrich die einzigartige Lebensweise, die die Großstadt im Vergleich zu ländlichen oder kleinstädtischen Umgebungen hervorbringt. Dabei legte er besonderen Fokus auf individuelle städtische Eigenheiten und betonte die Notwendigkeit, verschiedene Städte differenziert zu betrachten. Simmel erforschte, wie das städtische Leben die geistige Entwicklung und Kultur beeinflusst, wobei er die Stadt als intellektuelles Zentrum positionierte, während das kleinstädtische Leben eher auf das Gemüt und gefühlsmäßige Beziehungen ausgerichtet sei. Die Geldwirtschaft in der Großstadt betrachtete Simmel als zentralen Aspekt sozialer Interaktion. Sein Zitat “Denn das Geld fragt nur nach dem, was ihnen allen gemeinsam ist, nach dem Tauschwert, der alle Qualität und Eigenart auf die Frage nach dem bloßen Wieviel nivelliert” verdeutlichte seine Einsicht in die Komplexität der Geldwirtschaft und ihre vielschichtigen Auswirkungen auf soziale Strukturen. Anonymität und Individualisierung waren weitere Schlüsselaspekte von Simmels Studien. Seine Beobachtungen über die Anonymität in urbanen Gebieten, bedingt durch die Masse an Menschen, führten zur Betonung individueller Freiheit und Selbstentfaltung in der Stadt. Simmel erkannte die Herausforderungen der Selbstbezogenheit und persönlichen Interessen, die in dieser Umgebung entstehen. Unter dem Blickwinkel des Kulturfortschritts analysierte Simmel den Rückgang von Geistigkeit, Zartheit und Idealismus über die Zeit. Sein Zitat “Das Leben wird unendlich leicht gemacht, indem Anregungen, Interessen, Ausfüllungen von Zeit und Bewußtsein sich ihr von allen Seiten anbieten und sie wie in einem Strome tragen, in dem es kaum noch eigener Schwimmbewegungen bedarf” verdeutlichte die negative Auswirkung der wachsenden Arbeitsteilung auf die Vielfalt von Kultur und Institutionen. Simmel argumentierte, dass die zunehmende Einseitigkeit individueller Leistungen zu einem Verlust an kultureller Vielfalt führe.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Simmels Werk einen bedeutenden Beitrag zur Soziologie darstellt. Durch seine umfassende Analyse der Großstadtphänomene im 19. Jahrhundert, insbesondere in Bezug auf Anonymität, Individualisierung und die Auswirkungen der Geldwirtschaft, prägte er nachhaltig das Verständnis sozialer Dynamiken. Simmels multidisziplinärer Ansatz und seine Betrachtung der Stadt als einzigartige Lebensweise haben die moderne Soziologie maßgeblich beeinflusst. Sein Werk eröffnet weiterhin Einblicke in die sozialen Herausforderungen und Potenziale, die mit dem städtischen Leben einhergehen.

Quellen: 
Georg Simmel, Die Großstädte und das Geistesleben, Suhrkampverlag, Ersterscheinung 2006
https://www.hu-berlin.de/de/ueberblick/geschichte/persoenlichkeiten/georg-wilhelm-friedrich-simmel
https://www.dhm.de/lemo/biografie/georg-simmel.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Simmel