Jesse Henrik Rahn, 06.03.2022
Reading the history of a dwelling is possible through patina.
In architecture, we usually associate patina with tarnished roofs of important buildings such as churches or town halls. For us architects, surprisingly, the meaning of the term has a completely different, non-architectural origin:The word patina comes from Italian and means something like:
Patina (Ital. Patina "thin layer", "varnish".
So we use it not only in connection with chemical reactions, i.e. weathering processes on roofing and sculptures and the oxidation of oil paintings and murals. No, it has much more meaning, a deeper meaning.
Die Geschichte einer Wohnung lesen, das geht durch Patina.
Wir benutzen es also nicht nur im Zusammenhang mit der chemischen Reaktionen, also Verwitterungsprozessen an Dachdeckungen und Skulpturen und dem Oxidieren von Öl-Gemälden und Wandmalerein. Nein, es hat gleichwohl viel mehr Bedeutung, einen tieferen Sinn.
Begleittext: Viel mehr als vier Wände von Bernhard Heckler
Zusammenfassung:
Es geht um die Geschichte des Autors selbst und die Erinnerungen an seine Großeltern. Vor allem aber über das, was von dem zurückbleibt. Seine Großeltern lebten ihr ganzes Leben in derselben Wohnung. Aus Altersgründen ziehen diese in ein Pflegeheim. Berhard Heckler wird gefragt, ob er die Wohnung übernehmen möchte. Wenige Tage nach dem Umzug der Großeltern ins Pflegeheim verstirbt die Großmutter.
Quelle: Niklas Keller; https://sz-magazin.sueddeutsche.de/familie/einzug-wohnung-grosseltern-90671
Auf der Beerdigung trägt ein den Pulli, den sie stets flickte. Die Gebrauchspuren sind seine Erinnerungen, die Ausbesserungen, die an seine Großmutter. Kurze Zeit danach kommt für ihn das „Loslassenmüssen“. Die Wohnung wird entrümpelt. Mit den Möbeln verschwindet der Geruch. Das Zurückbleibende bringt Kindheitserinnerungen in ihm hoch. Er durchlebt die Zeit, die er mit seinen Großeltern verbracht hat. Wie sie ihn stets mit Speisen versorgte und mit ihm fast bis zur Erschöpfung spielte.
Schließlich überlagert der Blick des Erwachsenen den Kinderblick, als er begann, die Türen zu schließen. Zimmer für Zimmer. Tür für Tür. Türen und Zimmer voller Geschichten. Er beginnt die Wohnung zu renovieren, und je mehr er die Spuren beseitigt, desto weiter lösen sich die Erinnerungen in ihm auf. Es gleicht einem Prozess den Tod seiner Großmutter zu verarbeiten. Zum Schluss beschreib er seine Motivation, den Artikel zu schreiben. Er wollte er das etwas zurückbleibt jetzt, wo sich die Erinnerungen beginnen aufzulösen.
Wie entsteht Patina in unseren Wohnungen?
Patina entsteht durch Überlagerungen oder chemische Reaktionen. Ausschlaggebend ist dabei unterschiedliche Abnutzungen, Gebrauchspuren, Verfärbungen oder Rückstände.
Angenommen Patina ist mit unseren Sinnen verknüpft, dann kann es zu etwas Immateriellem werden. Patina kann dann zum Beispiel auch das Knarzen einer Diele sein oder eine niedrige Miete. Patina oder Überlagerungen entstehen im Grunde genommen wie von allein. Man muss dem gar nicht nachhelfen. Es ist eine Frage der Zeit.
Regulär nutzen wir den Begriff im Zusammenhang mit Dachdeckungen und Skulpturen aus zum Beispiel Kupfer/Messing, dem Oxidieren von Öl-Gemälden oder Wandmalereien. Daher kommt auch der Zusammenhang, dass wir die Patina als Beweis für das alter des Gegenstandes nutzen. An diesem Punkt schreiben wir diesen Dingen einen Wert zu. Patina ist also ein Resultat vergangener Zeit und hat ganz klar etwas Dokumentarisches.
In Summe kann Patina, wie im Falle von dem Herrn Heckler Erinnerungen anregen, mit denen wir uns mehr oder weniger stark auseinandersetzen. Die Patina um die es hier geht befindet sich im privaten Raum. Sie löst daher auch besonders intime Erinnerungen aus, über die man sich, wenn überhaupt, im privaten Rahmen unterhalten wurde.
Deine Patina ist meine: Eine Verbindung?
Unsere Wohnung:
oben Hannahs, unten Jesses:
Aneignung von Patina
In der Regel wird bei einem Umzug eine Wohnung übernommen, zu der es keine Besonderen vorbeziehen gibt. Wir eignen uns den Raum oder die Wohnung an, um uns dort privat zu fühlen, mit ihr die Patina. Sie wird zu etwas vertrauten, dass einem nach gewisser Zeit kaum auffällt, wie für die Bewohner zuvor möglicherweise auch.
Eine Spurensuche: