Hochschulseminar – Vom Wert des Privaten in der Stadt
 
Beate Rössler – Der Wert des Privaten
Jasper Janssen, 16.03.2022

Beate Rössler was born in 1958 in Heidelberg(Germany).

She has studied German studies, evangelic theology and philosophy.

She wrote her habilitation at the university of Bremen on the topic ,,value of privacy'', which is also the title of her book.

Now she is working at the University of Amsterdam.

For Rössler there is a connection between Privacy and Autonomy.

The privacy makes an autonomous life possible. And because of our desire for autonomy the privacy also becomes worth protecting.

Beate Rössler wurde 1958 in Heidelberg geboren. Sie studierte Germanistik, Theologie und Philosophie und schrieb ihre Habilitation zum ,,Wert des Privaten'' an der Universität Bremen.

Sie arbeitet an der Universität von Amsterdam.

Der Kern von Rösslers Arbeit beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Privatheit und Autonomie. Rössler sieht ein autonomes Leben als erstrebenswert; dieses könne nur ermöglicht werden, wenn das Private geschützt wird.






Zu Beginn ihres Buches erklärt Frau Rössler, dass Privatheit ein vielschichtiger Begriff ist; Sie schneidet mehrere Teilaspekte, auf die sie später wieder zurückkommt, an und grenzt den Begriff von ähnlichen Begriffen wie geheim oder intim ab.

Sie macht deutlich, dass für sie vor allem der Bezug zu Autonomie und der Ermöglichung eines individuell gelungenen Lebens im Vordergrund steht.


Eine Auffassung der Privatheit ist, dass es eine klare örtliche Grenze zwischen der öffentlichen Sphäre und dem privaten Heim gibt. Diese Ansicht hat richtige Aspekte; muss allerdings, laut Rössler, erweitert werden, um ein allgemeines Anrecht auf Privatheit, auch außerhalb der ,,eigenen vier Wände''.




Mit den Begriffen ,,privat'' und ,,öffentlich'' werden mehrere weitere Aspekte assoziiert.

So wird, nach Rössler, das Private mit der Frau und das Öffentliche mit dem Mann assoziiert.

Da die Öffentlichkeit auch die Sphäre der politischen Entscheidungen und der Erwerbsarbeit ist, ist diese ,,Kodierung'' ungerecht und wird von vielen Feministinnen kritisiert.


Rössler bezieht sich auf mehrere liberale Denker, bei denen sich die geschlechtliche Zuordnung zu der öffentlichen und der privaten Sphäre finden lässt.


Rössler schließt sich der Kritik an der geschlechtlichen Zuweisung an und sagt, dass diese Anordnung nur gesellschaftlich festgelegt und veränderbar sei. Sie distanziert sich aber von anderen Kritikerinnen, die in der Privatheit das Hauptübel sehen und diese komplett auflösen wollen. Da sie davon ausgeht, dass jeder Mensch auf Privatheit für das Ausleben von Intimität und die Selbstverwirklichung angewiesen ist.


Die Autorin geht darauf ein, was der Begriff Freiheit ist und welche Möglichkeiten aber auch Einschränkungen es gibt.

Sie sagt, dass mit einer steigenden Anzahl an Möglichkeiten auch das Maß an Freiheit zunimmt.

Dieser Prozess geht aber nur bis zu einem bestimmten Punkt, da irgendwann die Anzahl an Möglichkeiten zu groß ist und überfordert. Wirklich frei ist für Rössler nur jemand, der zwischen dieser Vielzahl an Möglichkeiten entscheiden kann und weiß, was am Besten passt/ authentisch ist.

Hier entsteht die Verbindung zwischen Autonomie und Freiheit.


Frei ist für Rössler also nur eine Person, die auch wirklich weiß, was am besten für Sie ist und gezielt andere Optionen ablehnen kann.

Um dieses Wissen über sich selbst entwickeln zu können, benötigen wir, so Rössler, einen privaten Ort. 


Rössler geht von einem starken Individualismus aus. Jeder Mensch hat für sie unterschiedliche Vorstellungen von einem gelungenen Leben und muss diese selbst herausfinden. Wenn eine Person diese Ziele herausgefunden hat kann sie selbstbestimmt handeln. Da man auch selbst teilweise von seinen Vorstellungen getäuscht sein kann, ist diese Findung der authentischen Wünsche ein fortlaufender Prozess, bei dem man auch rückblickend seine Ansichten ändern kann.




Die Privatheit hat für Rössler also neben dem Selbstzweck auch funktionale Aspekte um Autonomie zu ermöglichen. Die Privatheit bietet sich gut zur Bildung von Autonomie an, da man in dieser Sphäre im Unterschied zur Öffentlichkeit in erster Linie nur vor sich selbst Rechenschaft für das eigene Verhalten abgeben muss. In der Öffentlichkeit befindet man sich hingegen immer im direkten Kontakt zu seinen Mitmenschen.


An dieser Auffassung von Rössler wird kritisiert, dass selbst im Privaten der Mensch sich nie von den Beziehungen/ der Umwelt loslösen kann. Rössler erwidert aber, dass diese Beziehungen eben auch einen wichtigen Teil der Selbstreflexion und Bildung von Autonomie ausmachen.


Rössler geht auf die informationelle Privatheit ein. Sie sagt, für ein autonomes Auftreten sei die Kontrolle von Informationen, die andere über einen wissen, entscheidend. Je mehr an privaten Informationen über einen frei gegeben wird, desto weniger autonom wird man. Auch handelt eine Person anders wenn sie beobachtet wird, und verliert dadurch ihre Autonomität, da sie nicht mehr authentisch handelt.




Das Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit lässt sich mit einer ,,Bühne'' und dem ,,Proberaum'' vergleichen. Während auf der Bühne eine ganz bestimmte Rolle erwartet wird, macht der Hinterraum ein freieres Reflektieren möglich. Hier können eigenständig Rollen geübt werden und losgelöst vom gesellschaftlichen Blick selbstbestimmt werden. Rössler betont noch einmal, dass es ihr um den Schutz der Privatheit geht, der nicht zwangsläufig mit Privateigentum zusammenhängen muss.


Zum Schluss stellt Rössler fest, dass neben dem Schutz des Privaten, als Ort der Selbstfindung und des Rückzugs, die Öffentlichkeit ebenfalls von der Trennung profitiert, da dieser Raum möglichst neutral sein sollte.